Ausstellung erinnert an Karwendelbahn-Bauer Josef Riehl
Am 28. 10. 1912 wurde die Strecke der Mittenwald- oder Karwendelbahn offiziell eröffnet. Anlässlich des 100. Geburtstags dieser Hochgebirgsbahn wird in einer Ausstellung ihres Erbauers gedacht: Josef Riehl (1842-1917) zählte zu den bedeutendsten Ingenieuren seiner Zeit. Zeitgenossen behaupteten, die Eisenbahnkarte Tirols sei seine Visitenkarte. „Unter Strom – Josef Riehl – Ingenieur und Unternehmer“ ist noch bis zum 31. 10. 12 zu sehen.
Der Seefelder Sattel in Tirol wird nachweislich seit 4000 Jahren zur Alpenquerung genutzt. Im 2. Jahrhundert n. Chr. bauten die Römer die Transitroute über den Brenner und weiter nach Scharnitz aus. Mitte des 19. Jahrhunderts begann auch in Tirol der Tourismus. Die Erschließung des Seefelder Plateaus durch die Karwendelbahn brachte neue Erwerbsmöglichkeiten.
Der Ingenieur Josef Riehl hat sie erbaut. Riehl wurde am 31. 8. 1842 in Bozen geboren. Seine berufliche Tätigkeit begann er im Jahre 1864 beim Bau der Brennerbahn. Anschließend arbeitete er bei der Trassierung der Pustertalbahn in Südtirol und bei Bahnbauten in Ungarn. Somit fiel sein Schaffen in die zweite große Phase des Eisenbahnbaus des 19. Jahrhunderts. Die überregionalen Fernverbindungen waren bereits fertiggestellt. Anschließend galt es bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, das Nahverkehrsnetz und die Regionalbahnen auszubauen.
Josef Riehl: Baufirma erschloss schwer zugängliche Täler in Tirol für die Bahn
Im Jahre 1870 gründete Riehl seine eigene Baufirma, die bis 1917 fast alle Nebenbahnen Tirols baute. Diese sogenannten Sekundär- und Tertiärbahnen erschlossen schwer zugängliche Täler und trugen dadurch zur Entwicklung des zentralen Alpenraums bei. So entstand die „Visitenkarte“ des Tiroler Technikpioniers. Durch eigens für die Innsbrucker Ausstellung zusammengestellte Karten kann erstmals die Gesamtschau aller Bauvorhaben und Projekte Riehls vermittelt werden.
Die Karwendelbahn galt als Riehls kühnstes Werk. Sie wurde in Planung, Ausführung und Betrieb vorbildlich für zahlreiche Nachfolgeprojekte in der k.u.k.-Monarchie. Seitdem wurden elektrische Vollbahnen allgemein in Österreich, der Schweiz und Deutschland eingeführt. Obwohl Riehl schon seit 1880 an dem Projekt arbeitete, erhielt er erst nach Abschluss eines österreichisch-bayerischen Staatsvertrags am 11. 11. 1904 den Auftrag für die gesamte Bahnanlage. Dieser umfasste alle Grundablösungen, den Bau sämtlicher elektrischer Einrichtungen sowie des zugehörigen Kraftwerks am Ruetzbach.
Damit ging die Mittenwaldbahn als Meilenstein in die Eisenbahngeschichte ein: Die vielen Tunnelbauten machten sie seinerzeit zu einem der teuersten Bahnprojekte – gemessen an ihrer Länge von 63,7 km. Mit einer maximalen Steigung von 36,5 ‰ ist der Streckenverlauf steiler als bei den Bahnen am Brenner (26 ‰) oder am Arlberg (31 ‰).
Die Karwendelbahn war die erste elektrische Vollbahn mit Normalspur (1435 mm) in der österreichisch-ungarischen Monarchie.
Das eigens errichtete Kraftwerk an der Ruetz im Stubaital versorgte die Bahn mit elektrischer Energie. Gemeinsam mit der AEG wurde zum ersten Mal Einphasen-Wechselstrom mit einer Spannung von 15 kV und einer Frequenz von 16 2/3 Hz gewählt, was weltweit Modellcharakter hatte.
Josef Riehls Mittelwaldbahn ist heute eine beliebte Touristenattraktion
Touristisch hatte die Mittenwaldbahn ihre großen Auftritte zu Zeiten der Olympischen Spiele in Seefeld und Garmisch-Partenkirchen. Sie ist bei Alpentouristen und Wanderern sehr beliebt, die Fahrt gewährt beeindruckende Ausblicke auf die Tiroler und bayerischen Berge.
Der Bahnhof von Klais ist mit 933 m die höchstgelegene IC-Station Deutschlands. Aber auch diese Hochgeschwindigkeitszüge der DB-Baureihe 411 (ICE-T mit Neigetechnik) bummeln auf der Strecke der Karwendelbahn mit einer maximalen Geschwindigkeit von 70 km/h herum.
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