Katastrophe im Vergnügungspark 09.12.2016, 14:46 Uhr

China baut die Titanic in voller Größe nach

Die chinesische Werftgruppe Wuchuan baut derzeit eine lebensgroße Kopie der Titanic in der Provinz Sichuan – fern der Küste. Das Riesenschiff soll die Hauptattraktion eines großen Vergnügungsparks werden. Ein Spiel mit der Faszination des Schreckens?

Der Untergang des Luxusdampfers Titanic im Jahr 1912 fasziniert auch die Chinesen bis heute. Der Film von James Cameron (1997) war einer der ersten westlichen Filme, die in China gezeigt wurden. Die 2012 modernisierte Filmversion war der bislang größte Kassenerfolg der chinesischen Kinos.

Der Untergang des Luxusdampfers Titanic im Jahr 1912 fasziniert auch die Chinesen bis heute. Der Film von James Cameron (1997) war einer der ersten westlichen Filme, die in China gezeigt wurden. Die 2012 modernisierte Filmversion war der bislang größte Kassenerfolg der chinesischen Kinos.

Foto: Fox Kino

Die Investoren jedenfalls erwarten Millionen zahlender Besucher. Und an den Baukosten in Höhe von knapp 140 Millionen Euro beteiligt sich auch die Zentralregierung in Peking. Ihr geht es dabei um die Tourismus-Förderung.

Auch der Eisberg wird nachgebaut

Die neue Titanic wird am Rand eines großen Wasserreservoirs des Flusses Qijian gebaut. Das Schiff, das 2018 fertiggestellt sein soll, misst in der Länge 269 m und in der Breite 28 m. Wie die echte Titanic wird auch der Nachbau mit vier riesigen Schornsteinen ausgestattet.

All das wird nicht etwa aus Sperrholz und Pappmaché, sondern vor allem aus Beton und Stahl gebaut. Das lässt eine sehr lange Lebensdauer erwarten, während das Original bereits nach dreijähriger Bauzeit schon auf seiner ersten Reise von Europa nach Amerika am 12. April 1912 nach der Kollision mit einem Eisberg im Nordatlantik unterging. Die Chinesen werden aber nicht nur das Schiff, sondern auch den Eisberg, von dem es historische Fotos gibt, nachbauen.

Baukosten: 137 Millionen Euro

Die Baukosten für das Schiff, den Eisberg und die erforderlichen Anlagen belaufen sich auf eine Milliarde Renmimbi. Das sind umgerechnet 137 Millionen Euro. Die Baustelle befindet sich im chinesischen Landkreis Daying, rund 130 km von der Provinzhauptstadt Chengdu entfernt. Bis zum Offenen Meer sind es  mehr als 500 km Luftlinie.

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Die zeitgenössische Darstellung zeigt den Untergang des Luxusliners Titanic vor rund hundert Jahren (1912). 

Die zeitgenössische Darstellung zeigt den Untergang des Luxusliners Titanic vor rund hundert Jahren (1912). 

Quelle: dpa

Zu Beginn der Bauarbeiten gab es eine “ernste feierliche Zeremonie”, der ein großes Feuerwerk folgte. Im Blick auf das Ausland wählten die Chinesen den Weg über Twitter, wo unter dem Motto “The New Titanic” ausgiebig über das Vorhaben berichtet wird.

Hauptinvestor ist chinesischer Energiekonzern

Die neue Titianic ist Teil eines riesigen Vergnügungsparks, den ein chinesischer Energiekonzern namens Star Energy Investment Group baut. Dieser Park umfasst außer der Hauptattraktion Titanic auch noch eine ganze Reihe europäischer Burgen und Schlösser sowie eine “6D Holiday Experience”, eine Art Virtual Reality-Veranstaltung.

So können die Besucher in einer “Hit the Iceberg”-Schau die Kollision und den Untergang der Titanic “lebensnah” miterleben: Wenn das Schiff den Eisberg trifft, soll es rumoren, das Schiff zur Seite kippen und die Besucher kurzfristig fürchten, in Eiswasser zu ertrinken. Modernste Elektronik wird als Vergnügungstechnik ohnehin groß geschrieben. 

Zu Beginn der Bauarbeiten gab es eine

Zu Beginn der Bauarbeiten gab es eine „ernste“ feierliche Zeremonie.

Quelle: The New Titanic/Twitter

Für die Technik wie auch die Präsentation haben sich die Chinesen der amerikanischen Erfahrung, sprich Hollywood, bedient. Diese Aufgabe hat verantwortlich die Hollywood GC High-Tech Co. übernommen. Auf Rat der Amerikaner ist schließlich für den Bau des Schiffs ein echtes Werftunternehmen herangezogen worden, da der Nachbau nach den alten Plänen eine große technische Herausforderung sei.

Prunkvolle Treppenhäuser und riesige Kronleuchter

So wie äußerlich der Nachbau dem alten Unglücksschiff genau gleichen soll, ist auch das Inventar im Innern nachempfunden. Das beginnt mit dem Theater, den prunkvollen Treppenhäusern und riesigen Kronleuchtern und reicht über die Sessel, Tapeten und Ornamente im Ballsaal bis hin zum Gymnastikraum, in dem es sogar auch wieder künstliche Pferde zum Reiten für die Passagiere geben wird.

2018 soll die unsinkbare Titanic fertiggestellt sein. Das Schiff wird 269 m lang und 28 m breit.

2018 soll die unsinkbare Titanic fertiggestellt sein. Das Schiff wird 269 m lang und 28 m breit.

Quelle: The New Titanic/Twitter

Auch ein Hallenschwimmbad soll es geben. Vieles davon können auch die Besucher benutzen, wie Wang Weiling, der stellvertretende Projektmanager der Wuchuan Gruppe mitteilte. Zu den modernen Einbauten in das Riesenschiff gehört WiFi für alle Besucher.

Angeblich auch Titanic-Stiftung geplant

Star Energy-Chef Su Shaojun wehrt sich gegen Kritik, die sich in den sozialen Medien Chinas breit macht. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, es wolle Profit aus der menschlichen Tragödie schlagen. Beim Untergang der Titanic waren 1912 mehr als zwei Drittel der insgesamt 2.244 Passagiere an Bord ums Leben gekommen. Su entgegnet, er plane eine Titanic-Stiftung, die Opfer von Schiffsunfällen finanziell unterstützen soll. 

Was den Tourismus angeht plant China auch den Einstieg in den Weltraumtourismus: Bereits in wenigen Jahren will China als führender Hersteller von Trägerraketen Flüge bis in eine Höhe von 130 km anbieten. Die Fluggäste sollen bis zu vier Minuten Schwerelosigkeit erleben. Mehr darüber können Sie hier nachlesen.

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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