Das sind die 10 dreckigsten Städte Deutschlands
Luftverschmutzung, Feinstaub, Keimbelastung im Wasser: In unserem Ranking finden Sie die dreckigsten Städte des Landes. Überraschend: Der Spitzenreiter auf Platz 1.
Die dreckigsten Städte sind nicht immer unbedingt jene, die durch ein vermülltes Stadtbild gezeichnet sind. Ganz im Gegenteil, der tatsächliche Verschmutzungsgrad bleibt dem menschlichen Auge meistens verborgen. Einen großen Anteil dazu trägt Feinstaub in der Luft bei, der durch unterschiedliche Ursachen freigesetzt wird.
Die Luftverschmutzung in Deutschland wird zum größten Teil durch den Menschen verursacht. Die weitreichendsten Einflussfaktoren sind unter anderem die Industrie, der Straßenverkehr, die Agrarwirtschaft, Heizsysteme, die auf der Grundlage fossiler Brennstoffe betrieben werden sowie die Abfallwirtschaft. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren hat sich die Luftqualität des Landes im arithmetischen Mittel jedoch deutlich verbessert. Die Hauptgründe dafür sind gesetzliche Beschlüsse, Auflagen und Programme, die durch die Bundesregierung beschlossen und durchgeführt wurden.
Feinstaub kann bis in die unteren Atemwege vordringen
Das Schweizer Unternehmen für Luftqualitätstechnologie IQAir hat sich dem Schutz vor Luftschadstoffen verschrieben und betreibt die Informationsplattform AirVisual. Auf dieser lassen sich Daten rund um die Schadstoffbelastung in der Luft auf beinahe dem gesamten Globus in Echtzeit abrufen. Zudem erstellt das Unternehmen jährliche Reports und Analysen, auf denen unser Ranking beruht.
Dabei wird der Fokus auf Feinstaubteilchen der Größe PM2,5 gelegt, was bedeutet, dass alle aerodynamischen Teilchen erfasst wurden, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind. Der Grund dafür ist, dass Feinstaubteilchen mit so einer geringen Partikelgröße für den Menschen ein weitaus höheres Gesundheitsrisiko darstellen als Feinstaub der Klasse PM10 (< 10 Mikrometer). Teilchen der Größe PM2,5 sind so klein, dass sie in der Lage sind, bis in die unteren Atemwege vorzudringen und dort Schaden anzurichten.
Wie gut ist die Luftqualität in Deutschland?
Deutschland erreichte im Jahr 2019 einen Luftqualitätsindex von 46 und landete damit auf Platz 74 von insgesamt 98 erfassten Staaten. Dabei lag die durchschnittliche PM2,5-Belastung bei 11,01µg/m³. Dieser Wert wird von der WHO gerade noch so als “Gut” eingestuft. Das spricht dafür, dass die Luftqualität in der Bundesrepublik beinahe bedenkenlos geatmet werden kann.
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Doch ein paar Städte überschritten diesen Schwellenwert geringfügig. Außerdem kommen noch weitere Einflüsse hinzu, die neben dem Grad der Luftverschmutzung weitere Probleme mit sich bringen. Das sind die dreckigsten Städte Deutschlands.
Top 10 der dreckigsten Städte des Landes
10. Düsseldorf
Die Stadt am Rhein liegt mit einem durchschnittlichen Wert von 12,9 µg/m³ im Jahr 2019 auf Platz 10 der dreckigsten Städte im deutschlandweiten Ranking. Mit Ausnahme der Monate September und Oktober wurde die von der WHO empfohlene maximale Feinstaubbelastung um beinahe das Doppelte überschritten und pendelte sich über das gesamte Jahr betrachtet auf einem moderaten Level ein.
Dreckigsten Städte: Keimbelastung im Rhein
Der Rhein hingegen gilt mit seiner Güteklasse II als mäßig belastet, leidet aber in heißen Sommermonaten in einzelnen Abschnitten temporär unter erhöhter Keimbelastung. Durch negative Umwelteinflüsse in der Vergangenheit leidet der Boden der Stadt noch unter Übersäuerung. Deshalb wurde beispielsweise 2019 der Wald des Schlossparks gekalkt, um diesem Umstand entgegen zu steuern.
9. Leverkusen
Mit einem Durchschnittswert von 13 µg/m³ im Jahr 2019 erreicht die 163.000-Einwohner-Stadt Leverkusen den 9. Platz der dreckigsten Städte. Im Jahresverlauf wurden auch hier nur im September und Oktober die von der WHO empfohlenen Grenzwerte eingehalten, lagen aber noch auf keinem gefährlichen Niveau.
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Nitrat im Wasser
Zwar befinden sich diverse Wasserschutzgebiete im Einzugsgebiet von Leverkusen, viele Gewässer, inklusive dem Rhein weisen aber eine erhöhte Nitratbelastung auf. Eine eigene Abmachung mit den Landwirten soll die Überdüngung in Grenzen halten und Ernteeinbußen durch finanzielle Entschädigungen ausgleichen. Seit 2020 ist zudem der Luftreinhalteplan in Kraft getreten, welcher die Einhaltung der Stickoxid-Maximalwerte (NOx) gewährleisten soll.
