Erdbeben im Mittelmeer 07.10.2014, 11:15 Uhr

Deutsches Forschungsschiff untersucht Plattengrenzen vor Sizilien

Das deutsche Forschungsschiff METEOR startet am 10. Oktober ins Mittelmeer, um vor Sizilien und Malta die Vorgänge am Boden genauer zu untersuchen. Dort grenzen Europäische und Afrikanische Erdplatte aneinander. Treffen sie aufeinander – was immer wieder geschieht – drohen Naturkatastrophen. Im Rahmen des Projektes DIONYSUS soll die Expedition genaue Informationen über die möglichen Gefahren liefern. 

Das Forschungsschiff METEOR sticht am 10. Oktober in See. Ziel sind die Plattengrenzen vor Sizilien.

Das Forschungsschiff METEOR sticht am 10. Oktober in See. Ziel sind die Plattengrenzen vor Sizilien.

Foto: GEOMAR

Wissenschaftler aus Italien, Frankreich und Deutschland wollen die tektonischen Prozesse im Mittelmeer entschlüsseln und die damit verbundenen möglichen Gefahren genauer untersuchen. Diese Bewegungen der Erdkruste sind Auslöser für Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis und Vulkanismus. Ein wichtiger Teil des internationalen Projektes, das den griechischen Götternamen trägt, ist die Expeditionsfahrt des deutschen Forschungsschiffes METEOR. 24 Tage lang wird es im Mittelmeer unterwegs sein und die Plattengrenzen zwischen Europa und Afrika ins Visier nehmen. Kommenden Donnerstag startet METEOR im sizilianischen Catania ins südöstliche Gebiet von Sizilien. Die Fahrtleitung übernimmt die Geophysikerin Professor Dr. Heidrun Kopp vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.

Das Erdinnere wird durchleuchtet

Die Wissenschaftler wollen den Ozeanboden in 30 Kilometer Tiefe ähnlich wie bei einer Computertomographie untersuchen. Dazu werden sie insgesamt 60 Ozeanbodenseismometer (OBS) gleichzeitig in 3500 Metern unter dem Meeresboden absetzen. Dort sollen die  Geräte imitierte Erdbebensignale und nachgeahmte akustische Wellen registrieren, welche sich durch das Erdinnere bewegen und an die verschiedenen Gesteinsschichten gelenkt werden.

Die Ozeanbodenseismometer reagieren auf feinste Erschütterungen am Meeresboden.

Die Ozeanbodenseismometer reagieren auf feinste Erschütterungen am Meeresboden.

Quelle: GEOMAR

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„So können wir ähnlich wie bei einer Computertomographie das Erdinnere durchleuchten“, führt Kopp aus. Die große Anzahl an Instrumenten ist notwendig, um detaillierte Strukturen in der Tiefe hochauflösend zeigen zu können. Das GEOMAR sowie das französische Meeresforschungszentrum IFREMER stellen je 30 dieser Instrumente zur Verfügung.

Seismometer in Landstationen

Neben den Stationen auf dem Meeresboden wird der seismologische Dienst in Rom auch Seismometer an Land installieren. Damit sollen Aufzeichnungen vom Meer bis zum Vulkan Ätna auf Sizilien hin möglich werden. „Wir vereinen sowohl unsere Expertise als auch unsere Infrastruktur mit den französischen und italienischen Kollegen, um so auf europäischer Ebene die Komplexität der tektonischen Prozesse im Mittelmeer zu entschlüsseln“, erklärt Geophysikerin Kopp.

Das Arbeitsgebiet der Expedition M111. 

Das Arbeitsgebiet der Expedition M111.

Quelle: GEOMAR

Regelmäßig kommt es zu Erdbeben am Mittelmeer. Hangrutschungen und Tsunamis sind die Folge. Etwa 250 Millionen Menschen leben inzwischen am Mittelmeer und sind von den Gefahren betroffen. Zusätzlich kommen etliche Millionen Touristen jährlich in die beliebte Urlaubsgegend. Für die Forscher ein Grund mehr sich mit den dort lauernden Gefahren zu beschäftigen. „Die Region ist deshalb von großem Interesse, weil sie in der Vergangenheit wiederholt von verheerenden Erdbeben und Tsunamis getroffen wurde“, erklärt Professorin Kopp. Im Jahr 1908 kam es zu einem Erdbeben mit folgendem Tsunami, der 72.000 Menschenleben forderte. „Heute wäre die Opferzahl sicherlich um ein Vielfaches höher, schließlich sind Küsten mittlerweile deutlich dichter besiedelt,“ warnt Kopp. Zwar wissen die Forscher, dass Meeresbeben auch Tsunamis auslösen. Jedoch gibt es noch keine detaillierte Kenntnis über die Ursachen der wiederholten Erdbeben in diesem Gebiet. Das soll sich nun ändern.

 

Ein Beitrag von:

  • Petra Funk

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