16 Jahre Haft für Kapitän Francesco Schettino – Berufung angekündigt
Kapitän Francesco Schettino ist vom Gericht im toskanischen Grosseto zu einer Haftstrafe von 16 Jahren verurteilt worden. Seine Anwälte haben direkt danach angekündigt, in die Berufung zu gehen. Der Unglückskapitän, der im Januar 2012 das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia vor der kleinen Ferieninsel Giglio in der Toscana auf einen Felsen setzte, bleibt damit auf freiem Fuß. Bei dem Unfall starben damals 32 Menschen.
Nun ist es zu Ende und ist doch nicht vorbei: Nach achtstündiger Beratung verurteilte das Gericht im zum Gerichtssaal umfunktionierten Teatro Moderno im toskanischen Grosseto am Mittwochabend Kapitän Francesco Schettino zu 16 Jahren und einem Monat Gefängnis. In diesem Strafmaß sind zehn Jahre für mehrfache fahrlässige Tötung, fünf Jahre für das fahrlässige Verursachen eines Unglücks und ein Jahr für das Zurücklassen Minderjähriger oder Hilfsbedürftiger Menschen enthalten.
Einen Monat Zusatzhaft bekam Schettino für seine fehlerhafte Kommunikation mit den Seefahrtbehörden. Zudem darf er fünf Jahre lang kein Schiff mehr führen und bekam ein lebenslängliches Verbot, öffentliche Ämter zu bekleiden.
„Sechs Monate Strafe für jeden Verstorbenen“
Überlebende der Schiffskatastrophe, bei der das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia am 13. Januar 2012 mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen fuhr und 32 Menschenleben forderte, zeigten sich enttäuscht über das Urteil: „Sechs Monate Strafe für jeden Verstorbenen, aber für die Familien sind es nicht 16 Jahre, es ist für immer. Wie kann ich mich fühlen, ich bin einfach nur traurig“, sagte die Französin Anne Decré, die den Verband leitet, in dem sich französische Passagiere und Angehörige von Opfern zusammengeschlossen haben.
Schettino sah seine Verurteilung im TV
Die Staatsanwaltschaft hatte für den Unglückskapitän aus Meta di Sorrento bei Neapel eine Haftstrafe von 26 Jahren und drei Monaten gefordert. „Möge Gott Erbarmen mit Schettino haben, denn wir können es nicht“, sagte Ankläger Stefano Pizza in seinem Schlussplädoyer. Der Verurteilte fehlte bei der Urteilsverkündung.
Er hütete mit Fieber das Bett, sah sich die Übertragung im Fernsehen an. „Ich werde kämpfen, um zu beweisen, dass ich die Costa Concordia nicht verlassen habe“, sagte er. Im Prozessverlauf sorgte Schettino für ungläubiges Kopfschütteln, als er verkündete: „Die Schwerkraft hat mich ins Rettungsboot gezogen.“ Ebenso sprachlos registrierte die Öffentlichkeit seinen Auftritt als Panikmanagement-Experte an der Universität Rom.
„Es besteht keine Fluchtgefahr“
Francesco Schettino bleibt trotz der langen Haftstrafe auf freiem Fuß. Noch am Mittwochabend haben seine Anwälte erklärt, die auf Freispruch plädierten, dass sie in Berufung gehen. Um eine Schutzhaft kommt Schettino somit herum. „Es besteht keine Fluchtgefahr“, erklärten die Richter. „Wohin soll er denn fliehen“, fragt Schettinos Anwalt Domenico Pepe. „Man hat vor allem anerkannt, dass er ständig der Justiz zur Verfügung stand. Er war ja auch während des Prozesses praktisch jeden Tag hier.“
„Es ist schwierig, das ein Leben zu nennen, was ich lebe“
Am Mittwochmittag stellte sich der 54-jährige Kapitän in seinem Schlusswort als Sündenbock dar: „Mein Kopf wurde geopfert, um wirtschaftliche Interessen zu schützen“, sagte er. „An jenem 13. Januar bin auch ich zum Teil gestorben“, beteuerte er dann unter Tränen. „Es stimmt nicht, dass ich mich nicht entschuldigt habe. Aber man zeigt doch den Schmerz nicht, um ihn zu instrumentalisieren.“
Am Ende seiner Ausführungen brachte er hervor: „Es ist schwierig, das ein Leben zu nennen, was ich lebe.“ Dann versagte ihm die Stimme. Er brach sein Statement unter heftigem Schluchzen ab und verließ das Gericht. Doch er wird wiederkommen.
Ein Beitrag von: