Deutsche Erfindungen, die die Welt veränderten
Insbesondere Baden-Württemberg wird als das Land der Tüftler und Denker beschrieben. Wir haben es auf ganz Deutschland ausgedehnt: Hier kommen deutsche Erfindungen, die die Welt veränderteten.
Deutsche Erfindungen haben die Welt in vielen Bereichen nachhaltig beeinflusst. Von Gutenbergs Buchdruck bis zu modernen Innovationen wie dem mp3-Format und der Chipkarte haben deutsche Erfinder Beiträge zur Technologie, Medizin und mehr geleistet. Einige der wichtigsten deutschen Erfindungen stellen wir Ihnen vor.
Inhaltsverzeichnis
- Die deutsche Erfindung: Gutenbergs Buchdruck
- Das Telefon von Johann Philipp Reis
- Dynamo und Straßenbahn sind deutsche Erfindungen
- Spannend auf Mikroebene: Die Bakteriologie
- Deutsche Erfindung in der Medizin: Die Röntgenstrahlen
- Gegen Kopfschmerz: Das Aspirin
- Bitte lächeln: Die Kleinbildkamera von Oskar Barnack
- Deutsche Erfindung „Flimmerkiste“: Das Fernsehen
- Konrad Zuse: Vater des Computers
- Die Chipkarte gehört zu den bekannten deutschen Erfindungen
- Für Musikfreunde: Das mp3-Format
- Deutsche Erfindung für Imbiss-Gourmets: Der Currywurstschneider
Die deutsche Erfindung: Gutenbergs Buchdruck
Der Buchdruck von Johannes Gutenberg gilt als eine der bedeutendsten deutschen Erfindungen der Menschheitsgeschichte. Im 15. Jahrhundert revolutionierte er die Art und Weise, Bücher herzustellen, die bislang mühevoll per Holzdruckverfahren entstanden. Mit seiner innovativen Technik der beweglichen Lettern ermöglichte Gutenberg eine schnellere, kostengünstigere und präzise Massenproduktion von Büchern im Vergleich zu den vorherigen handgeschriebenen Kopien oder Einzeldrucken.
Seine berühmteste Arbeit ist die Gutenberg-Bibel, gedruckt zwischen 1452 und 1454. Der Buchdruck trug maßgeblich zur Verbreitung von Wissen, Ideen und Kultur bei und legte den Grundstein für die Renaissance und die Reformation. Gutenbergs Erfindung ist Basis der moderne Informationsgesellschaft und hat bis zum heutigen Tag Einfluss auf die Welt der Drucktechnik und des Verlagswesens.
Das Telefon von Johann Philipp Reis
Das Patent beantragte Alexander Graham Bell, erfunden hat es ein anderer: Das Telefon ist eine deutsche Erfindung. Johann Philipp Reis hieß der deutsche Physiker, der 1861 das Telefon entwickelte. Sein Gerät, bekannt als das „Reis-Telephon“, war das erste funktionsfähige Gerät, das in der Lage war, Töne über eine elektrische Leitung zu übertragen. Obwohl Reis‘ Telefon primitiv war und keine verständliche Sprache übertragen konnte, legte es den Grundstein für die Entwicklung des modernen Telefons.
Reis‘ Arbeit war wegweisend und beeinflusste später die Arbeiten von Alexander Graham Bell und anderen Erfindern, die das Telefon weiterentwickelten und kommerziell erfolgreich machten. Bell wurde damit ein reicher Mann, Reis notierte 1874 kurz vor seinem Tod: „Ich habe der Welt eine große Erfindung geschenkt. Anderen muss ich nun überlassen, sie weiterzuführen.“
Dynamo und Straßenbahn sind deutsche Erfindungen
Werner von Siemens, ein Unternehmer des 19. Jahrhunderts, trug entscheidend zu zwei deutschen Erfindungen bei: der Straßenbahn und dem Dynamo. Mit der Entwicklung der elektrischen Straßenbahn setzte Siemens wesentliche Akzente bei der Elektrifizierung des öffentlichen Nahverkehrs. In Zusammenarbeit mit Johann Georg Halske gründete er das Unternehmen Siemens & Halske, das 1881 die weltweit erste elektrisch betriebene Straßenbahn in Berlin Groß-Lichterfelde in Betrieb nahm. Sie löste die bis dahin üblichen Pferdestraßenbahnen ab und revolutionierte den öffentlichen Verkehr in Städten weltweit.
