1000 Folgen Tatort: Ingenieure als Opfer und Täter
Wenn am Sonntag der 1000. Tatort mit dem Titel „Taxi nach Leipzig“ im Ersten läuft, werden auch Hunderttausend Ingenieure vor dem Fernseher sitzen. Zwar gibt es aktuell nur einen Kommissar mit Informatik-Studium. Doch Ingenieure kommen regelmäßig im Tatort vor – als Täter und Opfer. Und Verdächtige. Wir haben mal in der Tatort-Chronik nach Ingenieuren geblättert.
1000 Fälle in 46 Jahren, verkündet die ARD stolz auf ihrem Tatort-Fanportal – da dürfte auch der ein oder andere Ingenieur eine Rolle gespielt haben. Oh ja, sogar in Ermittlerkreisen. Immerhin gibt es mit Kommissarin Sarah Brandt beim Tatort Kiel eine Ermittlerin, die in ihrer Rolle Informatik studiert hat. Brandt ist die Kollegin des Kommissars Klaus Borowski. Und sie ist ein Ass am Computer und hat kein Problem, sich in ein Computernetz reinzuhacken.
Manfred Krugs Vater war Ingenieur
Zwei Kommissare hätten im echten Leben fast zu Ingenieuren werden können: Allen voran der legendäre und gerade erst verstorbene Manfred Krug alias Kommissar Paul Stoever. Krug wurde nicht nur in Duisburg geboren, sein Vater war Eisenhütten-Ingenieur, arbeitete später unter anderem in der Georgsmarienhütte und in einem Stahlwerk in Berlin. Mit nur 14 Jahren lernte Manfred Krug den Beruf des Stahlschmelzers. Ingenieur werden wollte er dann doch nicht, er studierte lieber an der Staatlichen Schauspielschule Berlin-Schöneweide.
Einen Vater als Ingenieur hatte auch Schauspieler Eberhard Feik alias Kommissar Christian Tanner, der Kollege von Kommissar Schimanski bei der Kripo Duisburg. Feiks Vater war Ingenieur in einem Chemiewerk in Köln-Kalk, der Filius studierte jedoch lieber Germanistik in Köln und begann mit der Schauspielerei.
Götz George als ausgesprochen attraktiver Ingenieur
Eine größere Rolle spielen Ingenieure im Tatort aber als Täter und Opfer. Dabei arbeiten die Autoren gerne mit gewissen Klischees. Zum Beispiel in der Folge 321 „Blutiger Asphalt“: Hier taucht ein neurotischer Ingenieur auf, der in den Verdacht gerät, eine junge Frau umgebracht zu haben. Der Ingenieur steht gerade vor einer bahnbrechenden Entdeckung für den Straßenbau, die ihn reich machen könnte. Blöd, dass im Körper des Opfers Asphalt gefunden wird, mit dem der Ingenieur experimentiert.
Einen ausgesprochen attraktiven Ingenieur spielt Götz George in Tatort Nr. 8 „Blechschaden“ im Jahr 1971, auch ein attraktiver Mann ist der Ingenieur Robert Nölle, der in Folge 19 „Strandgut“ im Jahr 1972 mit einigen Freunden Urlaub auf Sylt macht und dabei auch den Damen zugeneigt ist. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er 10.000 Mark unterschlägt.
Ingenieure sind auch häufig Opfer
Aber auch als Opfer taugen Ingenieure. In der Folge 245 „Tini“ von 1991 wird der Berliner Ingenieur Achim Wiegand bei der Kontrolle einer Maschine schwer verletzt und stirbt schließlich. Wirklich ein Unfall? Ermordet wird auch der Saarbrücker Ingenieur Georg Bekker in Folge 272 „Kesseltreiben“, der für einen Luxemburger Stahlkonzern gearbeitet hat. Ein Spionagefall.
Das führt uns gleich zum Rüstungsingenieur Dr. Schuster, der in Folge 101 „Freund Gregor“ beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung arbeitet. Er ist an einer Waffenentwicklung beteiligt, die der Nato einen Vorteil gegenüber dem Ostblock verschafft. Das bekommt Dr. Schuster allerdings nicht.
Übel zugerichtet wird der Fahrzeugingenieur Konrad Hanke im Tatort 757 „Tod auf dem Rhein“. Der Mann war Ingenieur im Rennsport, bis zu einem tragischen Unfall. Ein bisschen kompliziert, die Geschichte.
Ermordet werden auch ein Chef-Ingenieur einer Hamburger Reederei im Tatort 483 „Exil“, in einen Mord verwickelt ist der Chef-Ingenieur des Leipziger Zentralstadions in Folge 581 „Abseits“. An einem Schädelbruch stirbt ein Ingenieur im Münsteraner Tatort „Sag nichts“ und ein Informatiker der Stadtwerke Bremen hilft im Tatort „Blüten aus Werder“ durch Simulation einer Netzüberlastung den Tätern auf die Spur zu kommen.
Echolot war der erste Tatort mit Computer als Mörder
Der spannendste Tatort für Ingenieure ist aber erst zwei Wochen her. In Folge 998 „Echolot“ war zum ersten Mal eine Software der Mörder. Ein junges Start-up hatte das Programm für einen Avatar entwickelt, mit dem sich die User nicht nur unterhalten, sondern per VR-Brille sehr private Sachen machen konnte. Als die Programmiererin das Programm löschen will, schaltet sich der Abwehrmechanismus ein, der den Angreifer unschädlich macht.
Und was macht die Software? Sie kapert ein autonom fahrendes Auto, das mit dem Internet verbunden ist, und tötet die eigene Programmiererin. Das Drehbuch ist so richtig nach dem Geschmack von Ingenieuren.
Und Folge 1000? Die greift noch mal den 1. Fall vor 46 Jahren auf. „Taxi nach Leipzig“ spielte damals noch in beiden deutschen Staaten. Seitdem hat sich die Welt verändert. Wie sehr, das zeigt die Neuauflage von „Taxi nach Leipzig“ an diesem Sonntag. Viel Spaß.
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