8. Niederzier
Die Gemeinde Niederzier im Kreis Düren mit nur knapp 15.000 Einwohnern wies im letzten Jahr (2019) für ländliche Gebiete eine deutlich erhöhte Feinstaubbelastung von 13,1 µg/m³ auf. Gründe hierfür sind nicht nur der Verkehr auf der nahen A4, sondern der direkt angrenzende Braunkohletagebau Hambach, dem tiefsten Europas. Warme Abwässer diverser Industrieunternehmen entlang der Rur bieten außerdem Legionellen im Fluss gute Wachstumsbedingungen.
Bergbau belastet den Boden
Umliegenden (Bade-)Gewässern wird jedoch eine gute Wasserqualität attestiert. Die Bodenbeschaffenheit hingegen leidet unter großräumigen Grundwasserabsenkungen durch bergbauliche Tätigkeiten, was sich durch Senkungen an der Oberfläche bemerkbar macht. Damit erreicht die kleine Gemeinde den 8. Platz des Rankings.
7. Bernau bei Berlin
Die am nordöstlichen Rand der Metropole Berlin gelegene Stadt Bernau erreicht mit einem Durchschnittswert von 13,2 µg/m³ (Stand 2019) den 7. Platz. Zwar wurde an vier Monaten der WHO-empfohlene maximale Durchschnitt von 10 µg/m³ eingehalten, jedoch war dieser in den anderen Monaten bis zu mehr als doppelt so hoch. Die intensive Landwirtschaft in der Umgebung belastet zudem das Grundwasser und sorgt für hohe Nitratwerte. Die ehemaligen Flächen des Heeresbekleidungsamts und der chemischen Wäscherei waren bis in die 1990er-Jahre LCKW-belastet. Die Böden in diesem Bereich haben sich jedoch mittlerweile, aufgrund diverser Maßnahmen und natürlichem Abbau, wieder erholt.
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6. Krefeld
Bereits seit 2010 will Krefeld mit einem Luftreinhalteplan die Feinstaub- und Stickoxid-Belastung möglichst geringhalten. Der Durchschnittswert lag 2019 bei 13,9 µg/m³, das heißt, dass die Großstadt damit den 6. Platz belegt. Der dort ansässige Chemiepark wird zum Beispiel durch über 3.000 Messungen verschiedener Indikatoren pro Jahr überwacht. So soll sichergestellt werden, dass alle Umweltschutzvorgaben eingehalten werden.
Mikroplastik: Erhöhte Konzentration in dreckigen Städten
Im Rheinabschnitt bei Krefeld wurde außerdem eine erhöhte Konzentration an Mikroplastik festgestellt. Umliegende stehende Gewässer sind bakteriell verunreinigt, jedoch nicht durch die Industrie, sondern durch eine übermäßig große Population an Grau- und Kanadagänsen. Die in der Vergangenheit übermäßige Düngung der landwirtschaftlichen Flächen führte außerdem zu einer nach wie vor andauernden, wenn auch bereits reduzierten Nitratbelastung der Böden.
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5. Gelsenkirchen
Ein Durchschnittswert von 14 µg/m³ beschert Gelsenkirchen den 5. Platz. Die Großstadt im Ruhrgebiet erreichte im Jahr 2019 nur im Oktober und Dezember das WHO-Ziel. In den übrigen Monaten lag die Belastung stets auf moderatem Niveau, was vor allem dem hohen Verkehrsaufkommen (trotz bereits eingerichteter Umweltzonen) zuzuschreiben war. Die lange Industrie- und Bergbaugeschichte der Stadt hat außerdem Spuren im Boden hinterlassen, welcher partiell mit Schadstoffen verunreinigt wurde. Diese Altlasten sind nach wie vor nachweisbar, deren Bearbeitung gewinnt aber verstärkt an Bedeutung. Lange Zeit wurde zudem Abwasser aus Industrie und Privathaushalten direkt über die Emscher abgelassen. Heute arbeiten diverse Verbände am Rückbau des Flusses in seinen ursprünglichen Zustand.
4. Unna
Mit einem PM2.5-Durchschnittswert von 14,2 µg/m³ landet die Kreisstadt Unna auf Platz 4. Das WHO-Ziel wurde im Jahr 2019 in keinem Monat erreicht, die Werte lagen bei bis zu 19,8 µg/m³. Außerdem sind diese im Vergleich zu 2018 leicht angestiegen, was auf eine Verlängerung der Start- und Landebahn des Flughafens Dortmund zurückzuführen sein könnte. Durch den Ausbau wird größeren und leistungsstärkeren Maschinen die Nutzung ermöglicht. Auch in Unna liegt die Nitratbelastung des Grund- und Trinkwassers etwas über der Norm, da sich im Umland intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen befinden.