Siemens erfand auch den Dynamo, eine elektrische Maschine zur Erzeugung von Strom. Sein verbessertes dynamoelektrisches Prinzip führte zur Entwicklung effizienterer Generatoren und legte den Grundstein für die moderne Stromerzeugung. Siemens‘ Dynamos fanden weitreichende Anwendung: von der Beleuchtung bis hin zu industriellen Anlagen.
Spannend auf Mikroebene: Die Bakteriologie
Robert Koch war ein bedeutender deutscher Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts und gilt als einer der Begründer der modernen Bakteriologie – auch eine deutsche Erfindung. Seine Entdeckungen revolutionierten das Verständnis von Infektionskrankheiten und trugen maßgeblich zur Entwicklung der Medizin bei. Koch entwickelte verschiedene Methoden, die es ihm ermöglichten, Krankheitserreger zu isolieren und zu kultivieren. Zu den von ihm entdeckten Krankheitserregern gehören Tuberkulosebakterium (Mycobacterium tuberculosis), das Cholerabakterium (Vibrio cholerae) und der Erreger der Milzbrandkrankheit (Bacillus anthracis).
Robert Kochs Entdeckungen ermöglichten die Entwicklung von Impfstoffen, Antibiotika und anderen neuen Therapien für Infektionskrankheiten. Darüber hinaus trugen die von ihm entwickelten Hygienestandards im Gesundheitswesen zu einer drastischen Verbesserung der öffentlichen Gesundheit weltweit bei. Er ist Namensgeber des Robert-Koch-Instituts (RKI), dass ihm die preußische Regierung für seine Forschungen errichtete.
Deutsche Erfindung in der Medizin: Die Röntgenstrahlen
Ebenso wie Robert Koch ist auch Wilhelm Conrad Röntgen für eine bedeutende deutsche Erfindung im Bereich der Medizin bekannt: Die Röntgenstrahlung. Röntgen, ein deutscher Physiker aus Lennep (heute Remscheid), entdeckte im Jahr 1895 die nach ihm benannten Strahlen, die er noch als X-Strahlen bezeichnete. Es war ein Zufallsfund: Röntgen machte die Entdeckung, als er mit Kathodenstrahlen experimentierte und bemerkte, dass sie eine unbekannte Art von Strahlung erzeugten, die in der Lage war, durch undurchsichtige Materialien zu dringen.
Wie Wilhelm Conrad Röntgen die medizinische Diagnostik revolutionierte
Die Röntgenstrahlen haben die medizinische Diagnostik revolutioniert, da sie Ärzten ermöglichte, das Innere des menschlichen Körpers zu sehen. Röntgenbilder sind bis heute unverzichtbar für die Diagnose von Knochenbrüchen, Tumoren, Zahnproblemen und anderen inneren Verletzungen oder Erkrankungen. Röntgen legte damit den Grundstein für die moderne bildgebende Diagnostik. Sein Beitrag wurde 1901 als Erster mit dem Nobelpreis für Physik gewürdigt.
Gegen Kopfschmerz: Das Aspirin
Felix Hoffmann, ein deutscher Chemiker, synthetisierte im Jahr 1897 erstmals Acetylsalicylsäure, besser bekannt als Aspirin. Hoffmann arbeitete für die Bayer AG, als er eine der bedeutendsten deutschen Erfindungen machte. Er entwickelte Aspirin als Verbesserung des damals bereits bekannten Medikaments Salicylsäure, das jedoch starke Nebenwirkungen hatte.
