Erste Drohne überquert den Ärmelkanal
Spannende Premiere: Erstmals hat ein autonomes Flugobjekt den Ärmelkanal überquert. Allerdings gab es auf der 37 km langen Strecke von Dover nach Calais gewisse Turbulenzen…
Es passierte bei Kilometer 23. Die Drohne Enduro 1 des britischen Unternehmens Ocuair kam bei der Überquerung des Ärmelkanals von der französischen zur britischen Küste urplötzlich vom Kurs ab. Gesteuert wurde die Drohne nach Vorgaben, die vor dem Start einprogrammiert worden waren. Einmal in der Luft orientierte er sich mit Hilfe des Global Positioning Systems (GPS). Das ging wohl schief.
Drohne musste vom Schlauchboot aus bewacht werden
Zum Glück hatten die Luftfahrtbehörden, die das Unterfangen genehmigen mussten, verfügt, dass jemand die Drohne aus einem mitfahrenden Schlauchboot bewacht. Diesen Job übernahm Ocuair-Chef Richard Gill selbst. Als die Enduro 1 vom Kurs abkam übernahm er die Steuerung selbst und leitete sie sicher ans rettende französische Ufer.
Die Enduro 1 ist ein Quadrocopter, also eine Drohne mit vier Motoren und Rotoren. Den Rahmen aus Aluminium lieferte der Drohnenbauer Vulcan UAV aus Mitcheldean in der britischen Grafschaft Gloucestershire. Die beiden Batterien, die die Motoren mit Strom versorgten, steuerte Optipower aus Huddersfield in der Grafschaft West Yorkshire bei.
Der erste Rekordhalter war 1909 fast doppelt so schnell
Trotzig beteuerte Gill, seine Drohne mit der Bezeichnung Enduro 1, die eigens für diesen Rekordversuch gebaut worden war, hätte es auch allein geschafft. Immerhin kann er jetzt sagen, dass sein unbemanntes Fluggerät die erste Drohne ist, die die Kanalüberquerung geschafft hat.
Den letzten Rekord auf dieser traditionsreichen Route stellte Didier Esteyne am 10. Juli 2015 auf, als er mit dem Elektroflugzeug Airbus E-Fan 2.0 den Kanal überquerte. Erstmals gelang es am 25. Juli 1909 dem französischen Flugpionier Louis Charles Joseph Blériot mit der von ihm selbst konstruierten Blériot XI, von Calais nach Dover zu fliegen. Er brauchte 37 Minuten, die Drohne mit 72 Minuten fast das Doppelte. Das folgende Video zeigt das Team Ocuair im Schlauchboot und den Flug der Drohne – im Schnelldurchgang.
„Dieser Versuch erweitert die Grenzen dessen, was mit dieser Technik möglich ist“, sagt Gill. Zwar hatte seine Drohne mit den beiden Batterien, die jeweils 22 Amperestunden lieferten, genug zu schleppen. Doch der Versuch hat gezeigt, dass unbemannte Flugobjekte auch längere Strecken bewältigen können. Das zeigte die Deutsche Post bereits 2014. Sie ließ eine Drohne von Norddeich zur rund zehn Kilometer entfernten Insel Juist fliegen. Sie flog völlig autonom und brachte der dortigen Apotheke Medikamente.
Zahlreiche Unternehmen experimentieren mit Drohnen als Paketzusteller, darunter Google, Amazon, und der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba.
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