Fische düngen den Salat im Wohnzimmer
Salat und Gemüse im Wohnzimmer anbauen? Diese Idee haben MIT-Studenten umgesetzt und ein Ökosystem von der Größe eines Buchregals entwickelt. Gedüngt werden die Pflanzen mit den Ausscheidungen der Fische, die im integrierten Aquarium leben.
Salat selbst anbauen, frische Kräuter fürs Rührei ernten und den Tomaten beim Wachsen zuschauen – das ist bisher nur Gartenbesitzern vorbehalten – mit ein bisschen gutem Willen vielleicht auch noch Balkongärtnern. Eine Gruppe von Studenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT), allen voran Jamie Byron und Gabe Blanchet, will das nun ändern.
Platzbedarf eines Bücherregals
Sie haben Grove entwickelt: ein Indoor-Ökosystem, das gerade einmal den Platz eines Bücherregals benötigt, dazu Licht und etwas Aufmerksamkeit – und Fischfutter, denn unter dem Gemüsebeet wohnt eine Fischpopulation in friedlicher Symbiose mit den Pflanzen im Stockwerk darüber. Angeboten wird das Ganze auf Kickstarter – über die Anfangsfinanzierung müssen sich die Erfinder keine Sorgen mehr machen, das Ziel ist mehr als erreicht.
Für das Funktionieren des Ökosystems sind sämtliche Komponenten wichtig: die Pflanzen, die Fische und nützliche Mikroben. Der natürliche Prozess, der dem zugrunde liegt, ist ein sogenanntes Aquaponik-System – ein Verfahren, das Fischzucht in Aquakultur und die Kultivierung von Nutzpflanzen in Hydrokultur verbindet. Der Wasser- und Nährstoffkreislauf ist dabei normalerweise geschlossen.
Fische produzieren Dünger und bekommen frisches Wasser
Beim Wohnzimmergarten Grove ist das etwas anders, da die Nutzpflanzen ja in Gänze dem Besitzer zugute kommen sollen. Deshalb werden die Fische von außen gefüttert. Ihre ammoniakhaltigen Ausscheidungen werden von den Mikroben in Nitrat umgewandelt, der sich als Pflanzendünger anbietet. Das ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Die Pflanzen bekommen Nährstoffe, die Fische frisches Wasser und die Mikroben haben etwas zu tun.
Auch der Heimgärtner profitiert: Er muss weder das Aquarium säubern noch die Pflanzen düngen. Auch abwaschen müsse er das Gemüse vorm Verzehr nicht, betonen James Byron und Gabe Blanchet, aber das muss jeder selbst wissen.
Trotz aller Natur: So ganz ohne Technik kommt ein Garten in der heutigen Zeit offenbar nicht mehr aus. Zur Überwachung gibt es Smartphone-Apps für iOS und inzwischen auch für Android. Hier kann der Gärtner ablesen, wann welches Gemüse erntereif ist. Die Temperatur und die Luftzufuhr regelt die App selbst auf Basis der ausgesäten Pflanzen – bei Bedarf, zum Beispiel im Urlaub, sogar bis zu einer Woche lang autonom.
Auch durch die ersten Schritte leitet die App: Wann was eingefüllt wird, wann die Fische ins Aquarium dürfen. Die Tiere sind übrigens das einzige, was noch nicht im Starterpaket enthalten ist – mit allem anderen kann der Käufer direkt anfangen, sobald die Lieferung angekommen ist.
Erfinder versprechen reiche Ernte auf 0,2 Quadratmetern
Die Pflanzen wachsen schnell in dem rund 20 cm tiefen und etwa 0,2 m2 großen Beet, versprechen Byron und Blanchet: Ein Salat alle zwei Tage sei auf jeden Fall drin. Wem das nicht reicht, kann direkt an der Oberfläche des Aquariums noch eine Zusatzfläche einrichten. Außerdem könne man die Pflanzen deutlich dichter setzen als in handelsüblichen Freiluftgärten.
Getestet haben das alles nicht nur die Erfinder, sondern auch 50 besonders schnelle Besteller, die sich als erste von der Kickstarter-Kampagne haben überzeugen lassen. Doch auch weiterhin sind die Hobbygärtner nicht auf sich allein gestellt: Im Blog können sie Tipps und Erfahrungen austauschen.
Gut 4.000 Euro für das Starterset
Wer allerdings davon träumt, durch Selbstversorgung seine Haushaltskasse zu schonen, sei gewarnt: Die Anfangsinvestitionen sind nicht ohne. 4.500 Dollar, also knapp 4.100 Euro, veranschlagt die Gruppe als Marktpreis für das Ökosystem.
Erfolgreich draußen gärtnern lässt es sich mit dem Roboter FarmBot – ohne dass man selbst Rückenschmerzen bekommt.
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