Vermeidung von Plastikmüll 28.04.2023, 07:00 Uhr

Ersetzen Verpackungen aus Eierschalen bald Tütensuppen-Müll?

Pappe aus Gras, Garn aus Buchenholz-Fasern oder Folie aus Milch-Proteinen – nachhaltige Verpackungsmaterialien sind auf dem Vormarsch. Nun haben Studierende eine biobasierte Verpackung aus Eierschalen entwickelt. Diese ist nicht nur essbar, sondern auch gesund.

Nudeln in Verpackung

Am liebsten 100% plastikfrei: Nudel-Verpackung aus Eierschalen.

Foto: Universität Hohenheim/Oliver Reuther

Plastik dominiert noch immer die Verpackungsbranche. Im Supermarkt finden sich Gurken im Plastikmantel, abgefülltes Obst in Plastikschalen und selbst die Pizza im Papierkarton ist zusätzlich nochmal in Plastik eingepackt. Laut dem Statistischen Bundesamt haben die Menschen im Corona-Jahr 2020 pro Kopf etwa 78 Kilogramm Verpackungsmüll produziert. Der größte Anteil davon waren Leichtverpackungen. Dazu zählen Hüllen und Schalen aus Kunststoffen, Leichtmetallen wie Aluminium oder Weißblech sowie Verbundmaterialien.

Bislang tun sich Hersteller und Händler schwer, auf Kunststoffverpackungen zu verzichten. Zwar wird die eingeschweißte Gurke im Supermarktregal immer häufiger durch eine Gurke mit Papierbanderole ersetzt (das spart auch Kosten für die Unternehmen), doch gibt es bisher zu wenige nachhaltige Verpackungen, die alle Anforderungen an das Produkt erfüllen. Die Verpackung der Zukunft sollte natürlich das Produkt schützen, gleichzeitig aber kreislauffähig und ressourcenschonend sowie anwenderfreundlich sein.

Dieser Herausforderung haben sich fünf Studentinnen der Universität Hohenheim in Stuttgart gestellt. Im Rahmen der „EIT Food Challenge“ entwickelten sie eine essbare Verpackung aus Eierschalen sowie anderen pflanzlichen Rohstoffen und konnten damit die Jury überzeugen. EIT Food ist die führende europäische Initiative für Lebensmittelinnovation, die sich dafür einsetzt, das Lebensmittelsystem nachhaltiger, gesünder und vertrauenswürdiger zu gestalten.

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Gesunde Verpackung, die sich auflöst

Die Idee Verpackungsmaterial aus Naturprodukten zu fertigen ist keineswegs neu. Noch bevor sich synthetisches Plastik im 19. Jahrhundert als Material von Verpackungen etabliert hat, bestanden Folien und Behälter oftmals aus Seidenfasern, also natürlichen Produkten.

Die Idee eine Verpackung aus Eierschalen zu entwickeln, kam der Studentin Lina Obeidat beim Kochen. Ihr Gedanke: Wenn die Eierschale das Ei schützt, könnte diese eventuell auch als Verpackung dienen. Der Sache will Obeidat nachgehen und findet in ihren Kommilitoninnen Alena Fries, Bahar Abrishamchi, Paulina Welzenbach und Cora Schmetzer vier Mitstreiterinnen, die zusammen mit ihr an einer Lösung für kleine Snacks wie Tütensuppen arbeiten.

Nach neun Monaten gelingt ihnen der Durchbruch: Eine kleine Tüte, die äußerlich kaum von Plastik zu unterscheiden ist, sich jedoch bei Kontakt mit heißem Wasser sofort auflöst. „Durch die Verwendung von Proteinen ist unsere Verpackung sogar richtig gesund!“, erklärt Obeidat. „Sie besteht aus einer einfachen Mischung aus pflanzlichem Eiweiß, Eierschalen und strukturgebenden Weichmachern wie Wasser“, erklärt Abrishamchi. „Nichts Ausgefallenes oder Kompliziertes – aber es funktioniert.“

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Von der Idee bis zur fertigen Verpackung

Bis zu der optimalen Zusammensetzung aller Inhaltsstoffe war es jedoch ein langer Prozess. Zunächst mussten sich die Studentinnen das nötige Wissen aneignen und sich in Fachliteratur einlesen. Später war es dann an der Zeit die Theorie in der Praxis anzuwenden. „Im Labor haben wir unsere Herangehensweise immer wieder überprüft, die Methoden angepasst und die Ergebnisse analysiert. Beispielsweise haben wir einmal mit Stärke experimentiert, das aber wieder verworfen: Die Verpackung ist einfach viel zu hart geworden“, sagt Fries.

Doch die vielen Versuche haben sich am Ende ausgezahlt. Bei dem Wettbewerb „EIT Food Solutions: Reuse2Repack Challenge“, bei dem die Studentinnen antreten, geht es darum, eine biobasierte Verpackungslösung aus Lebensmitteln zu entwickeln. Für ihre nachhaltige Verpackung aus Eierschalen erhielten sie den Preis für die innovativste Idee und ein auf 1.200 Euro dotiertes Preisgeld.

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Die zukunftsfähige Verpackung bedarf stetiger Optimierung

Was eine Verpackung leisten muss, ist im deutschen Verpackungsgesetz klar geregelt: Sie soll das Produkt entlang der Lieferkette bis in den privaten Haushalt schützen. Daneben soll sie für Haltbarkeit sorgen und die wichtigsten Informationen zum Produkt bereitstellen.

Noch kann die Verpackung aus Eierschalen diesen Anforderungen vermutlich nicht gerecht werden, doch birgt sie viel Potenzial. Außerdem sind die fünf Erfinderinnen noch nicht am Ende. „Unser Produkt kann und muss noch verbessert werden, und das wollen wir auch weiterverfolgen, vielleicht sogar unser eigenes StartUp gründen“, sagt Welzenbach. Trotz weiterer Optimierungspläne sind die Studentinnen stolz darauf, eine biobasierte Verpackungslösung entwickelt zu haben, die in Zukunft zur Reduzierung von Plastikmüll beitragen kann.

Mehr Informationen zu nachhaltigen Materialien:

Ein Beitrag von:

  • Ines Klawonn

    Ines Klawonn

    Ines Klawonn hat als Redakteurin bei einem auf Energiekommunikation spezialisierten Medienunternehmen gearbeitet. Mittlerweile ist sie selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themenschwerpunkte sind Gesundheit, Energie und Technik.

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