Das sind die 10 größten Industrienationen der Welt
Führende Industrienationen werden auch gern als Supermächte bezeichnet. Schließlich verfügen sie über eine ausgesprochen gute Wirtschaftsleistung und bestimmen damit das Weltgeschehen maßgeblich mit. Die Rangfolge wird jedes Jahr neu ermittelt, auf den ersten Plätzen gibt es keine Überraschungen.
Sich zu den führenden Wirtschaftsnationen zählen zu können, das ist schon etwas. Namhafte Wirtschafts- und Statistikinstitute sowie Expertinnen und Experten beschäftigen sich regelmäßig mit den wichtigsten Ländern und geben entsprechende Daten dazu heraus. Sie betrachten dafür bestimmte Indikatoren, wie staatliche Strukturen, Import und Export, die Leistungsfähigkeit der Infrastrukturen in den Ländern, Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaftswachstum und noch etliche mehr.
Doch entscheidend ist am Ende das Bruttoinlandsprodukt (BIP), aus dem sich das Ranking der größten Industrienationen ergibt. Gemeint ist damit die aktuelle Wirtschaftsleistung. Gemessen wird sie immer in US-Dollar.
Als Beschreibung der größten Wirtschaftsnationen findet man auch noch weitere Begriffe, zum Beispiel die größten Volkswirtschaften oder auch Supermächte. Seit vielen Jahren führen die USA das Ranking der größten Industrienationen der Welt an, gefolgt von China.
Wie stehen die europäischen Länder im Vergleich?
Während die Wirtschaftsleistung von Ländern wie den USA und China kontinuierlich steigt, ist die der Europäischen Union seit 2010 rückläufig. Der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ermittelt regelmäßig einen Standortindex. Dieser belegt, dass immer weniger EU-Staaten auf den vorderen Plätzen zu finden sind. Zuletzt schafften es beim Index von 2022 nur die Niederlande, Deutschland, Dänemark und Schweden unter die Top 10. Insgesamt sieht der IW noch erhebliche Unsicherheiten, die sich auf die wirtschaftliche Lage auswirken können. Weshalb Prognosen eher verhalten ausfallen.
Rang 1: USA
Die USA bauen nach wie vor auf einen starken Markt im eigenen Land. Das liegt vor allem daran, dass hier große Konzerne produzieren, viel Geld umsetzen und Menschen beschäftigen. Diese Unternehmen tragen auch einen großen Teil zum Export sowie zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit bei. Dieses wirtschaftliche Potenzial liefert die Basis dafür, dass es Ressourcen für Forschung und Entwicklung gibt. Genau diese beiden Faktoren sind entscheidend, wenn Länder im globalen Wettlauf die Führungsrolle übernehmen wollen. Auch militärische Ausgaben machen den Unterschied: Wenn ein amerikanisches Kriegsgerät so viel kostet, wie andere Länder innerhalb eines Jahres insgesamt für ihr Rüstungsbudget zur Verfügung stellen können, werden die Unterschiede rasch erkennbar. Ein weiterer wichtiger Faktor: In den USA herrschen gute Grundvoraussetzungen für Wirtschaftswachstum. 2021 lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei 22.996,08 Milliarden US-Dollar.
Rang 2: China
Chinas Aufstieg verlief nahezu rasant: Die Wirtschaftsleistung des Landes lag 2022 vor Ausbruch der Corona-Pandemie 43-mal höher als im Jahr 1978. Auch wenn das BIP Chinas mit 17.744,64 Milliarden US-Dollar (Zahl von 2021) immer noch deutlich unter dem der USA liegt, lässt sich eine klare und positive Entwicklung der Volksrepublik erkennen. Ein Indikator dafür sind zum Beispiel die Innovationen. Hier hat China inzwischen die Nase vorn. 2021 gab es knapp 70.000 Patentanmeldungen, die USA schafften nur rund 60.000 im gleichen Zeitraum. China hat verstanden: Kein Wachstum ohne Investitionen. Deshalb steckt das Land viel Geld in Projekte, die zum Wachstum beitragen sollen, zum Beispiel in die „Neue Seidenstraße“, auch der Bankensektor wächst, ebenso steigen die Militärausgaben. Ein entscheidender Grund für Chinas Entwicklung in jüngster Vergangenheit ist der Export: 2021 gelangte das Land hier erstmals an die Spitze und verwies die USA auf Rang 2.
Rang 3: Japan
Japan punktet in Zeiten geopolitischer Krisen mit wirtschaftlicher Stabilität. Das Land gilt zugleich als innovativer Standort für Forschung und Entwicklung. Zudem verfügt es über einen vergleichsweise großen lokalen Binnenmarkt. Allerdings steht Japan vor ähnlichen Herausforderungen wie zum Beispiel Deutschland: Fachkräfte sind nur sehr schwer zu bekommen und das Durchschnittsalter in der Bevölkerung erhöht sich zunehmend. 2021 erreichte das Land ein BIP von 4.932,56 Milliarden US-Dollar.
