Ausgrabungen in Tel Aviv 07.04.2015, 10:32 Uhr

Ägypter brauten schon vor 5000 Jahren Bier

Bis in die Gegend, in der heute die israelische Großstadt Tel Aviv steht, erstreckte sich in der frühen Bronze-Zeit das ägyptische Reich. Und wie überall in Ägypten so wurde auch hier in größerem Umfang Bier gebraut. Nachgewiesen wurde das jetzt durch Grabungen im Auftrag der Israel Antiquities Authority (IAA). 

Ende März 2015 wurde am Rande der israelischen Großstadt Tel Aviv bei einer archäologischen Grabung dieses Fragment einer bronzezeitlichen Tonschale gefunden. Sie entstand ungefähr 3500 Jahre vor Christus. 

Ende März 2015 wurde am Rande der israelischen Großstadt Tel Aviv bei einer archäologischen Grabung dieses Fragment einer bronzezeitlichen Tonschale gefunden. Sie entstand ungefähr 3500 Jahre vor Christus. 

Foto: Yoli Shwartz/Israel Antiquities Authority/dpa

Das israelische Archäologen-Team, das vorsorglich den Bauplatz für ein weiteres Hochhaus in Tel Aviv untersuchte, fand bei seinen Grabungen Gegenstände, die bis zu 6000 Jahre alt sind. Dazu gehörten ein Dolch sowie Werkzeuge auf Feuersteinbasis.

Am interessantesten war aber etwas ganz anderes: 17 Grabungen auf dem Bauplatz ergaben, dass dort in den Jahren 3500 bis 3000 vor Christus, also in der frühen Bronze-Zeit, ein umfangreiches Lager für landwirtschaftliche Produkte gestanden hat. Und zu diesem Lager gehörte auch eine Brauerei, in der die Ägypter Bier brauten, so wie das überall in ihrem Reich üblich war. Dazu verwendeten sie große Keramik-Becken. Die Überreste dieser Becken befanden sich unter hunderten von beschädigten Keramik-Gefäßen. 

Bier war gesünder als stark verunreinigtes Wasser

Für die Ägypter, die das heutige Tel Aviv bewohnten, gab es sehr viele Gründe, in großem Umfang Bier zu produzieren. Zum einen gab es Getreide als Ausgangsprodukt in Hülle und Fülle. Zum zweiten war Bier zunächst besser lagerfähig als das Getreide, das vor allem Kleintiere anzog. Und schließlich war das niedrigprozentige Bier als Getränk erheblich sicherer als das vielfach stark verunreinigte Wasser, das immer wieder Krankheiten auslöste.

Aus der frühen Bronze-Zeit gibt es sogar schriftliche Äußerungen, die an moderne Werbespots erinnern, etwa: “Wenn ein Mann ganz zufrieden ist, dann ist sein Mund mit Bier gefüllt.”

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Bier war Grundnahrungsmittel: Bis zu sieben Liter am Tag

Da Ägypten in weiten Landesteilen große Getreideproduktionen und eine umfangreiche Bierproduktion besaß, entwickelte sich Bier immer mehr zu einem wichtigen Grundnahrungsmittel für die gesamte Bevölkerung. Diego Barkan, der die Ausgrabungen in Tel Aviv jetzt leitete, fasst zusammen: “Die Ägypter tranken Bier am Morgen, am Mittag und in der Nacht”.

Die archäologische Grabungsstätte in Tel Aviv wurde mit großen Tüchern abgeschirmt.

Die archäologische Grabungsstätte in Tel Aviv wurde mit großen Tüchern abgeschirmt.

Quelle: Yoli Shwartz/Israel Antiquities Authority/dpa

Welche Mengen das vielfach waren, erläutert Barkan am Beispiel der Bauarbeiter, die in der heutigen Millionenstadt Gizeh die Pyramiden errichteten. Sie erhielten jeden Tag pro Mann außer Brot mehrere Liter Bier. Einer ägyptischen alten Quelle ist zu entnehmen, dass es sich dabei um bis zu sieben Liter Bier am Tag handelte.

Ägypter brachten keramische Industrie ins heutige Israel

Das Archäologen-Team von Diego Barkan konnte die großen Keramik-Gefäße schnell als ägyptischen Ursprungs identifizieren: Im heutigen Israel befinden sich in der nordwestlichen Negev-Wüste in En Besor Überreste eines relativ großen ägyptischen Verwaltungsgebäudes für die Region, das über genau die gleichen Keramik-Behälter für die Bier-Produktion verfügte. Diese ägyptische Keramik unterscheidet sich stark von jener der Urbevölkerung dieser Region im heutigen Israel.

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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