Bergbau begründete Schlesiens Bedeutung
Oberschlesische Bergwerke waren 200 Jahre ein wirtschaftlich wichtiger Teil Preußens. Das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen bringt jetzt Bergfremden die Industrie dieser Region näher. Anlass ist das Polen-Nord-Rhein-Westfalen-Jahr 2012.
Die Geschichte des Bergbaus in Schlesien ist eine Geschichte von Innovation, Macht und Reichtum sowie von Entbehrung und körperlicher Arbeit. Daher der Titel der Ausstellung: „Von Leistung, Leid und Leidenschaft.“
Eine geeignete Bergordnung, Ausbildung in der Bergakademie, technische Innovation und der frühe Einsatz von Dampfmaschinen legten den Grundstein für Schlesiens rasche industrielle Entwicklung.
Bergbau trägt zur raschen, industriellen Entwicklung Schlesiens bei
Maßgeblichen Anteil daran hatten die Unternehmer Karl Godulla und Franz Graf von Ballestrem sowie die königlichen Bergbeamten Friedrich Wilhelm Graf von Reden und Rudolf von Carnall. Sie trugen dazu bei, dass sich das oberschlesische Industriegebiet trotz schwieriger geographischer und politischer Gegebenheiten zu einem der größten europäischen Montanreviere entwickelte.
Obwohl die Arbeitsbedingungen hart waren – es gab viele Grubenunglücke, die Umwelt war stark mit Schadstoffen belastet – war der Bergbau mehr als nur ein Wirtschaftszweig, der den Menschen ihr Einkommen sicherte. Er prägte das Selbstverständnis der Region, Bergleute waren stolz auf ihre Arbeit.
Bergbau-Ausstellung: Beziehung von Menschen zu Bodenschätzen im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Beziehungen der Menschen zu den Bodenschätzen. Der Besucher wird zunächst in eine Mineraliensammlung geführt. Sie informiert zusammen mit geologischen Karten und großformatigen Fotos über Lage und Bedeutung der einzelnen Bergbauzweige. Haptisch wird dies wahrnehmbar durch Kohlenbrocken und Schotter unterschiedlicher Gesteine auf dem Boden.
Nicht nur Kohle und Erz, auch „Basalt, Granit, Sandstein und Marmor, Kies, Kalkstein, Chrysopras und Nephrit zeugen vom geologischen Reichtum der Region“, erklärt Susanne Peters-Schildgen vom Oberschlesischen Landesmuseum. Schnittzeichnungen erläutern den Aufbau der Lagerstätten und deren Schichtfolgen. Dazwischen hängen Landschaftsgemälde und Porträts der Personen, die die Montanindustrie geprägt haben.
Im Oberschlesischen Revier ist der Strukturwandel noch längst nicht abgeschlossen. Anders als im Ruhrgebiet aber sind Museen und Erlebnisparks eher Ausnahmen.
Ausstellung widmet sich auch dem Arbeitsalltag im Bergbau
Eine solche Ausnahme ist das Schlesische Museum in Kattowitz, das im ehemaligen Steinkohlenbergwerk Katowice seine Bleibe gefunden hat. Es gilt als Schlüsselprojekt der Woiwodschaft Schlesien. Eine weitere ist der Förderturm der im Jahre 1993 stillgelegten Zeche Prezydent in Chorzów (Königshütte). Bei seiner Errichtung im Jahre 1933 einer der modernsten Fördertürme Europas, ist er heute in der Dunkelheit dank effektvoller Illumination eine weit sichtbare Landmarke.
Die Ratinger Ausstellung widmet sich auch dem Arbeitsalltag des Bergmanns. Typische Kleidungsstücke sowie Werkzeug und Arbeitsmaterial, das sogenannte Gezähe, werden gezeigt. Daneben geht es um Lohn, Streik, Grubensicherheit, Krankheit, Knappschaft, Brauchtum und Religion. In Oberschlesien nahm der Kult um die Schutzpatronin, die Heilige Barbara, ihren Anfang. Oberschlesische Bergleute brachten ihn nach dem Ersten Weltkrieg mit in andere Bergbaureviere.
Bis 7. April 2013 im Oberschlesischen Landesmuseum Ratingen
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