Rang 4: Deutschland
Deutschlands Stärken bestehen vor allem aus einem Dreiklang: Innovationsstärke, Export und ein starker Mittelstand. Wir sind nicht nur die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt mit einem BIP von 4.262,77 Milliarden US-Dollar (Stand: 2021), sondern auch die größte in der Europäischen Union (EU). Vor allem die Automobilindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Chemieindustrie tragen zum Erfolg bei. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die sehr aktive und breit gefächerte Start-up-Szene – Deutschland ist ein Land für Gründer. Der Mittelstand wird auch gern als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Er ist außergewöhnlich erfolgreich, zahlreiche sogenannte Hidden Champions stammen aus diesen Reihen. In den kommenden Jahren soll sich die Wirtschaftspolitik in Deutschland verändern: von der sozialen zur sozial-ökologischen Marktwirtschaft. Klimaschutz wird ein zentraler Bestandteil.
Rang 5: Großbritannien
Großbritannien hat mit einem erheblichen Rückgang der Wirtschaftsleistung zu kämpfen. Das belegt auch das BIP von 3.187,63 Milliarden US-Dollar (Stand: 2021). Expertinnen und Experten sehen als Gründe neben der Corona-Pandemie vor allem die Folgen des Brexits, eine hohe Inflation, eine wechselhafte Konsumlaune und die Zurückhaltung bei Investitionen. Der Handel brach aufgrund des Brexits erheblich ein und hat sich seitdem lediglich ein wenig erholt. Der zuletzt rege Wechsel an der Regierungsspitze trägt vermutlich nicht dazu bei, dass England sich möglichst rasch von den wirtschaftlichen Einbrüchen erholt.
Rang 6: Indien
Indien gehört wohl zu den großen Gewinnern. Das Land hat innerhalb weniger Jahre sein Wirtschaftswachstum deutlich verbessert. Der BIP lag 2021 bei 3.176,3 Milliarden US-Dollar. Es macht sogar seinem einstigen Kolonialherren Großbritannien Konkurrenz. Indien bewirbt sich in der Welt als potenzieller Handelspartner und attraktiver Standort für Industrieproduktionen. Das Land agiert finanztechnisch geschickt, wie die Energiegeschäfte mit Russland zeigen. Zugleich kämpft Indien aber auch mit gestiegenen Rohstoffpreisen. Die Regierung versucht, mit einer Straffung der Geldpolitik der Inflation entgegenzuwirken und so die Folgen abzumildern.
Rang 7: Frankreich
Frankreich zeigt sich recht resilient in den zuletzt sehr schwierigen Zeiten. Es lässt dabei eine Wachstumstendenz erkennen. Die Exportindustrie erreichte weitgehend das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie und ihren Folgen. Allerdings leidet die Wirtschaft unter steigenden Energiepreisen und teuren Stromimporten, was das Außenhandelsdefizit des Landes teilweise auf ein Rekordhoch katapultierte. Das BIP lag 2021 bei 2.957,43 Milliarden US-Dollar.
Rang 8: Italien
Insgesamt gehört Italien zu den größten und wichtigsten Industriestandorten in Europa. Bedeutender Faktor ist die Maschinen- und Anlagenindustrie. Diese Branchen unterstützen auch den starken Exportanteil. 2021 lag das BIP Italiens bei 2.101,28 Milliarden US-Dollar. Auch 2022 war Italiens Wirtschaft relativ stabil. Doch auch hier kamen Ende 2022 die Folgen der schwierigen globalen Rahmenbedingungen zum Tragen. Die Folgen: Hohe Kosten für Energie und Rohstoffe, steigende Inflation, gestörte Lieferketten, geringe Kaufkraft und eine schwächere Nachfrage im Ausland. Der Export verschaffte aufgrund seiner positiven Entwicklung dem Land etwas Luft.
Rang 9: Kanada
Kanadas wirtschaftliche Entwicklung zeigt einen Abwärtstrend. 2021 lag das BIP des Landes bei 1.988,34 Milliarden US-Dollar. Für 2023 rechnen Expertinnen und Experten mit einer sich abschwächenden Konjunktur. Als Wachstumstreiber agierte zuletzt der Außenhandel. Kanada exportiert vor allem Erdöl und Landwirtschaftsgüter.
Rang 10: Südkorea
Südkoreas Wirtschaft wuchs 2021 um 4,1 % und konnte mit einem BIP von 1.810,97 Milliarden US-Dollar Rang 10 erreichen. Expertinnen und Experten sehen den Grund vor allem in einem guten Pandemiemanagement und den starken, exportorientierten Branchen wie die Halbleiterindustrie, die das Land nach dem Abschwung 2020 wieder in Richtung Wachstum führten. Südkorea ist zwar künftig von der sinkenden Nachfrage nach Speicherchips betroffen – dem Hauptexportprodukt des Landes –, kann aber in anderen Branchen dafür eine höhere Nachfrage verzeichnen, zum Beispiel im Schiffbau, vor allem bei Flüssiggasschiffen.
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