Archäologen finden 130 000 Jahre alte Werkzeuge der Neandertaler
Im Braunkohletagebau Vattenfall in Brandenburg haben Archäologen Werkzeuge von Neandertalern gefunden. Damit steht fest: Unsere Vorfahren haben in diesem Gebiet schon viel früher als bisher angenommen gelebt – nach Angaben der Wissenschaftler bereits vor 130 000 Jahren.

Beim Fund dieser Feuersteine hatte der Wettergott seine Hände im Spiel: denn sie kamen nicht bei während der Ausgrabungen zum Vorschein, sondern wurden vom Regen freigespült.
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Unterkiefer und Halswirbel eines Wildpferdes, Feuersteine und ein Schaber für Fleischreste gehören zum Sensationsfund, den Archäologen der Freien Universität Berlin und Mitarbeiter des Energiekonzerns Vattenfall während Ausgrabungsarbeiten im Braunkohlewerk gemacht haben. Die Fundstelle liegt nordöstlich von Cottbus im brandenburgischen Tagebau Jänschwalde, 20 Meter unter der Erde.
Eiszeitlicher Fundplatz
Dass die Archäologen Werkzeuge von Neandertalern in einem Tagebau gefunden haben, sei ungewöhnlich, schwärmt Landesarchäologe Franz Schopper: „So tolle Funde von Neandertalern wurden bisher nur in Höhlen gemacht.“ Die Funde weisen auf einen Jagdplatz unserer Vorfahren hin. Hier haben sie wahrscheinlich Elche, Wölfe, Wildpfere und den heute ausgestorbenen Steppenbison gejagt. Die Gegend bestand den Experten zufolge aus einer flachen Niederung, die durch seichte Gewässer unterbrochen wurde. Zur Flora zählten Sanddorn, Weiden, Birken sowie Kräuter, Gräser und Moose.

Diese Kostbarkeiten fassen die Archäologen nur mit Handschuhen an: Links ist der Unterkiefer und rechts der Halswirbel eines etwa 130 000 Jahre alten Pferdeskeletts zu sehen.
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Hilfe vom Wettergott: Regen legte uralte Feuersteine frei
Die Ausgrabungsarbeiten fanden während des laufenden Tagebaubetriebs an einer Böschung statt. Dabei legten die Archäologen die Funde mit einem Grabungsbagger Schicht für Schicht frei. Manchmal half dabei auch der Wettergott, erinnert sich Grabungstechniker Roberto Piskorski an einen warmen, regnerischen Tag im Juli 2013: „Manchmal wird ja beim Regen etwas freigespült, und da bin ich noch einmal die Grabungsflächen abgegangen.“ Er entdeckte bernsteinfarbige Steine, die auf den ersten Blick nicht besonders wirkten. Doch sie entpuppten sich als Feuersteine, ein uraltes Werkzeug der Menschen.
Der Energiekonzern Vattenfall hat das Ausgrabungsprojekt in den letzten Jahren bereits mit acht Millionen Euro unterstützt. Zuvor fanden die Wissenschaftler schon Feuersteinwaffen von Rentierjägern vom Ende der letzten Kaltzeit vor 13 000 Jahren. „Aber die in den vergangenen Wochen entdeckten ersten Spuren der Interaktion des Neandertalers mit der Lebensumwelt in der vorletzten Eiszeit sind zehnmal so alt“, erklärt Schopper.
Die Funde beweisen, dass unsere Vorfahren, die homo neanderthalensis, vor 130 000 Jahren nahe der heutigen Stadt Cottbus lebten. „Die Geschichtsbücher müssen nun neu geschrieben werden“, erklärte Sabine Kunst, Brandenburgs Wissenschaftsministerin.

Grabungstechniker Roberto Piskorski untersucht parallel zu den Ausgrabungen Sedimentschichten im Tagebau Jänschwalde bei Heinersbrück. Diese beweisen, dass der Neandertaler viel früher als bisher vermutet in diesem Gebiet gelebt hat.
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Knochen der Neandertaler selbst hat man bisher noch nicht entdeckt, bedauert der Landesarchäologe Schopper. Doch das kann sich noch ändern: Denn die Grabungen im Tagebau Jänschwalde laufen noch bis nächstes Jahr.
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