Umweltfreundlicher Lack 08.06.2016, 08:18 Uhr

Ein Autolack aus Maisstärke repariert kleine Kratzer selbst

Ein Autolack aus Maisstärke? Und der kann kleine Kratzer auch noch selbst reparieren? An einem solchen Lack, der elastisch sein soll wie ein Nylonstrumpf, arbeiten derzeit Chemiker im Saarland. Ihr Ziel ist der baldige Einsatz des Lacks in der Autoindustrie. 

Lackiererei im Mini-Werk in Oxford: An einem umweltfreundlichen Autolack auf Basis von Maisstärke arbeiten derzeit saarländische Forscher.

Lackiererei im Mini-Werk in Oxford: An einem umweltfreundlichen Autolack auf Basis von Maisstärke arbeiten derzeit saarländische Forscher.

Foto: BMW

Cyclodextrine sind das Geheimnis des Lacks. Das sind winzige ringförmige Moleküle, die aus Maisstärke hergestellt werden. Diese Moleküle haben die Chemiker Universität des Saarlandes und des Leibnitz-Instituts für Neue Materialien (INM) in Saarbrücken wie Perlen auf mikroskopische Kunststofffäden aufgefädelt. Auf dem Faden sind die Perlen miteinander vernetzt und doch beweglich. „Das entstehende Netzwerk ist beweglich und elastisch wie ein Strumpf“, erklärt Gerhard Wenz, Professor für Organische Makromolekulare Chemie an der Saar-Universität.

Moleküle sind flexibel und füllen Kratzer wieder auf

Diese Beweglichkeit der Moleküle ist der Clou: Oberflächliche Lackkratzer können sie wieder auffüllen, Kratzer verschwinden binnen weniger Tage, in dem sich die Moleküle in die durch den Kratzer entstandenen Freiräume bewegen. Bisher werden Cyclodextrine vor allem in Funktionstextilien verwendet, etwa in Sportkleidung. Sie haben die Eigenschaft, bestimmte Moleküle einzufangen und nicht mehr loszulassen, übel riechenden Schweiß etwa. Beim Waschen geben sie die Moleküle wieder frei.

Umweltfreundliche, ringförmige Cyclodextrine aus Maisstärke (grau) bilden die Grundlage des Autolackes, der Kratzer selbst repariert.

Umweltfreundliche, ringförmige Cyclodextrine aus Maisstärke (grau) bilden die Grundlage des Autolackes, der Kratzer selbst repariert.

Quelle: Universität des Saarlandes

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH-Firmenlogo
Ingenieur-Trainee in der Pharmazeutischen Produktion - all genders Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY-Firmenlogo
Feinwerkmechanikerin (w/m/d) für Vakuumsysteme von Beschleunigern Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
Hamburg Zum Job 
Solventum Germany GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur Automatisierungstechnik / Mechatronik / Maschinenbau (m/w/*) Solventum Germany GmbH
Seefeld Zum Job 
HERRENKNECHT AG-Firmenlogo
Leiter Mechanische Bearbeitung (m/w/d) HERRENKNECHT AG
Schwanau Zum Job 
Steinmeyer Mechatronik GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steinmeyer Mechatronik GmbH
Dresden Zum Job 
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Elektronenstrahl Schweißtechnik pro-beam GmbH & Co. KGaA
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Wirtschaftsingenieur als Industrial Engineer / Fertigungsplaner (m/w/d) pro-beam GmbH & Co. KGaA
Celonic Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Technical Team Manager (w/m/d) Qualification & Asset Change Control Celonic Deutschland GmbH & Co. KG
Heidelberg Zum Job 
BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) der Fachrichtung Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaft, Produktionstechnik, Werkstoffwissenschaft oder vergleichbar BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) der Fachrichtung Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaft, Produktionstechnik, Werkstoffwissenschaft oder vergleichbar BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft-Firmenlogo
W2-Professur "Lasermaterialbearbeitung" Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft
ULTRA REFLEX GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Kunststoff (m/w/d) Entwicklung und Optimierung von Produkten und Prozessen ULTRA REFLEX GmbH
Willstätt Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in für das Lehrgebiet Carl-Zeiss-Stiftungsprofessur für Produktions- und Herstellverfahren von Wasserstoffsystemen Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Göppingen Zum Job 
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik-Firmenlogo
Ingenieur*in der Fachrichtung Elektrotechnik Max-Planck-Institut für Plasmaphysik
Greifswald Zum Job 
MICON Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) MICON Gruppe
Nienhagen Zum Job 
Max-Planck-Institut für Astronomie-Firmenlogo
Astronom*in / Physiker*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Adaptive Optik Max-Planck-Institut für Astronomie
Heidelberg Zum Job 
Max-Planck-Institut für Kernphysik-Firmenlogo
Bauingenieur oder Architekt (w/m/d) Max-Planck-Institut für Kernphysik
Heidelberg Zum Job 
Karlsruher Institut für Technologie-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur (w/m/d) im Bereich mechanische Entwicklung und Projektleitung Karlsruher Institut für Technologie
Eggenstein-Leopoldshafen Zum Job 

