Faltenfrei dank zweiter künstlicher Haut
US-Forscher haben eine künstliche Haut entwickelt, die sich wie ein junges Schwesterorgan über die menschliche Haut legt. Straff, glatt und optisch vollkommen natürlich. Angeblich soll die Entwicklung nicht bloß kosmetischen Zwecken dienen.
Wenn man früher in der Schule gebastelt hat, dann hatte man ja praktisch immer eingetrocknete Flächen von Uhu an den Händen und Armen. Die konnte man nach einer Weile aber relativ leicht abziehen. Und ziemlich genau so sieht das aus, wenn man XPL von der Haut piddelt.
XPL, das steht für „cross-linked polymer layer“, also eine Schicht aus verschiedenen Polymeren. Forscher des Massachusetts Institute of Technology haben diese Folie, die sich wie eine Kombination von Cremes auf die Haut auftragen lässt, in zehnjähriger Arbeit entwickelt.
Sogar Tränensäcke verschwinden
Das Ziel war von Anfang an klar: Ein Material zu finden, das die Eigenschaften junger Haut nachahmt und das sich bequem und unsichtbar auf ältere menschliche Haut auftragen ließe. Dazu haben die Wissenschaftler mehr als 100 möglicherweise verwendbare Polymere dokumentiert, die allesamt eine Eigenschaft gemeinsam haben: Sie enthalten eine chemische Struktur, in der Sauerstoff- und Silikon-Atome abwechselnd aneinandergereiht sind.
Aus diesem Katalog an Polymeren ermittelten die Forscher das am besten geeignete: Fest, aber doch elastisch und vollkommen transparent. Die jüngsten Tests an Menschen ergaben, dass das Auftragen der Schicht die Haut älterer Probanden um viele Jahre jünger erscheinen und sogar schwere Tränensäcke weitgehend verschwinden ließ. Außerdem habe es keinerlei Irritationen der natürlichen Haut gegeben, berichtet die Forschergruppe. Langzeitwirkungen sind allerdings bislang nicht erforscht.
Antibiotika direkt applizieren?
24 Stunden lang kann die Polymer-Schicht ihre Wirkung entfalten. Wenn die Methode im Alltag funktioniert und preiswert zu machen ist, könnte sie womöglich eine Revolution in der Kosmetikindustrie bedeuten. Für MIT-Professor Daniel Anderson bedeutet die Entwicklung aber mehr: „Diese unsichtbare Schicht kann auch eine Schutzbarriere für die Haut sein, und möglicherweise kann sie Medikamente direkt an die Körperstellen abgeben, an denen sie benötigt werden“, sagt Anderson, der selbst auch eher in der Krebsforschung als in der ästhetischen Medizin zuhause ist.
Diese Einschätzung bestätigt auch Thahn Nga Tran, Dermatologe an der Harvard Medical School: „Ich glaube, die Methode hat großes Potenzial für kosmetische wie für nicht-kosmetische Anwendungen“, sagt Tran. Sogar den gezielten Einsatz von Antibiotika über die künstliche Haut kann der Mediziner sich vorstellen.
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