Auch das noch: Selbstfahrender Supermarkt ohne Kasse und Mitarbeiter
Reingehen, mitnehmen, rausgehen: Chinesische Entwickler testen derzeit einen rollenden Supermarkt, in dem man rund um die Uhr einkaufen kann. Bezahlt wird automatisch per App, der Wagen soll autonom fahren können. Die Chinesen treiben damit Amazons Pläne mit „Go“ noch auf die Spitze.
Besonders anheimelnd ist die Atmosphäre im rollenden Supermarkt namens Moby nicht: nackte Regale, grelles Licht und nüchtern aufgereihte Waren. Doch die Aufenthaltsqualität ist den Entwicklern nicht wichtig. Denn hier, im rollenden Supermarkt auf den Straßen von Shanghai, geht es nur um eines: schnell rein, einkaufen, schnell wieder weg.
Die Erfinder sehen in Moby das Shopping-Konzept der Zukunft. Und das funktioniert, wie sollte es anders sein, mithilfe einer App. Wer die installiert und sich bei dem Service angemeldet hat, kann jederzeit sehen, ob ein fahrbarer Supermarkt in der Nähe ist. Dann könnte er hingehen, die gewünschten Produkte einsammeln und einfach wieder verschwinden – ohne an der Kasse anstehen zu müssen. Denn Kassen gibt es nicht.
Der Markt registriert beim Verlassen automatisch, welcher Kunde gerade was mitgenommen hat, und bucht die Kaufsumme von dessen Konto ab. Das war’s.
Lieferung auch per Drohne möglich
Wer selbst für den kurzen Fußweg zu faul ist oder vielleicht in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt ist, der kann natürlich bei Moby auch online ordern. Jedes Fahrzeug soll mit vier Drohnen bestückt sein, die dann die Bestellung direkt ausliefern können. So will UPS zum Beispiels Drohnen von einem Paketauto starten lassen.
Und das alles ohne einen menschlichen Eingriff, denn das Fahrzeug ist autonom unterwegs – jedenfalls in Zukunft. Heute gilt auch in Shanghai noch die Regel, dass autonome Steuerungssysteme im Straßenverkehr von einem menschlichen Fahrer zumindest überwacht werden müssen. Und die Drohnen-Steuerung ist auch noch nicht weit genug entwickelt.
Die Entwickler werben für Moby derweil nicht nur als Shoppingerlebnis, bei dem der schrecklich unangenehme menschliche Kontakt weitgehend vermieden werden kann. Sie sehen das Fahrzeug auch noch als ökologischen Gewinn, weil es allein mit Solarenergie angetrieben werden könne. Außerdem haben sie ein Filtersystem eingebaut, das ganz nebenbei die Luft in der Umgebung reinigt.
Diebstahl leicht gemacht?
Aber funktioniert das Ganze auch sicher oder ist es eher eine Einladung an findige Ladendiebe? Das Beispiel Amazon lässt Zweifel an der Sicherheit aufkommen. Der Onlinehandelsriese hatte Ende vergangenen Jahres in den USA den ersten Laden namens Amazon Go eröffnet, in dem der Kaufvorgang ebenso automatisiert ist wie bei Moby.
Zunächst konnten hier nur Amazon-Mitarbeiter einkaufen. Im Frühjahr sollte das Geschäft eigentlich für normale Kunden geöffnet werden, aber dieser Schritt wurde verschoben. Die Rede ist von „technischen Problemen“, wenn relativ viele Menschen im Ladenlokal sind. Da liegt der Verdacht nahe, dass man in einer großen Menschenmenge doch relativ leicht kostenlos einkaufen kann.
Ob der derzeit laufende Test in Shanghai erfolgreicher ist, bleibt abzuwarten. Die Entwickler – beteiligt ist unter anderem die Heifei Universität – sehen jedenfalls viele Anwendungsmöglichkeiten ihres Konzeptes, etwa auch als Café oder als Apotheke. Wer sich so ganz ohne Kassiererin, Auffüller und Marktleiter dann doch einsam fühlt, hat übrigens zumindest den Einkaufsassistenten „Hol“ als Kontaktperson. Der ist zwar kein Mensch, aber doch ein recht überzeugendes Hologramm.
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