Die Kelten – Krieger und Künstler
Den wohl größten Beitrag zum Keltenjahr 2011 leistet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte mit seiner Ausstellung „Die Kelten. Druiden. Fürsten. Krieger – das Leben der Kelten vor 2500 Jahren“.
Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut und „soll eine Imagination vermitteln, die halbwegs plausibel ist“, so Projektleiter Hendrik Kersten. Denn die Kelten haben zwar Bildwerke, aber nichts Schriftliches hinterlassen. Darum sind die Historiker auf Zeugnisse griechischer und römischer Zeitgenossen angewiesen und darauf, die Grabfunde richtig zu deuten.
„Zurück zu den glänzenden Anfängen der Eisenzeit in unserer Region zu gehen, war ein besonderer und spannender Auftrag. Ist das Unesco Weltkulturerbe Völklinger Hütte doch der wichtigste Ort industrieller Eisenerzeugung in der Welt“, führt dessen Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig aus. Verdeutlicht wird eine 2500-jährige Kontinuität in der Region in der Herstellung des Eisens und seiner Veredelung zu Stahl.
In Mitteleuropa traten die Kelten mit der frühen Eisenzeit um 800 v. Chr. auf. Diese wird auch Hallstattzeit genannt nach dem Ort im österreichischen Salzkammergut, in dem sie schon damals Salzbergbau betrieben. Und da Salz ein guter Konservierungsstoff ist, sind Werkzeuge und Kleidungsstücke erhalten geblieben, von denen einige in der Völklinger Ausstellung zu sehen sind.
Die Vormachtstellung der Kelten als erste große Hochkultur in Europa gründete auf ihren Kenntnissen der Eisenverhüttung.
Sie erhitzten die gefundenen Armerze in Rennöfen auf über 1000 °C allerdings erreichten diese Öfen nicht die Schmelztemperatur. So war anschließend der Schmiedehammer das entscheidende Werkzeug, mit dem das Eisen aus der Schlacke getrieben wurde. Ihren Nimbus verdanken die Kelten vor allem ihren Damaszenerschwertern, „genialen Mordwaffen, effektiv und elegant“, wie Kunsthistoriker Kersten sie nennt. Dieser Schweißverbundstahl kombiniert die Vorteile unterschiedlicher Stähle, sodass die Waffe sowohl flexibel als auch schnitthaltig ist.
Auch als Erfinder des Kettenhemdes, wozu 20 000 Ringe vernietet werden mussten, und des Eisenhelms „mit Knautschzone“ (Kersten) gelten die Kelten. Beides wurde von den Römern adaptiert und von jedem Soldaten getragen.
Doch die Kelten waren nicht nur Krieger, sondern auch den schönen Dingen zugetan. Ihre Werkzeuge und Waffen, aber auch Roheisen exportierten sie nach ganz Europa und konnten sich durch ihren so gewonnenen Reichtum Luxusgüter aus dem Mittelmeerraum leisten.
Besonders beliebt waren Schnabelkannen, die die Etrusker speziell entsprechend des keltischen Geschmacks fertigten. Die Kelten verstanden es, Wolle vor dem Weben mit mineralischen, pflanzlichen und tierischen Farben zu färben. Die Stoffbahnen wurden für die Kleidung nicht zerschnitten, sondern gehalten mit Gürteln, Fibeln und Spangen aus Eisen, Bronze und Gold.
Diese Kleinode legen Zeugnis ab von der hohen, bis heute unübertroffenen Meisterschaft in der Goldschmiedekunst, die den Betrachter unwiderstehlich in ihren Bann zieht.
ECKART PASCHE
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