Das Grundprinzip des Cyclodextrin-Lacks ist in Japan entwickelt worden. Er ließ sich bisher allerdings nur mit teuren Werkstoffen und giftigen Lösungsmitteln herstellen. Die Probleme haben die Saarländer nun gelöst. Cyclodextrine aus Maisstärke sind billig, und beim Lösungsmittel setzen die Saarländer auf Materialien, die unbedenklich für die Gesundheit sind. „Unser geplantes Herstellungsverfahren soll ein klimafreundliches Produkt ohne Schadstoffemissionen bereitstellen, das auch von der Kostenseite überzeugt“, sagt Wenz. Nahziel ist der Aufbau einer Pilotanlage.

Autolack soll in drei Jahren serienreif sein

Mit der dort produzierten Farbe wollen die Saarländer die ersten Autos lackieren. Dann folgen umfangreiche Tests, bei denen die Fahrzeuge in einer Klimakammer den unwirtlichsten Wetterbedingungen ausgesetzt werden. Das soll zum einen die Langzeitstabilität des Lacks beweisen, zum anderen auch zeigen, dass kleine Kratzer tatsächlich von selbst heilen.

Lackiererei im BMW-Werk in Regensburg: Der neuartige Lack auf Maisbasis ist so elastisch, dass er kleinere Kratzer selbst reparieren kann.

Lackiererei im BMW-Werk in Regensburg: Der neuartige Lack auf Maisbasis ist so elastisch, dass er kleinere Kratzer selbst reparieren kann.

Quelle: BMW

Bei diesen Testreihen werden die üblichen ISO-Richtlinien der Lackindustrie berücksichtigt. „Nur wenn wir diese Normrichtlinien erfüllen, ist eine industrielle Anwendung denkbar“, sagt Carsten Becker-Willinger, Leiter des Bereichs Nanomere am INM.

Und wie soll der Lack benutzt werden? Der Lack auf Maisbasis, der mit Farbpigmenten vermischt werden soll, wird wie anderer Lack auch auf die Bauteile aufgetragen. Die vernetzten Ketten können mit Parbpigmenten vermischt werden. Zunächst aber ist ein Klarlack geplant, der als äußerste Schicht aufgetragen wird. In den nächsten drei Jahren wollen die saarländischen Forscher den Lack bis zur Serienreife entwickelt haben. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt die Entwicklung mit 1,1 Millionen Euro.

Nissan experimentiert mit einem Nanolack, auf dem Schmutz kaum haften bleibt. Fährt man durch eine Pfütze, soll der Wagen wieder sauber sein.

Nissan experimentiert mit einem Nanolack, auf dem Schmutz kaum haften bleibt. Fährt man durch eine Pfütze, soll der Wagen wieder sauber sein.

Quelle: Nissan

An einem schmutzabweisenden Lack arbeiten dagegen die Ingenieure des Autoherstellers Nissan. Wer künftig mit seinem Auto durch eine Schlammpfütze fährt, braucht nur kurz zu warten, bis der Schmutz abperlt. Wir sind gespannt.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.