Bürger sollen Lichtverschmutzung dokumentieren
Sterngucker gesucht! Sie können jetzt, wie alle Bürger der Welt, helfen, die um sich greifende Lichtverschmutzung zu dokumentieren. Mit der App „Verlust der Nacht“, die es in 15 Sprachen für die Betriebssysteme Android und iOS gibt, kann jetzt jeder das Phänomen Skyglow, also Himmelsglühen, mituntersuchen.
Smartphone-Besitzer werden mit der kostenlosen App zu Forschern. Anhand der Sichtbarkeit bestimmter Sterne können sie die Lichtimmissionen auf der Erdoberfläche messen. Darauf basierend sollen später gesundheitliche Auswirkungen übermäßigen Lichteinfalls auf Mensch und Tier untersucht werden.
Bürgerwissenschaftler sollen es richten
Bisher gibt es dazu kaum Erkenntnisse, weil es noch keine Karte gibt, die die Lichtintensität in der Welt zeigt. Satellitenaufnahmen helfen hier nicht. Sie dokumentieren nur das Licht, das in ihre Richtung abgestrahlt wird, nicht aber das, was auf der Erdoberfläche ankommt.
MySkyatNight heißt das Projekt, das vor allem auf „Bürgerwissenschaftler“ setzt, wie Chris Kyba sie nennt, Bürger also, die mit Hilfe der heruntergeladenen App Daten zur Lichtverschmutzung sammeln. Kyba ist Experte auf diesem Gebiet. Der Physiker forscht sowohl am GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) als auch am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin.
Bisher 1500 Messungen aus 111 Ländern
„Diese Bürgermessungen sind unverzichtbar für die Wissenschaft, denn so können die Forscher sehen, wie sich der Himmel weltweit verändert“, meint Kyba. Bisher sind mehr als 1500 Messungen aus 111 verschiedenen Ländern eingegangen. Diese Daten waren bisher nur Wissenschaftlern zugänglich. Jetzt haben auch interessierte Laien Zugang.
Gemeinsam mit dem Berliner Unternehmen Interactive Scape hat er die webbasierte Anwendung „Myskyatnight.com“ entwickelt. Dort werden die Daten von „Verlust der Nacht“ und zwei weiteren Citizen-Science-Projekten zur Lichtverschmutzung gebündelt. Als Referenzobjekte der Messungen dienen bestimmte Sterne, die je nach Lichtverschmutzung gut, gerade noch oder gar nicht mehr zu sehen sind.
Bürger kämpfen gegen kaltweiße LED-Laternen
„Wir hoffen, dass die Nutzer das Gefühl entwickeln, dass das ihre Daten sind und sie so besonders motiviert werden, weiter zu messen“, sagt Kyba. Er hofft, dass diese Informationen auch genutzt werden, wenn neue Beleuchtungskonzepte in Gemeinden entwickelt werden.
Derzeit tauschen viele Kommunen Leuchtstoffröhren, Natriumdampflampen und andere Leuchtmittel von Straßenlaternen gegen Strom sparende Leuchtdioden (LED) aus. Diese strahlen oft ein weißes und damit kaltes Licht ab, weil warmweiße LED teurer sind.
Bürger haben bereits Protestbewegungen gebildet, um die kaltweiße Straßenbeleuchtung zu verhindern. In Aachen beispielsweise haben sich 700 Bürger einer solchen Gruppe angeschlossen, die warmweiße Straßenlaternen durchsetzen will.
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