Aspirin wurde schnell populär und fand breite Anwendung als Schmerzmittel, entzündungshemmendes Mittel und zur Fiebersenkung. Es erwies sich später zudem als wirksam, um das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen zu senken. Heutzutage wird Aspirin in verschiedenen Formen und Dosierungen weltweit verwendet und zählt nach wie vor zu den bekanntesten und am häufigsten verwendeten Medikamenten. Felix Hoffmann indes blieb eher unbekannt. Seinen Ruhestand verbrachte er bis zu seinem Tod 1946 in der Schweiz.
Bitte lächeln: Die Kleinbildkamera von Oskar Barnack
Oskar Barnack, ein deutscher Ingenieur und Fotograf, entwickelte in den 1910er-Jahren die erste 35 mm – Kleinbildkamera, die später als Leica bekannt wurde. Diese deutsche Erfindung ist Basis für das Format, das heute als Standard für die meisten Kameras gilt. Barnack war aufgrund seiner eigenen gesundheitlichen Probleme an einer kompakten und leichten Kamera interessiert, die dennoch hochwertige Bilder aufnehmen konnte.
Inspiriert von Filmrollen für Kinematografie, begann er mit der Entwicklung einer Kamera, die das Standard-Fotoformat in kleinere, handliche Abmessungen umsetzte. Die von Barnack entwickelte Kleinbildkamera war kompakt, leicht und einfach zu bedienen. Die Einführung der Leica-Kamera im Jahr 1924 markierte den Beginn der Kleinbildfotografie. Die Technologie wurde schnell populär und beeinflusste die weitere Entwicklung von Kameras und Fotoausrüstung weltweit. Die Kleinbildkamera von Oskar Barnack kennt heute fast jeder Mensch – ihr Erfinder jedoch ist ein vergessener Pionier.
Deutsche Erfindung „Flimmerkiste“: Das Fernsehen
Manfred von Ardenne war ein Pionier auf dem Gebiet der Fernsehtechnologie. In den 1930er- und 1940er-Jahren trug er maßgeblich zur Entwicklung des Fernsehens bei. Ardenne entwickelte Technologien, die für die Fernsehübertragung entscheidend waren. Dazu gehörten verbesserte Kathodenstrahlröhren und elektronische Bildaufnahme- und Übertragungssysteme. Ein bemerkenswertes Beispiel seiner Innovationen war die Entwicklung eines frühen elektronischen Fernsehensystems, das er 1931 vorstellte. Das erste vollständig elektronische Fernsehsystem der Welt ist also eine deutsche Erfindung.
Darüber hinaus trugen Ardennes Forschungen und Entwicklungen dazu bei, die Bildqualität und die technischen Möglichkeiten des Fernsehens erheblich zu verbessern. Ardenne ist trotz seines Erfindergeistes nicht unkritisch zu sehen: Seine Rolle in diktatorischen Systemen gab Anlass zur Kritik. Ob NS-Regime, in der Sowjetunion oder in der DDR – Ardenne gelang es stets, sich Vorteile für sich selbst oder seine Forschung zu verschaffen.
Konrad Zuse: Vater des Computers
Konrad Zuse, ein deutscher Ingenieur, wird oft als einer der Pioniere der Computerentwicklung angesehen. In den 1930er- und 1940er-Jahren baute er die ersten funktionstüchtigen programmgesteuerten Computer der Welt – eine klassisch deutsche Erfindung, auch wenn der heutige Name einen britischen oder US-amerikanischen Hintergrund vermuten lässt. Zuses erste Erfindung war die Z3, die er im Jahr 1941 fertigstellte. Die Z3 gilt als erster voll funktionsfähiger programmgesteuerter Computer der Geschichte.
Der erste Computer der Welt: Z3 von Konrad Zuse fand damals kaum Beachtung
Er verwendete binäre Logik und war in der Lage, komplexe Berechnungen auszuführen. Obwohl die Z3 während des Zweiten Weltkriegs größtenteils unbeachtet blieb, war sie ein Meilenstein in der Entwicklung der Computertechnologie. Nach dem Krieg baute Zuse weitere Computer, darunter die Z4, die als erste kommerziell verfügbare programmgesteuerte Rechenmaschine gilt. Zuse erfand zudem 1945/46 die erste höhere Programmiersprache der Welt, die Plankalkül genannt wurde. Sein Erbe als Pionier der Computertechnologie wird bis heute weltweit geschätzt.
