Aussterben der Dinosaurier: Schwefel ist nicht der Hauptgrund
Ein Asteroiden-Einschlag sorgte vor 66 Millionen Jahren für das Aussterben der Dinosaurier. Schwefel-Aerosole waren aber nicht der Hauptgrund für die darauf folgende globale Kältephase.
Vor etwa 66 Millionen Jahren veränderte ein einschneidendes Ereignis die Geschichte der Erde: Der Chicxulub-Asteroid schlug auf der Halbinsel Yucatán ein und löste eine Katastrophe aus, die etwa 75 % aller Arten auslöschte. Dieser Einschlag führte zu einer globalen Klimakrise und veränderte die Ökosysteme der Erde nachhaltig. Doch welche Faktoren waren letztlich entscheidend für das Aussterben der Dinosaurier? Lange Zeit galt Schwefel als Hauptursache für die dramatische Abkühlung. Eine neue Studie der Vrije Universiteit Brussel und der Luleå University of Technology Sweden liefert jedoch differenziertere Erkenntnisse und rücken andere Mechanismen in den Vordergrund.
Inhaltsverzeichnis
Der Chicxulub-Einschlag hatte globale Folgen
Der Chicxulub-Asteroid hatte einen Durchmesser von schätzungsweise 10 bis 15 Kilometern und hinterließ einen Krater von etwa 200 Kilometern Breite. Der Einschlag setzte enorme Energiemengen frei, vergleichbar mit Milliarden von Atombombenexplosionen. Diese Wucht verdampfte Gestein, schleuderte riesige Mengen an Staub, Ruß und Gasen in die Atmosphäre und sorgte für eine drastische Veränderung der Umweltbedingungen.
Die Folge war ein sogenannter Impaktwinter: Staub und Ruß blockierten das Sonnenlicht, was zu einer plötzlichen und extremen Abkühlung der Erdoberfläche führte. Pflanzen konnten keine Photosynthese mehr betreiben, was die Nahrungsnetze zusammenbrechen ließ. Innerhalb weniger Jahre waren viele Arten nicht mehr lebensfähig.
Schwefel galt lange als Hauptursache
Frühere Studien identifizierten Schwefel als Hauptursache für die globale Abkühlung. Schwefelhaltige Mineralien am Einschlagsort verdampften durch die enorme Hitze und wurden als Sulfataerosole in die Atmosphäre freigesetzt. Diese Aerosole reflektierten Sonnenlicht zurück ins All und verstärkten die Kältephase.
Die Schätzungen über die Menge des freigesetzten Schwefels variierten jedoch erheblich – von einigen Milliarden bis hin zu mehreren Hundert Milliarden Tonnen. Diese Unsicherheiten beruhten auf verschiedenen Faktoren wie der Zusammensetzung des Gesteins, der Geschwindigkeit und dem Winkel des Einschlags sowie den Schockbedingungen für schwefelhaltige Mineralien.
Neue Studien liefern differenzierte Ergebnisse
Das internationale Forschungsteam aus Belgien und Schweden nahm sich dieser Fragen an. Mithilfe moderner Analysemethoden untersuchten die Forschenden Bohrkerne aus der Chicxulub-Kraterregion sowie Sedimente der K-Pg-Grenze, die weltweit zu finden sind. Diese Grenze markiert die Zeit des Asteroideneinschlags und ist durch eine charakteristische Gesteinsschicht gekennzeichnet.
Katarina Rodiouchkina von der Luleå University of Technology Sweden erklärte: „Anstatt uns nur auf den Einschlag selbst zu konzentrieren, analysierten wir die Folgen. Wir untersuchten den Schwefel-Fingerabdruck der Kratergesteine und nutzten Isotopendaten, um zwischen einschlagsbedingtem Schwefel und natürlichen Quellen zu unterscheiden.“
Durch die Analyse der Isotopenzusammensetzung konnten die Forschenden die freigesetzte Schwefelmenge auf etwa 67 ± 39 Milliarden Tonnen schätzen. Diese Menge liegt deutlich unter früheren Annahmen, die von bis zu 300 Milliarden Tonnen ausgingen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Impaktwinter milder war als bislang angenommen. Dies hätte eine schnellere Erholung des Klimas und das Überleben einiger Arten begünstigt.
Feinstaub ein nicht zu unterschätzender Faktor
Neben dem Schwefel rücken in neueren Studien andere Faktoren wie Feinstaub in den Fokus. Eine Untersuchung des Königlichen Observatoriums von Belgien zeigt, dass mikrometergroßer Feinstaub eine zentrale Rolle spielte. Diese Partikel blieben bis zu zwei Jahre in der Atmosphäre und blockierten das Sonnenlicht noch effektiver als Schwefel. Dadurch wurde die Photosynthese global unterbrochen und die Umweltveränderungen weiter verstärkt.
Die Kombination aus Schwefel und Feinstaub war daher wahrscheinlich für die extremen klimatischen Bedingungen verantwortlich. Während Schwefel in numerischen Modellen oft überbewertet wurde, zeigen die neuen Daten, dass andere Partikel ebenso bedeutend waren.
Diese Studien werfen ein neues Licht auf das Massensterben vor 66 Millionen Jahren. Sie zeigen, dass das Klima nach dem Chicxulub-Einschlag weniger drastisch abkühlte, als lange vermutet. Dies könnte erklären, warum etwa 25 % der Arten das Ereignis überlebten.
Ein Beitrag von: