Der Mensch wird zum Ladegerät
In die Schuhsohle eingearbeitete Generatoren können elektrische Kleingeräte mit Strom versorgen. Jetzt scheint die Markteinführung bevorzustehen.
Der Akku des Smartphones macht niemals schlapp. Der des MP3-Players auch nicht. Selbst dann nicht, wenn man tagelang in unwegsamem Gelände unterwegs ist und kein Solarladegerät mit sich herumschleppt. Der Strom, der die elektronischen Kleingeräte am Leben hält, kommt aus der Schuhsohle. Einzige Bedingung: Man muss laufen.
Wissenschaftler und Studenten der amerikanischen Universitäten Carnegie Mellon und Berkeley haben jetzt einen Schuhsohlengenerator vorgestellt. Er gehört zu den technisch schlichteren Systemen. Damit hat er jedoch alle Chancen, tatsächlich produziert zu werden. In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres soll die Strom spendende Einlegesohle auf den Markt kommen. Dazu gründeten die Entwickler das Unternehmen SolePower. Mit 100 US-Dollar steht sogar der Preis für den Generator unter dem Fuß schon fest.
In Trekking-Läden gibt es Taschenlampen mit Generator. Dieser erzeugt Strom, wenn ein seitlicher Hebel wie eine Pumpe betätigt betätigt wird. Über eine Zahnstange oder einen Riemen treibt er einen integrierten Generator an, der genauso funktioniert wie ein Fahrraddynamo. Dieses elektromechanische System haben die Amerikaner extrem verkleinert, sodass es in eine Einlegesohle passt, die orthopädischen Anforderungen gerecht wird. Ein acht Kilometer langer Fußmarsch reicht, um beispielsweise den Akku eines Smartphones aufzuladen. Wegen unvermeidlicher Schweißabsonderungen sind die Sohlen wasserdicht.
Wohl mit einem Augenzwinkern versichern die Entwickler, dass ihre Sohlengeneratoren eine Million Schritte aushalten, das sind wenigstens 50 000 Kilometer, die nur wenige Wanderer in ihrem Leben erreichen. Und wenn doch, dann nicht mit demselben Paar Schuhe.
Wanderer und Bergsteiger sind die Hauptzielgruppe. Interessant ist eine solche Lösung auch für Menschen in wenig entwickelten Regionen, die immer Probleme haben, eine Steckdose zum Aufladen ihrer Geräte zu finden.
Wie andere Erfinder es machen wollen
Eine ähnliche Lösung fand vor einem Jahr der irakische Erfinder Baha al-Hasnawi. Während er ganze Heerscharen von Menschen bei ihren Wanderungen durch die Pilgerstadt Kerbela beobachtete, hatte er die „Generator-im-Schuh-Idee“. Sie alle könnten ganz nebenbei Strom erzeugen. Wie die Amerikaner nutzte er einen mechanisch betätigten Generator, den er ganz pragmatisch denkend aus einem Kinderspielzeug ausbaute. Industriepartner, die sein Ladegerät herstellen, hat er noch nicht gefunden.
Technisch weitaus anspruchsvoller, aber ebenfalls noch nicht kommerzialisiert ist ein Schuhsolengenerator von Forschern der US-Universität Wisconsin-Madison. Sie sperren eine leitfähige Flüssigkeit in einen engen Spalt zwischen zwei Folien ein. Teile davon sind ebenfalls leitfähig. Beim Gehen oder Laufen fließt die Flüssigkeit hin und her. Das Gesamtsystem wirkt wie ein Generator.
Forscher der ebenfalls amerikanischen Universität Princeton setzen dagegen auf Piezoelemente. Das sind Kristalle, die Strom produzieren, wenn sie einem Druck ausgesetzt werden. Bekannt sind sie aus Feuerzeugen mit einem Hebel, der heruntergedrückt wird. Die Amerikaner betteten Blei-Zirkon-Titanat, das piezoelektrische Eigenschaften hat, in Silikon ein, das aus dem Badezimmer bekannt ist. Das flexible Material dichtet die Kehlen von zwei aneinanderstoßenden Fliesenwänden ab. Das US-Militär hat Piezoschuhsohlen bereits getestet, allerdings ein starre Version. Die war den Soldaten zu unbequem.
Ein Beitrag von: