Designerin hängt Tisch und Stuhl einfach ans steile Hausdach
Eine junge Designerin aus Litauen wollte nicht länger hinnehmen, dass sie keine Dachterrasse hat. Also entwickelte Ainė Bunikytė kurzerhand einen Tisch und zwei Stühle und befestigte das Ganze auf dem höchsten Punkt ihres Hauses – am Dachfirst.
Es scheint, als hätte Ainė Bunikytė den Begriff „Dachstuhl“ allzu wörtlich genommen. Wie sonst kam die Designerin aus der litauischen Hauptstadt Vilnius auf die Idee, einen Tisch inklusive Sitzgelegenheiten für die Dachfläche ihres Hauses zu entwerfen? Inspiriert für die skurrile Abschlussarbeit an der Vilnius-Kunstakademie wurde Bunikytė schon in ihrer Kindheit – durch zahlreiche Kletterausflüge auf die Dächer ihrer Stadt.
Gebogene Leiter sorgt für Halt auf steiler Oberfläche
Um der Kombination aus zwei minimalistisch gestalteten Stühlen und dem kleinen Tisch überhaupt den ausreichenden Halt bieten zu können, entwickelte die Designerin eine Vorrichtung, die einer gebogenen Leiter ähnelt. Mit dem Knick wird das Konstrukt einfach auf das Satteldach über den First gelegt, Stühle und Tisch später mit Schrauben befestigt. Fertig ist das luftige Kaffeekränzchen.
Wie Ainė Bunikytė auf ihrer Webseite erklärt, reizt sie der Gedanke des Zeckentfremdeten und der Multifunktionalität. Im Falle ihrer Giebeldachmöbel übernimmt das Dach zusätzlich die Funktion des Bodens. Auf Besonderheiten des Untergrunds muss sich Bunikytė, die über einen Master-Abschluss in Design verfügt, da natürlich einstellen: Die Stuhlbeinpaare sind auf der linken und rechten Seite unterschiedlich lang.
Dass die Sitzflächen der Stühle sowie der Tisch in transparentem Orange gehalten sind, ist bloß konsequent. So fügt sich der originelle Hochsitz eben besonders gut in den Gesamtlook vieler Dächer der litauischen Hauptstadt.
Mit Kaffeetablett durchs Schrägfenster
Drei Jahre arbeitete die Litauerin an ihrem Konzept, bis sie es im Juli 2012 erstmals an ihrer Hochschule präsentierte. Nun versucht Ainė Bunikytė, das Ganze zu vermarkten. So reizvoll die Sache mit der improvisierten Dachterrasse auch klingen mag: Es drängen sich unweigerlich Zweifel auf. Schließlich wollen alle Komponenten des Möbelkits erst einmal auf das Dach gelangen und müssen darauf auch noch montiert werden.
Jenen, die nicht gerade Schornsteinfeger oder Dachdecker sind, wird das wohl einige Überwindung kosten. Mit voll beladenem Tablett den Ausgang durch das Schrägfenster zu nehmen und unbeschadet den Tisch zu erreichen, dürfte zudem nur den sportlichsten Zeitgenossen vorbehalten sein.
Ob Ainė Bunikytės Erfindung hierzulande jemals zugelassen wird, scheint deshalb ein bisschen fraglich. Deshalb könnte es sein, dass sie auch künftig den Blick von ihrer hängenden Dachterrasse ganz exklusiv besitzt.
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