HIRNBEFEHLE AN MASCHINE 04.03.2016, 10:22 Uhr

Affen steuern Rollstuhl nur mit Gedankenkraft

Dass Maschinen „Gedanken lesen“ und so beispielsweise einzelne Gliedmaßen in die gewünschte Bewegung versetzen können, ist nicht ganz neu. Erstaunlich aber sind die Ergebnisse von Neuroforschern in den USA: Sie zeigen, dass auch die Ganzkörperbewegung in einem Raum relativ leicht zu lernen ist.

Auf dem Screenshot von einem Video der Duke University Medical School in Durham (USA) ist zu sehen, wie ein Rhesus-Affe, der in einem Rollstuhl fährt, in einen Essensnapf greift. Einen Rollstuhl allein mit Gedankenkraft steuern – im Affenversuch ist dies jetzt gelungen. 

Auf dem Screenshot von einem Video der Duke University Medical School in Durham (USA) ist zu sehen, wie ein Rhesus-Affe, der in einem Rollstuhl fährt, in einen Essensnapf greift. Einen Rollstuhl allein mit Gedankenkraft steuern – im Affenversuch ist dies jetzt gelungen. 

Foto: Duke University Medical School/dpa

Ein romantisches Bild ist das nicht, wie die beiden Rhesusaffen in einer Art rollendem Käfig festgeschnallt sind, auf dem Kopf etwas, das wie ein Blumentopf aussieht. In einem kahlen und grell ausgeleuchteten Raum bewegt sich der Prototyp-Rollstuhl, und das einzig Schöne in der ganzen Umgebung ist eine Schale mit Trauben.

Die Früchte sind das Lockmittel für die Affen. An sie wollen die Tiere unbedingt ran. Nur: Sie sind in ihrem Rollstuhl komplett bewegungsunfähig. Die Neurowissenschaftler der Duke University im amerikanischen Durham, die diese düster wirkende Installation hergestellt haben, helfen ihnen aber auf die Sprünge. In mehreren Durchgängen zeigen sie den Affen, wie sich der Rollstuhl in Richtung der Trauben bewegen kann. Und dann dauert es nicht lange, bis die Versuchstiere diese Bewegung selbst auslösen können.

Schneller Lernprozess

Wie aber funktioniert das? Das Geheimnis ist das Brain-Machine-Interface (BMI), also eine Schnittstelle zwischen der Rollstuhlsteuerung und dem Gehirn des Probanden. In bestimmten Hirnarealen, die für Bewegung zuständig sind, haben die Forscher Elektroden angebracht, die Aktivitätsmuster registrieren und an das Fahrgerät weitergeben. Die Affen verstehen diesen Zusammenhang offenbar schnell und steuern den Rollstuhl im Verlauf des Experimentes immer präziser.

Gegenüber früheren, ähnlichen Experimenten hat diese Entwicklung zwei wesentliche Unterschiede: Zum einen sind die Elektroden nicht verkabelt, sondern funktionieren per Funkübertragung. Zum anderen, und das ist der entscheidende Punkt, steuern die Affen über die Gedankenkraft nicht bloß einen Arm oder ein Bein, sondern ihren ganzen Körper beziehungsweise den damit verbundenen Rollstuhl. Hier wird also ein Befehl ausgelöst, für den es im Gehirn bislang gar keine zuständige Stelle, keine „Repräsentanz“ gab, wie Mediziner das nennen.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY-Firmenlogo
Feinwerkmechanikerin (w/m/d) für Vakuumsysteme von Beschleunigern Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
Hamburg Zum Job 
Celonic Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Technical Team Manager (w/m/d) Qualification & Asset Change Control Celonic Deutschland GmbH & Co. KG
Heidelberg Zum Job 
BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) der Fachrichtung Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaft, Produktionstechnik, Werkstoffwissenschaft oder vergleichbar BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Solventum Germany GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur Automatisierungstechnik / Mechatronik / Maschinenbau (m/w/*) Solventum Germany GmbH
Seefeld Zum Job 
HERRENKNECHT AG-Firmenlogo
Leiter Mechanische Bearbeitung (m/w/d) HERRENKNECHT AG
Schwanau Zum Job 
Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft-Firmenlogo
W2-Professur "Lasermaterialbearbeitung" Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft
ULTRA REFLEX GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Kunststoff (m/w/d) Entwicklung und Optimierung von Produkten und Prozessen ULTRA REFLEX GmbH
Willstätt Zum Job 
Neoperl GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Meister / Techniker (m/w/d) Prozess-, Automatisierungs- und Elektrotechnik Neoperl GmbH
Müllheim Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) Process Design B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Universität Heidelberg-Firmenlogo
Elektroingenieur*in in der Elektronikentwicklung (w/m/d) Universität Heidelberg
Heidelberg Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in für das Lehrgebiet Carl-Zeiss-Stiftungsprofessur für Produktions- und Herstellverfahren von Wasserstoffsystemen Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Göppingen Zum Job 
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik-Firmenlogo
Ingenieur*in der Fachrichtung Elektrotechnik Max-Planck-Institut für Plasmaphysik
Greifswald Zum Job 
Patent- und Rechtsanwälte Andrejewski, Honke-Firmenlogo
Ausbildung zum deutschen Patentanwalt (m/w/d) und European Patent Attorney Patent- und Rechtsanwälte Andrejewski, Honke
maxon motor GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur (w/m/d) für Qualität in Entwicklungsprojekten | Antriebstechnik maxon motor GmbH
Sexau bei Freiburg im Breisgau Zum Job 
Atlantic GmbH-Firmenlogo
Werksleiter Endbearbeitung Schleifscheiben und Honsteine (m/w/d) Atlantic GmbH
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Elektronenstrahl Schweißtechnik pro-beam GmbH & Co. KGaA
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Wirtschaftsingenieur als Industrial Engineer / Fertigungsplaner (m/w/d) pro-beam GmbH & Co. KGaA
Steinmeyer Mechatronik GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steinmeyer Mechatronik GmbH
Dresden Zum Job 

Große Chance für menschliche Patienten

Genau das ist nach Ansicht von Projektleiter Miguel Nicolelis der große Fortschritt. Der brasilianische Neurowissenschaftler beschäftigt sich seit Jahren mit der direkten Verbindung von Gehirn und Bewegungshilfen und machte vor allem bei der Fußball-WM 2014 auf seine Forschung aufmerksam: Da ließ er im Eröffnungsspiel einen Gelähmten mithilfe eines so genannten Exo-Skeletts den symbolischen Anstoß ausführen.

Was für die Affen im besten Fall ein gewinnbringendes Spiel ist, könnte nach Ansicht der Forschergruppe ein großer Sprung für menschliche Patienten sein. Der Rollstuhl werde für sehr viele Gelähmte das Bewegungsmittel Nummer eins bleiben, schreiben sie in einem Beitrag für „Scientific Reports“. Und deshalb eröffne die Forschung selbst vollständig Gelähmten die Möglichkeit, sich selbstständig im Raum zu bewegen.

Nachteil ist allerdings, dass die Elektroden operativ im Schädel eingepflanzt werden müssen. Außerdem sind nach den vielversprechenden Experimenten weitere Tests notwendig. Die müssen zum Beispiel sicherstellen, dass die Affen nicht doch durch minimale Bewegungen, etwa der Arme, „nachgeholfen“ haben.

 

Ein Beitrag von:

  • Werner Grosch

    Werner Grosch ist Journalist und schreibt vor allem über Technik. Seine Fachgebiete sind unter anderem Elektromobilität, Energie, Robotik und Raumfahrt.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.