Dopingfahnder erheben Anabolika-Vorwürfe gegen Bundesligaclubs
Der VfB Stuttgart und der SC Freiburg sind ins Visier der Dopingfahnder geraten: Was den beiden Erstligavereinen vorgeworfen wird, ist nichts Geringeres als eine großflächige Anabolika-Versorgung ihrer Spieler in den 1970er und 80er Jahren. Gegen den Bund Deutscher Radfahrer stehen ähnliche Vorwürfe im Raum.
Was Andreas Singler, Mitglied der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin der Uniklinik Freiburg, gestern in einer Mitteilung veröffentlichte, hat es in sich: Anabolikadoping in systematischer Weise ließe sich anhand neuer Aktenbestände erstmals auch für den Profifußball in Deutschland sicher beweisen.
„…an der lückenlosen Aufklärung des Sachverhaltes interessiert“
So soll der damalige Zweitligist SC Freiburg mindestens eine Anabolika enthaltende Medikamentenlieferung bekommen haben – auf Veranlassung von Armin Klümper. Der war in den 1980er Jahren Leiter der Sporttraumatologischen Spezialambulanz der Uni Freiburg. Hingegen in größerem Umfang betroffen sei der VfB Stuttgart. Letzterer teilte mit, dass es dem Verein bislang nicht möglich sei, die erhobenen Vorwürfe zu überprüfen, da dem Club das 60-seitige Gutachten nicht vorliege.
Ein weiteres Problem sei der große zeitliche Abstand zu den vorgeworfenen Handlungen. Entsprechend schwierig ist es zum jetzigen Zeitpunkt für den VfB Stuttgart, damalige Abläufe und eventuelle Behandlungen durch externe Mediziner nachzuvollziehen. Der Verein sei im Sinne eines sauberen Sports an der lückenlosen Aufklärung des Sachverhaltes interessiert.
Der SC Freiburg tickerte ähnlich: Der Sport-Club als Bundesliga-Verein erteilt jeglichen Maßnahmen zu Medikamentenmissbrauch und unerlaubter Leistungssteigerung eine klare Absage. Die Aufklärungsarbeit wolle der Club komplett unterstützen.
Kommission wertet alte Ermittlungsakten aus
Seit Ende Januar wertet die Kommission Akten aus, die sich auf Ermittlungen zu einem 1989 abgeschlossenen Betrugsverfahren gegen den damaligen Leiter der Sporttraumatologischen Spezialambulanz der Uni Freiburg, Armin Klümper, beziehen. Zwar hatte das damalige Verfahren einen wirtschaftskriminellen Hintergrund, doch die nun neu gewonnenen Erkenntnisse seien insbesondere auch für die geschichtswissenschaftliche Dopingforschung interessant, heißt es in der Mitteilung. Den Inhalt des Dokuments hatte der Autor dem Vernehmen nach nicht mit seinen Kommissionskollegen abgestimmt.
Die derzeit fünfköpfige Kommission wurde im Juni 2007 mit dem Auftrag ins Leben gerufen, Doping-Vorwürfe gegen Ärzte der Sportmedizin-Abteilung des Universitätsklinikums zu überprüfen. Die Nachforschungen der sogenannten Doping-Kommission erstrecken sich auf Verdachtsfälle seit dem Jahr 1970.
2009 präsentierte die Gruppe bereits einen Abschlussbericht, in welchem sie Freiburger Sportmedizinern systematische Dopingpraxis im Radsport-Team Telekom/Team T-Mobile in den Jahren 1992 bis 2007 nachweist. Die gewonnenen Erkenntnisse seien in einem bislang noch nicht veröffentlichten 60-seitigen Sondergutachten zusammengefasst.
Auch Radsport im Visier der Dopingfahnder
Weitere Vorwürfe richten sich in Singlers Mitteilung an den Radsport. Demnach fand zwischen 1975 und circa 1980 Doping mit anabolen Steroiden im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) in fast flächendeckender Manier statt – angeblich ebenfalls auf Veranlassung Armin Klümpers. Weiter heißt es: Dieses Doping wurde, wie hier erstmals bewiesen werden kann, auch vom BDR aus eigenem Ärzteplan finanziert. Auch die Behandlung Minderjähriger mit Dopingmitteln sei derzeit nicht auszuschließen.
Ein Beitrag von: