Hoffnung für Diesel-Fahrzeuge 20.06.2017, 16:27 Uhr

Deutsche Forscher entwickeln Biokraftstoff für gewöhnliche Dieselmotoren

Diesel gilt als schmutzig. Dennoch konnte sich Biodiesel bisher kaum durchsetzen. Einem deutschen Forscherteam könnte nun der Durchbruch gelungen sein – mit einem modifizierbaren Biokraftstoff.

Grüner tanken. Tanksäule mit Gras und Feldern

Grüner tanken.

Foto: panthermedia.net/Christoph Jungbluth

Dieselfahrzeuge bereiten den meisten Menschen derzeit eher Kopfzerbrechen. Die Besitzer von Dieselautos müssen Fahrverbote in deutschen Innenstädten fürchten und auch die Hersteller von Dieselfahrzeugen wenden sich schrittweise von dem Kraftstoff ab. Zuletzt kündigte Volvo im Mai dieses Jahres an, keine neuen Dieselfahrzeuge mehr entwickeln zu wollen. Doch wer nun das Aus für Dieselfahrzeuge beschwört, ist seiner Zeit voraus.

Erstens haben Studien ergeben, dass Benziner mit Direkteinspritzung mindestens so schmutzig sind wie alte Diesel. Und zweitens schreitet die Entwicklung des Biodiesel voran. Wenn auch langsam.

Produktion von Biodiesel in Deutschland

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 3 Mio. Tonnen Biodiesel hergestellt, schätzt der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie. Die meisten Hersteller nutzten dazu Raps (62%), Altspeisefette (25%) sowie Soja, Palm- und sonstige Fette. Von dem produzierten Biokraftstoff wurden allerdings nur 2,15 Mio. Tonnen im Land abgesetzt, wie das Bundesamt für Wirtschafts- und Ausfuhrkontrolle mitteilte. Der Anteil von Dieselautos, die mit Biodiesel fahren, ist damit auf knapp 5,7% gesunken.

Dabei wird der Biokraftstoff in Deutschland politisch gefördert und die Mineralölindustrie mischt ihn dem herkömmlichen Petro-Diesel bei, um ihre Schadstoffwerte zu verbessern. So darf sich in der EU jeder Dieselkraftstoff „Biodiesel“ nennen, der mindestens 7% Fettsäuremethylester-Zumischung enthält. Das legt die EU-Norm für moderne Dieselmotoren EN 590 fest, die auch eine Anhebung auf 10% bis 2020 vorsieht. Ein aus politischer Sicht nachvollziehbares, aus chemischer Sicht heikles Vorhaben.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
HARTMANN-Firmenlogo
Konstrukteur / Entwicklungsingenieur (w/m/d) HARTMANN
Heidenheim Zum Job 
Adolf Würth GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) Fahrzeugeinrichtung Adolf Würth GmbH & Co. KG
Obersulm-Willsbach Zum Job 
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
durlum Group GmbH-Firmenlogo
Konstruktionsingenieur (m/w/d) durlum Group GmbH
Schopfheim Zum Job 
über RSP Advice Unternehmensberatung-Firmenlogo
Technische Leitung (m/w/d) über RSP Advice Unternehmensberatung
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Testingenieur für die Produktqualifikation (m/w/d) Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen-Firmenlogo
Laboringenieur*in im Bereich Elektro- und Messtechnik/Gebäudeautonomie HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Holzminden Zum Job 
Tagueri AG-Firmenlogo
(Junior) Consultant Funktionale Sicherheit (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
ANDRITZ Separation GmbH-Firmenlogo
Automatisierungsingenieur (m/w/d) für Dynamic Crossflow-Filter ANDRITZ Separation GmbH
Vierkirchen Zum Job 
Neovii Biotech GmbH-Firmenlogo
Qualification Engineer (m/w/d) Neovii Biotech GmbH
Gräfelfing Zum Job 
Fresenius Kabi-Firmenlogo
Director (m/w/d) Operations Media Supply, Formulation & API Fishoil Fresenius Kabi
Friedberg / Hessen Zum Job 
Sauer Compressors-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Sauer Compressors
Heidrive GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Elektrotechnik (m/w/d) Heidrive GmbH
Kelheim Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Verfahrenstechnik / Chemie / Physik als Entwicklungsingenieur Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Tandem-Professur Robotik, Data Science and AI, Digitalisierte Wertschöpfungsprozesse Hochschule Osnabrück
Osnabrück, Lingen Zum Job 
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Beamtenausbildung Bundeswehr
verschiedene Standorte Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg-Firmenlogo
13 positions for PhD candidates (f/m/d) Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg
Duisburg Zum Job 

Bisher beschränkte sich der Einsatz von Biodiesel auf Zumischungen oder eigens konzipierte Motoren

Lukas Gooßen, Evonik-Stiftungsprofessor an der Ruhr-Uni Bochum, hat das neue Verfahren für Biokraftstoffe gemeinsam mit Doktoranden entwickelt.

Lukas Gooßen, Evonik-Stiftungsprofessor an der Ruhr-Uni Bochum, hat das neue Verfahren für Biokraftstoffe gemeinsam mit Doktoranden entwickelt.

Quelle: RUB / Kramer

Denn Biodiesel siedet gewöhnlich bei höheren Temperaturen als Petrodiesel. Durch die nur teilweise Verbrennung der Fettsäuremethylester, kurz Fame, entstehen Rückstände, die sich etwa auf Motorteilen oder dem Partikelfilter absetzen. „Autos, die mit reinem Biodiesel betankt werden, benötigen deshalb eigens dafür konzipierte Motoren“, so Lukas Gooßen, Evonik-Stiftungsprofessor für Organische Chemie an der Ruhr-Universität Bochum. Das ist zum einen der Grund, weshalb sich reine Biodiesel-Fahrzeuge bisher nicht durchgesetzt haben und zum anderen die Begründung für die notwendige Weiterentwicklung herkömmlicher Biodiesel.

Gemeinsam mit einem Forscherteam aus Kaiserslautern und Rostock, hat Gooßen nun ein Verfahren vorgestellt, mit dem konventioneller Biokraftstoff getunt werden kann. Als Rohstoff verwendeten die Forscher Rapsöl, die Grundlage der meisten Fame-Biodiesel, doch am Ende hatte ihr Gemisch Eigenschaften wie herkömmlicher Petro-Diesel.

Forschern gelang es, den Siedepunkt von Biodiesels an den des Petro-Diesels anzugleichen

Wichtig war den Forschern, dass der Biodiesel der Siedepunktkurve von Dieselkraftstoff aus Mineralöl so nah wie möglich kommt. Dass also möglichst viel von dem neu gewonnenen Produktgemisch bei der gleichen Temperatur verdampft wie Petro-Diesel. „Denn die ist vorgegeben für den Dieselkraftstoff, für den ein Motor optimal geeignet ist“, erklärt Gooßen.

Er nahm also diese Kurve und glich die Werte des neuen Gemischs immer wieder mit ihr ab. Bis – nach drei Jahren Arbeit – die Übereinstimmung perfekt war. Damit entspricht der neue Biodiesel dem herkömmlichen Petro-Diesel in seinen Verbrennungseigenschaften und damit der EU-Norm.

Zukunft des Diesel gerettet?

Für Autofahrer ändert sich damit erst einmal gar nichts. Denn diese Erkenntnisse entstammen der Grundlagenforschung, von einer Anwendung ist der Kraftstoff noch einige Jährchen entfernt. Nicht weiter schlimm, meint jedoch Gooßen, denn er und seine Kollegen haben nun einen Lösungsvorschlag gemacht, der den Weg hin zu einem umweltfreundlicheren Treibstoff aufzeigt. „Wir haben demonstriert, was entwickelt werden muss, um das Problem zu lösen – allerdings anhand mit sehr teuren Katalaysatoren und in sehr kleinen Mengen“, so Gooßen. Ein erster Schritt. Immerhin.

Die Studie „Biofuel by isomerizing metathesis of rapeseed oil esters with (bio)ethylene für use in contemporary diesel engines“ erschien in der amerikanischen Fachzeitschrift Science Advances.

 

Ein Beitrag von:

  • Lisa Diez-Holz

    Die Autorin war von 2017 bis Ende 2019 Content Managerin für das TechnikKarriere-News-Portal des VDI Verlags. Zuvor schrieb sie als Redakteurin für die VDI nachrichten.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.