Die größten Produktflops unserer Zeit
Je größer das Unternehmen, desto sicherer die Erfolge? Von wegen. Auch die Big Player sind nicht vor echten Flops gefeit. Doch sie können besser damit umgehen, wie Samsung mit dem aktuellen Galaxy Note zeigt.
Der südkoreanische Hersteller hatte große Hoffnungen auf sein bis dato teuerstes Smartphone gesetzt, doch das Samsung Galaxy Note 7 entpuppte sich als absoluter Verkaufsschreck. Nicht, dass es nicht angenommen worden wäre, das wurde es. Aber der Akku machte Probleme, er fing beim Laden Feuer, einige Modelle explodierten, Fluglinien verboten die Mitnahme des Geräts. Zwei Monate nach Verkaufsstart wurden sämtliche Geräte zurückgerufen, der Verkauf gestoppt. Der Konzern war um 5 Milliarden US-Soller leichter, der Imageschaden kann gar nicht beziffert werden.
Doch der Konzern traut sich: Nur neun Monate nach der großen Pleite kündigt Samsung ein neues Phablet nach dem Vorbild des Pannenmodells an, das Galaxy Note FE (Fan Edition). Es soll 540 Euro kosten und mit nagelneuen Akkus ausgestattet sein. Ein Neuanfang frei nach dem Motto: Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Dass dem so ist, weiß schon der Volksmund und so kommt es immer wieder vor, dass auch erfolgreiche Unternehmen wie eben Samsung, aber auch Apple & Co. unglaubliche Produktflops landen. Was bei jungen Start-ups das Aus bedeutet, können Großkonzerne durch andere Produkte ausgleichen. Peinlich sind die Reinfälle trotzdem:
Als Apple keine Handschriften lesen konnte
Steve Jobs galt als eines der größten Marketinggenies aller Zeiten. Nachdem er zu Apple zurückgekehrt war, ging es mit dem Unternehmen wieder bergauf. Das lag nicht nur an den vielen Innovationen, mit denen Apple die Welt verändert hat, sondern auch daran, dass an Produktflops unter Jobs‘ Regie nicht lange festgehalten wurde.
Dazu zählt auch das Apple Newton MessagePad, ein PDA, das in mehreren Auflagen von 1993 bis 1998 hergestellt wurde. Typisch für Apple war das Gerät mit 699 US-Dollar nicht besonders günstig. Den hohen Preis konnte die schlechte Handschriftenerkennung nicht rechtfertigen und so gelang es Apple auch nicht, ausreichende Marktanteile vor der Konkurrenz zu erlangen. Aber: Wesentliche Erfahrungen mit dem Newton sind in die Konzepte von iPhone und iPad eingeflossen.
Als Apple seine Nutzer ins Nichts führte
Der eine Produktflop wurde erkannt und verbannt, der andere geriet jedoch zur richtigen Blamage: Apple Maps war für das Unternehmen richtig peinlich. Obwohl es erst mit iOS 6 im Jahr 2012 eingeführt wurde, war es mit miserablen Karten ausgestattet Die besten Fehler wurden schließlich virale Renner und Jobs musste sich die Frage gefallen lassen: Warum wurde nicht viel früher ein eigener, starker Kartendienst forciert? Trüben konnten die Maps seinen Ruf nicht, aber verschlafen hat Jobs den Trend eindeutig.
Microsoft oder „Wer zu spät kommt…“
Auch andere IT-Größen leisten sich krasse Produktflops. Als Facebook seine Vormachtstellung als Social Network Nummer 1 schon lange zementiert hatte, versuchte Google 2011 den eigenen Dienst Google+ prominent in sein Ökosystem zu integrieren. Funktionen wie die Hangouts waren zwar neu, wurden von den Nutzern aber nie im erhofften Maße angenommen. Die zwangsweise Verzahnung mit Googles anderen Angeboten gepaart mit einer guten Portion Unübersichtlichkeit lassen Google+ bis heute in der Bedeutungslosigkeit verharren.
Ebenfalls viel zu spät dran war auch Microsofts Zune 2006. Zu dieser Zeit hatte Apple mit iPod und iTunes die Nase schon so weit vorn, dass der MP3-Player des Konkurrenten aus Redmond nie den Durchbruch auf dem Massenmarkt schaffen konnte. Microsoft war und ist in den Augen der Konsumenten in erster Linie Windows und Office – nicht Hardware.
Produkte der Kategorie „unnütz und teuer“
TwitterPeek und CueCat – diese Produktflops hatten nicht mit besserer Konkurrenz zu kämpfen, sondern waren für sich genommen konzeptionelle Fehlgeburten.
Der TwitterPeek war ein kleines Handheld, das Tweets anzeigen und abschicken konnte, sonst nichts. Für sagenhafte 200 Dollar war das schon 2009 ein ziemlich überschaubarer Funktionsumfang. Wer handlich twittern wollte, konnte schließlich bereits damals sein Smartphone zücken
Nicht ganz so eingeschränkt in der Funktionalität war die CueCat: Dabei handelte es sich um einen Barcodescanner in Form einer Katze, der mittels USB oder PS/2 an den PC angeschlossen wurde. Die Idee: Statt URLs mühsam abzutippen, sollten Anwender Barcodes in Magazinen, Katalogen oder auf Produktverpackungen scannen und so auf die entsprechenden Homepages gelangen. Nicht nur, dass es dafür im Einführungsjahr 2000 kaum Bedarf gab – auch die intensive Sammlung von Anwenderdaten durch die obligatorische Client Software ließ die Katze floppen. Das Unternehmen, die Digital Convergence Corporation, existiert heute nicht mehr.
Produktflops gibt’s auch in der analogen Welt
Man darf nun nicht den Eindruck gewinnen, dass nur technische Gadgets des IT-Zeitalters zu Produktflops werden. Auch Toilettenpapier gehört dazu: Der Begriff „Tempo“ ist in der deutschen Sprache zum Synonym für Papiertaschentücher geworden – aber eben nur dafür. Der 2009 erfolgte Versuch des Papierkonzerns SCA, unter demselben Namen ein Toilettenpapier zu vermarkten, musste fehlschlagen. Nach fünf Jahren zog SCA die Reißleine und versucht fortan, das Papier unter seiner anderen starken Marke Zewa an den Käufer zu bringen.
Auch die beiden langjährigen Konkurrenten Coca-Cola und Pepsi haben sich mit Variationen ihrer Vorzeigeprodukte schon vergaloppiert. 1992 sollte die Crystal Pepsi, ein koffeinfreier und durchsichtiger Softdrink mit klassischem Cola-Geschmack, die Kunden begeistern. Das Projekt wurde binnen Jahresfrist wieder eingestellt – durchsichtige Cola ließ sich schlichtweg nicht verkaufen. Immerhin hat es die Crystal dank einer treuen Fangemeinde bis 2017 zu mehreren Revivals gebracht, unter anderem im exklusiven Vertrieb über Amazon in den USA und Kanada.
Sie erinnern sich an Produktflops, die definitiv in diese Liste gehören? Dann schreiben Sie uns.
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