3. Northeim
Ein Mittelwert von 14,2 µg/m³ (Stand 2019) befördert das niedersächsische Northeim auf den 3. Platz der dreckigsten Städte Deutschlands. Northeim selbst hat aber noch ein anderes Problem. Durch die extreme Hitze im Sommer 2018 ist die Bodenbeschaffenheit mancherorts so trocken, dass sich das Grundwasser tief unter der Oberfläche befindet.
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Das hat zur Folge, dass die Wurzeln der Bäume nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden und zum Beispiel Flachwurzler absterben und gefällt werden müssen. Eine Neubepflanzung wird dadurch auch erschwert. Dennoch möchte die Stadt jeden gefällten Baum ersetzen. Im Grundwasser des gleichnamigen Landkreises wurden zudem Gifte wie Schwefel- und Flusssäure sowie eine erhöhte Konzentration leichtflüchtiger halogenierter Kohlenwasserstoffe festgestellt. Diese seien in der Vergangenheit durch Abwasser bei der Glasherstellung ins Grundwasser gelangt.
2. Regensburg
Mit einem Durchschnitt von 14,5 µg/m³ Feinstaub der Klasse PM2,5 liegt Regensburg auf Platz 2 des Rankings. Laut WHO wird dieser Wert als mäßig eingestuft. Dabei wird aber vor allem der Stadtkern durch den Verkehr und andere lokale Quellen in Mitleidenschaft gezogen. Die Wasserqualität in Regensburg kann überwiegend als “Gut” eingestuft werden. Außer, dass der Regen an der Mündung zur Donau eine Tendenz Richtung mäßiger Qualität aufweist.
Eingeschwemmte Nährstoffe aus der Landwirtschaft
Biologen gehen davon aus, dass es an einer zu großen Menge eingeschwemmter Nährstoffe aus der umliegenden Landwirtschaft liegt. Ein weiterer Faktor könnte aber auch die klimatisch bedingte Änderung der Wassertemperatur sein. Es wird jedoch nach einer nachhaltigen Lösung für dieses Problem gesucht. Hinzu kommt, dass immer noch eine erhöhte Bodenkontamination mit Cäsium 137, hervorgerufen durch die Tschernobyl-Katastrophe 1986, nachweisbar ist.
1. Dreckigsten Städte: Gießen ist Spitzenreiter in Deutschland
Den 1. Platz der dreckigsten Städte Deutschlands belegt Gießen. Die Universitätsstadt weist mit etwa 37.000 Studierenden nicht nur die höchste Studierendendichte Deutschlands auf, sondern im Jahr 2019 auch die höchste durchschnittliche Feinstaubbelastung von 14,9 µg/m³. Aufgrund zahlreicher Altlasten war es notwendig, verschmutzte Böden zu säubern oder soweit abzusichern, dass keine Gefahr mehr besteht.
Die Lahn wurde in den letzten Jahren immer mehr zum Naherholungsgebiet für viele Gießener. Schwimmen ist zwar erlaubt, kann aber gesundheitsgefährdend sein. Die Abwässer der Stadt werden, selbstverständlich nach einem Reinigungsprozess, direkt in den Fluss geleitet. Der Klärprozess beinhaltet jedoch lediglich eine Reduktion des Nährstoffanteils im Wasser, eine bakterielle Reinigung fehlt. Deshalb finden sich temporär immer wieder multiresistente Keime bei Gewässerproben. Das Trinkwasser der Stadt ist von dieser Belastung nicht betroffen.
Platz | Stadt | Bundesland | Feinstaubbelastung im Schnitt 2019 (PM 2,5) in µg/m³ |
1 | Gießen | Hessen | 14,9 |
2 | Regensburg | Bayern | 14,5 |
3 | Northeim | Niedersachsen | 14,2 |
4 | Unna | NRW | 14,2 |
5 | Gelsenkirchen | NRW | 14 |
6 | Krefeld | NRW | 13,9 |
7 | Bernau bei Berlin | Brandenburg | 13,2 |
8 | Niederzier | NRW | 13,1 |
9 | Leverkusen | NRW | 13 |
10 | Düsseldorf | NRW | 12,9 |
Zwischen gesetzlichen Auflagen und Umweltethik
In Deutschland werden Gesetze und Auflagen beschlossen, die im Vergleich zu anderen Regionen der Welt einem sehr hohen Standard folgen. Lokal betrachtet, gibt es zwar einige Probleme, diese werden jedoch meist umgehend mit Hochdruck in Angriff genommen. Hier gehen Wissenschaftler und Ingenieure gemeinsam an Problemstellungen heran, um den Ist-Zustand zu verbessern.
Aber nicht nur gesetzliche Regularien sind maßgebend für Veränderungen, sondern auch das Umdenken der Bevölkerung. Im Zusammenspiel leisten beide Instanzen einen wichtigen Beitrag für die Umwelt. Die besten Indikatoren sind fruchtbare Böden, gesunde Gewässer und nicht zuletzt saubere Luft. Schließlich bilden diese drei Elemente die Grundlage allen Lebens.
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