Auf Geldscheinen wachsen 3000 verschiedene Bakterientypen
3000 verschiedene Bakterientypen finden auf Geldscheinen ideale Wachstumsbedingungen und machen diese zur Gesundheitsgefahr. Mit ultraschnellen Gen-Sequenzierungsmethoden fanden US-Wissenschaftler sogar DNA des Breitmaulnashorns.
Der Dollar lebt! Zumindest kann man dies getrost über die Ein-Dollar-Noten behaupten, die Wissenschaftler der New York University (NYU) jetzt untersucht haben. Für ihr Dirty Money Project hatten sie 80 gebrauchte Ein-Dollar-Scheine bei einer Bank in Manhattan eingesammelt.
Mit Hilfe modernster Technik wie ultraschnellen Gen-Sequenzierungsmethoden und computergestützten Datenbanken haben sie diese Banknoten auf Mikroorganismen untersucht. Sie wurden schnell fündig: Insgesamt fanden sie auf den Scheinen 1,2 Milliarden DNA-Segmente unterschiedlichster Herkunft, schreibt das Wall Street Journal über das Projekt.
Tausende Viren- und Pilzarten wachsen in der Brieftasche
Das Ergebnis verblüfft selbst die Wissenschaftler: „Wir haben tatsächlich herausgefunden, dass Mikroben auf Geld wachsen“, sagt Jane Carlton, Direktorin für Genomsequenzierung am Zentrum für Genomforschung und Systembiologie der Universität New York. Rund 3000 Bakterientypen konnten die Forscher identifizieren. Das ist deutlich mehr, als in bisherigen Studien mit herkömmlichen Labormethoden zutage getreten ist, aber trotzdem nur rund ein Fünftel der gefundenen nichtmenschlichen DNA auf den Scheinen – viele Mikroorganismen sind in den Gen-Datenbanken noch gar nicht registriert. Zu den Bakterien kommen noch diverse Viren und Pilze.
Diese Mixtur macht die Scheine zu einer echten Gefahr für Menschen, da sie Krankheiten wie Lungenentzündungen und Magengeschwüre verursachen können. Am häufigsten waren Aknebakterien, aber auch Milzbrand- und Diphterie-Erreger fanden sich in Spuren. Die Forscher identifizierten zudem Gene auf den Scheinen, die für die Resistenz gegenüber Antibiotika verantwortlich gemacht werden.
Sogar DNA des Breitmaulnashorns fanden die Forscher auf Geldscheinen
Rund die Hälfte der Mikroorganismen stammen von Menschen. Aber auch Hunden und Pferden ließen sich die Spuren zuordnen – und sogar von einem Breitmaulnashorn wurde DNA gefunden. „Ein großes Spektrum des Lebens spiegelte sich vor unseren Augen auf dem Geld wider“, fasst die NYU-Genomforscherin Julia Maritz zusammen, die einen Großteil der DNA-Analyse vorgenommen hatte.
Dass die Mikroorganismen sich in so großer Zahl auf den Scheinen finden, habe mehrere Gründe, berichtet das Wall Street Journal. Zum einen zählen Geldscheine weltweit zu den am meisten herumgereichten Gegenständen. Sie kommen also mit den unterschiedlichsten möglichen Quellen für Keime in Kontakt. Zudem bestehen unter anderem die in dieser Studie untersuchten Banknoten, die durchschnittlich 21 Monate im Umlauf sind, in der Regel aus einem Baumwoll-Leinen-Mischgewebe.
Dessen faserige Oberfläche ist wie geschaffen für die Besiedelung durch Keime. Als Nährboden dienen die wachsartigen Rückstände aus Haut und Ölen, die jeder Mensch beim Berühren der Scheine auf dem Papier hinterlässt. Zum guten Schluss werden die Banknoten gerne nah am Körper transportiert. Die Wärme lässt die die Mikroorganismen sprießen und gedeihen. „Eine Brieftasche, die Körpertemperatur hat, fungiert als Petrischale“, erklärt Philippe Etienne, Geschäftsführer von Innovia Security, die spezielles Papier für Banknoten produziert und 23 Länder beliefert, gegenüber der Wirtschaftszeitung.
Kunststoffscheine sind scheinbar auch keine Lösung
Gegen die Durchseuchung der Scheine ist bisher noch kein wirksames Kraut gewachsen. Um die Bakterienanzahl auf ihren Banknoten zu senken, experimentieren einige Länder zwar bereits mit Scheinen aus flexiblem Kunststoff. Tatsächlich sind diese nicht saugfähigen Polymer-Scheine laut einer australischen Studie weniger keimbelastet als herkömmliche Banknoten. Andere Test wiederum hätten jedoch gezeigt, dass manche Keime dafür länger auf dem Kunststoff überlebten, berichtete das Magazin „Antimicrobial Resistance and Infection Control“ bereits 2013.
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