Computersimulation: Deutschland bei Handball-WM ohne Chance auf Titel
Mit einem Programm, das normalerweise zur Prognose der Ausbreitung von Epidemien genutzt wird, errechnen Forscher den Sieger der Handball-WM 2019. Dänemark liegt mit Abstand vorn, für die deutschen Männer reicht es aller Wahrscheinlichkeit nach immerhin für ein solides Abschneiden.
Aus einem neuen Wintermärchen wird wohl nichts. Das prognostizieren Forscher aus Bochum, Dortmund und München mittels Wahrscheinlichkeitsrechnung. Danach wird Dänemark Handballweltmeister 2019 und Deutschland landet auf Platz vier. Davor sortieren sich Frankreich und Kroatien ein. Der amtierende Europameister Spanien hat auch nichts zu lachen. Er landet in der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf dem fünften Platz. Für ihre Prognosen haben die Forscher statistische und mathematische Methoden eingesetzt, die normalerweise genutzt werden, um die Ausbreitung von Epidemien und die Veränderungen von Aktienkursen vorherzusagen.
WM-Simulation mit hunderttausenden Daten
Das Team um Andreas Groll vom Dortmunder Lehrstuhl für Datenanalyse und Statistische Algorithmen, der Bochumer Handballfachmann Jörn Uhrmeister sowie Gunther Schauberger vom Münchener Lehrstuhl für Epidemiologie fütterten das Programm mit hunderttausenden Daten. Dazu gehören
- die Körpermaße der einzelnen Spieler
- die Anzahl der Spieler, die in der vergangenen Saison das Finale der Champions League oder des Europapokals erreichten
- Gruppen von nominierten Spielern aus dem gleichen Verein, die vermeintlich gut aufeinander eingespielt sind
- die Stärke der nationalen Liga
- die Anzahl an Spielern, die im Ausland tätig sind und deren Spielniveau
- der Platz der Mannschaft in der Weltrangliste
- die Wertigkeit des Kontinentalverbandes, zu dem eine Nation gehört
- der Heimvorteil der beiden Gastgebernationen Dänemark und Deutschland
- Alter und Amtszeit der Trainer sowie ihre Herkunft
- Landespopulation und Bruttoinlandsprodukt
Nach Auswertung all diesen Daten sprechen die Forscher dem Gastgeberland Dänemark mit einer Wahrscheinlichkeit von 38% den Titelgewinn zu. Frankreich folgt auf Rang zwei mit immerhin 20% Chance auf den Titelgewinn.
Ausgangslage der deutschen Handballer verbessert sich
Die erste Berechnung nahmen die Forscher nach Bekanntgabe der vorläufigen 28er-Kader der 24 beteiligten Nationen vor. Da schnitt Deutschland mit Platz sechs noch etwas schlechter ab als heute. Dänemark allerdings hatte danach auch schon die besten Chancen, Weltmeister zu werden. Am 14. Januar legten die Wissenschaftler eine neue Rechnung vor. Sie strichen die Daten der Spieler, die ausgemustert worden waren, sodass in jeder Mannschaft nur noch 16 Spieler verblieben. Geht es nach den Wissenschaftlern, dann hat Bundestrainer Christian Prokop genau die richtigen zu Hause gelassen.
„Allerdings“, so Uhrmeister, „ist natürlich noch unklar, welche Spieler sich verletzen werden, ob ein einzelner Spieler besonders in Erscheinung treten kann oder ob sich eine Mannschaft in einen Rausch spielen wird.“ Möglich sei es auch, dass die Methode zu stark auf einzelne Variablen ausgerichtet sei. Deutschland hat also doch noch Chancen in der Praxis, auch wenn die letzten beiden Spiele gegen Russland und Frankreich unentschieden endeten. Damit verpasste Prokops Mannschaft den vorzeitigen Einzug in die Hauptrunde, hält aber noch alle Optionen selbst in der Hand.
Handball-WM-Prognose sieht europäische Mannschaften vorn
„In jeder einzelnen Simulation wurde jedes Spiel der Gruppenphase gemäß des Modells prognostiziert“, erklärt Schauberger. „Darauf aufbauend haben wir den weiteren Turnierverlauf bis zum Weltmeister vorhergesagt.“ Die ersten elf Plätze gestehen die Forscher europäischen Mannschaften zu. Danach kommt mit Ägypten die erste nicht-europäischen Mannschaft. Für die Fans aller nicht-europäischen Mannschaften und Österreichs hat das Programm allerdings kein Erbarmen. Ihre Titelwahrscheinlichkeit wird von den Forschern durchgehend mit Null beziffert.
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