Eine fotografische Hommage an die Menschen im Steinkohlebergbau
Diese Fotos sind ein leiser Abschied von einer Epoche, in der die Kohle der Herzschlag des Ruhrgebietes war. 40 Bergleute sind an ihre alten Arbeitsplätze zurückkehrt. Orte, die heute Parkplätze für Baumärkte und Depots für Straßenbahnen sind. Eine Ausstellung, die eine faszinierende Technikgeschichte Nordrhein-Westfalens noch einmal in Erinnerung ruft.
Es sind Bilder, die wegen der Menschen, der Orte und der Schwarz-Weiß-Technik der beiden Düsseldorfer Fotografen Wolf-Rüdiger Ussler und Thomas Stelzmann beeindrucken und berühren. Die beiden wollten eine Bergbautradition auf ihre ganz eigene Art in Szene setzen, die schon in wenigen Jahren aus dem Land mit der Schließung der letzten Zechen zu Ende gehen wird. Ein leiser und berührender fotografischer Abschied einer großen Bergbautradition an Rhein und Ruhr.
Die Bilder setzen den Menschen im Ruhrgebiet ein Denkmal
Gut 40 ehemalige Bergleute haben Ussler und Stelzman auf ihre alte Zeche geholt, ihren alten Arbeitsplatz aufgespürt, der oft mit dem Abriss von Fördertürmen, Werkhallen und Häusern verschwunden ist. Aus den Zechenlandschaften mit ihren Fördertürmen, Kokereien und endlosen Schienennetzen sind inzwischen Gewerbegebieten, Freizeitparks und Wohnsiedlungen geworden. Oft sind auch nur riesige Brachen zurückgelblieben, die einer neuen Nutzung entgegendämmern. Und doch, nein gerade deshalb erzählen all diese Orte dank eine Geschichte. Heute stehen viele der charakterisierten Hauer, Schlosser, Steiger und Betriebsleiter gemeinsam mit den letzten Zechen am Ende einer Ära.
Die Bilder sind eine Hommage an jene Menschen, die mit ihrer harten Arbeit eine wesentliche Grundlage für das Wirtschaftswunder im Nachkriegsdeutschland gelegt haben. Doch die Bergleute haben nicht nur ihre Zechen geprägt. Sie und ihre Familien an Rhein, Emscher, Ruhr und Lippe haben ihre Region über Jahrzehnte sozial, kulturell und wirtschaftlich geprägt. Wie, das zeigen die einfühlsamen Fotos in ihrer ersten Ausstellung ab Ende April im Düsseldorfer Landtag.
Seit 2011 widmen sich der gelernte Fotograf und Journalist Ussler und der Maschinenbauer und heutige Fotograf Stelzmann den Projekt „Keine Kohle mehr“. Sie sind damit tief in die Geschichte des Ruhrgebietes eingetaucht. Urkundlich datiert der erste Kohleabbau bei Dortmund aus dem Jahr 1296. Knapp 300 Jahre später etablierte sich 1566 im heutigen Essener Stadtteil Bredeney die erste Bergbaugenossenschaft.
Der Bergbau war der Grundstein für den Wiederaufstieg nach dem Krieg
Im 20. Jahrhundert war das Schwarze Gold Quelle wirtschaftlichen Erfolgs, war Träger von Wohlstand und gab Menschen Arbeit. Kohle als Brennstoff sorgte für die Zubereitung von Speisen und für warme Stuben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bergbau gemeinsam mit der Stahlindustrie zum Motor für Wiederaufbau und Wohlstand Deutschlands. Bergleute waren im zerstörten Deutschland gut bezahlte Fachkräfte. Und viele Menschen folgten dem Ruf des Geldes, weil man sich schon nach zwölf Monaten Maloche unter Tage ein Motorrad leisten konnte.
Doch von dieser Herrlichkeit ist nichts mehr geblieben. Nur noch drei Zechen fördern noch Steinkohle aus der Tiefe: Prosper Haniel, Auguste Victoria und Ibbenbüren. 2018 endet der subventionierte Steinkohlebergbau. Ussler und Stelzmann haben den Bergleuten ein fotografisches Denkmal gesetzt.
Die Ausstellung „Keine Kohle mehr“ war zum Auftakt im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf zu sehen und ist jetzt weitergezogen in den futuristischen Bau der Akademie Mont Cenis in Herne, Mont-Cenis-Straße 1. Die Ausstellung auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Mont Cenis wurde am Wochenende (18. Mai) eröffnet und läuft bis zum 28. Juni 2014.
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