Chinesen wollen Aliens mit 500 m breiter Schüssel aufspüren
Die letzte Platte ist montiert, das größte Teleskop der Welt in China ist fertig: Mit einem Durchmesser von 500 m ist die Schüssel so groß, dass die Münchner Allianz Arena zweimal Platz hätte. Die Chinesen wollen tief ins Universum schauen – und hoffen auf die Entdeckung außerirdischer Lebensformen.
Die gewaltige Schüssel hat einen Durchmesser von einem halben Kilometer und steckt in einer Geländemulde inmitten der hügeligen Landschaft von Pingtang in der Provinz Guizhou im Südwesten von China. 2011 begannen die Chinesen dort mit dem Bau des „Five hundred meter Aperture Spherical Telescope“, abgekürzt FAST. Es ist das nun größte Radioteleskop der Welt.
Am Sonntagvormittag chinesischer Ortszeit wurde die letzte der insgesamt 4450 dreieckigen Platten eingesetzt, die zusammen eine gewölbte, reflektierende Fläche so groß wie 30 Fußballfelder bilden. „Das Teleskop ist von großer Bedeutung für die Menschheit bei der Erforschung des Universums und außerirdischer Zivilisationen“, zitiert die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua den bekannten chinesischen Science-Fiction-Autor Liu Cixin, der bei der offiziellen Fertigstellung des Teleskopes zugegen war. Er hoffe auf „epochale Entdeckungen“.
10mal genauer als das Teleskop in Effelsberg
Betreiber der Anlage sind die Nationalen Astronomischen Observatorien (NAOC) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS). FAST ähnelt dem Arecibo-Observatorium auf Puerto Rico, dessen Schüssel jedoch nur einen Durchmesser von etwa 300 m hat. Das Teleskop soll zehnmal genauer sein als das Radioteleskop Effelsberg in der Eifel, ein bewegliches Teleskop mit 100 m Durchmesser, das vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn betrieben wird. Damit wäre FAST auch das genauste Radioteleskop der Welt.
Der sphärische Reflektor wird getragen von einem Netz aus Stahlseilen. Zugseile an jedem Knoten im Netz, die mit Stellgeräten verbunden und im Boden verankert sind, geben dem gewaltigen Hohlspiegel seine Form. Insgesamt sieben Empfänger verarbeiten die Radiowellen aus dem All, die der Reflektor im Brennpunkt bündelt. Die Empfänger sollen Betreiberangaben zufolge einen Frequenzbereich von 70 MHz bis 3 GHz abdecken.
Pulsaren und Aliens auf der Spur
Das Super-Teleskop soll unter anderem so genannte Pulsare im Weltall aufspüren, das sind rotierende Sterne, die überwiegend aus Neutronen bestehen und sich im Endstadium ihrer Sternenentwicklung befinden. Solche Neutronensterne stellen sich als pulsierende Radioquellen dar, von denen elektromagnetische Strahlung ins Weltall gesendet wird. Den Mitarbeitern des FAST zufolge könnten solche Pulsare auch bei der Erforschung von Gravitationswellen helfen, die gerade erst nachgewiesen wurden.
Last but not least wollen die Chinesen mit FAST nach Aliens suchen. „FAST’s Potential, eine außerirdische Zivilisationen zu entdecken, ist fünf- bis zehnmal so groß wie das bisheriger Anlagen“, sagte Peng Bo, Direktor des NAO Radio Astronomy Technology Laboratory gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua, „weil man damit weiter entfernte und dunklere Planeten sieht.“
Wie Xinhua meldet, wird die Anlage nach einer ersten Test- und Einstellungsphase im September ihren Dienst aufnehmen. Wie es hieß werden zunächst chinesische Forscher mit dem FAST arbeiten und das Feintuning besorgen, bevor die Anlage in zwei oder drei Jahren Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zur Verfügung stehen soll. Die Kosten für das Projekt belaufen sich laut Xinhua auf etwa 1,2 Milliarden Yuan, also umgerechnet rund 161 Millionen Euro.
Hier finden Sie die Liste der größten Teleskope der Welt.
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