Die Chipkarte gehört zu den bekannten deutschen Erfindungen
Der Ingenieur Helmut Gröttrup und sein Partner, der gelernte Radiotechniker Jürgen Dethloff, haben gemeinsam an der Entwicklung der Chipkarte gearbeitet. Diese deutsche Erfindung ermöglicht es heute, bargeldlos zu zahlen. Die Chipkarte, auch bekannt als Smartcard oder Integrated Circuit Card (ICC), ist eine Plastikkarte, die einen integrierten Mikroprozessor oder Mikrocontroller enthält. Diese Chips können Daten speichern, verarbeiten und kommunizieren. Gröttrup und Dethloff meldeten 1969 die erste Chipkarte unter dem Namen „Identifizierungsschalter“ zum Patent an.
Die Technologie wurde weiterentwickelt und fand bald Anwendung im elektronischen Zahlungsverkehr, bei der Zugangskontrolle und der Telekommunikation. Die Chipkarte ermöglicht es, persönliche Daten sicher zu speichern und zu übertragen, und wird weltweit im Bankwesen, Gesundheitswesen und vielem mehr eingesetzt. In den westlichen Industrienationen tragen die meisten Menschen heutzutage mit EC- und Gesundheitskarte mindestens zwei Chipkarten bei sich. Manche tragen noch Zugangskarten für Unternehmen in Form von Chipkarten bei sich – eine rundum „alltägliche“ Erfindung.
Für Musikfreunde: Das mp3-Format
Ohne mp3 keine Musik auf Smartphone und Co. (Der mp3-Player ist ja fast schon wieder Old School). Auch eine deutsche Erfindung? Ja. Das mp3-Format wurde in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (heute Fraunhofer-Gesellschaft) entwickelt. Ein Team von Forschern unter der Leitung von Karlheinz Brandenburg arbeitete an der Komprimierung von Audiodaten, um sie für die Übertragung über digitale Netzwerke geeignet zu machen.
Dank mp3-Format lassen sich Audiodateien deutlich verkleinern, indem redundante Informationen entfernt werden. Dadurch können die Dateien bei vergleichsweise geringer Dateigröße eine hohe Klangqualität beibehalten. Das Format wurde schnell populär und revolutionierte nicht nur die Musikindustrie, sondern auch die Art und Weise, wie Menschen Musik hören. Die CD hatte quasi ausgedient. Mit der Einführung des mp3-Formats wurden tragbare mp3-Player und Online-Musikdienste möglich, die den digitalen Musikmarkt grundlegend veränderten.
Deutsche Erfindung für Imbiss-Gourmets: Der Currywurstschneider
Er steht sicher nicht auf einem Level mit Buchdruck, Röntgenstrahlen oder Fernsehtechnik. Aber in einem Land, in dem die Currywurst eines der beliebtesten Imbissgerichte ist, hat er deren Zubereitung auf ganz eigene Weise revolutioniert: Der elektrische Currywurstschneider. Während sich bei der Wurst selbst Berlin und das Ruhrgebiet darüber streiten, wo nun der Ursprung liegt, ist das bei der Schneidemaschine klar: Bei der Firma Selbach in Radevormwald im Bergischen Land. 1963 erfand der Firmengründer Friedhelm Selbach den elektrischen Currywurstschneider, der fortan die Imbiss-Spezialität stets in gleich große Stücke schneiden sollte – erfunden im heimischen Keller.
Das Gerät wird bis heute in seiner ursprünglichen Form hergestellt und ist als deutsche Erfindung nach wie vor „Made in Germany“. Wurden in den 80er-Jahren noch 800 Maschinen pro Jahr gefertigt, sind es heute noch 100 bis 150. Pizza, Döner und Co. machen der Currywurst halt doch Konkurrenz.
Ein Beitrag von: