Florafuel macht Energie aus Kompost
Eine Pilotanlage der Bundeswehr-Universität München und der Firma Florafuel verwandelt Grünabfälle mit einem relativ hohen Feuchtigkeitsgehalt – wie Laub oder Rasenschnitt – in holzartige Pellets und Briketts. Die Brennstoffe sollen sich in Kraftwerken einsetzen lassen. Sorge macht noch die Energiebilanz des Verfahrens.
Dass die Bundeswehr-Universität München ausgerechnet im nahe gelegenen Grasbrunn ein Verfahren zur Produktion von Biomassebrennstoffen testet, passt ganz hervorragend: Die Pilotanlage ist nämlich darauf ausgelegt, feuchte Grünabfälle wie eben Gras, aber auch Rasenschnitt oder Laub zu verarbeiten.
Wegen der hohen Ligninanteile sind solche Stoffe nur eingeschränkt für die Vergärung in Biogasanlagen geeignet. Deshalb werden sie meist lediglich kompostiert, ihr Energiegehalt bleibt ungenutzt.
Florafuel stellt holzartige Pellets und Briketts aus Kompost her
In der gemeinsam mit der Münchener Firma Florafuel betriebenen Pilotanlage dagegen entstehen daraus holzartige Pellets und Briketts, die in Kraftwerken verfeuert werden können. „Mit diesem Verfahren erweitern wir die Rohstoffbasis für Bioenergie deutlich“, erklärt Projektleiterin Swantje Schlederer von der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften der Bundeswehr-Universität München.
Seit 2006 arbeitet die Hochschule an der Technologie. Den Impuls dafür gab Florafuel-Vorstand Hans Werner, der im Hauptberuf eine Firma für Garten- und Landschaftsbau leitet. Werner hat schon vor zehn Jahren erste Patente auf das Verfahren angemeldet.
Zunächst wird die Biomasse gewaschen und zerkleinert, Sand, Steine und Erde werden entfernt. Zugleich sinkt damit der Gehalt verbrennungstechnisch bedenklicher Stoffe wie Chlor und Kalium um 80 % bis 90 %. Dann folgt eine mechanische Entwässerung mit einer Presse, die den Wasseranteil auf rund 50 % reduziert. „Das entspricht etwa dem Feuchtigkeitsgehalt von Frischholz“, sagt Schlederer.
Florafuel: Bei der Herstellung entstehender Presssaft als Flüssigdünger verwendbar
Der abgeführte Presssaft lässt sich als Flüssigdünger verwenden, Biogasanlagen zuführen oder in Faulbehältern von Kläranlagen vergären. Im nächsten Schritt wird der Presskuchen durch einen thermischen Bandtrockner geführt. Danach beträgt die Restfeuchte nur noch 13 % bis 15 %. Dann wird die Biomasse zu Pellets oder Briketts gepresst.
Die Anlage ist auf einen maximalen Biomassedurchsatz von 3 t/h ausgelegt. Daraus entstehen bis zu 550 kg Brennstoff. Dessen Heizwert liegt bei etwa 18 MJ/kg – annähernd dem konventioneller Holzpellets. Der Energieertrag beläuft sich bei Berücksichtigung der Energie, die im Presswasser enthalten ist, auf circa 5 kWh/kg Pellets.
Allerdings verschlingt das Verfahren selber circa 1,5 kWh an Energie. Damit fällt die Energiebilanz vergleichsweise schlecht aus. „Bei der Pelletierung nasser Späne zum Beispiel muss für Aufbereitung, Trocknung und Verdichtung deutlich weniger als 10% der Energie des Endprodukts aufgewendet werden“, erklärt Peter Turowski vom Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing.
Florafuel: Schlechte Energiebilanz durch die Art der Pellet-Herstellung
Turowski sieht das Verfahren ohnehin mit Skepsis. „Man sollte sich fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, sehr nasse Biomasse zu trockenem Brennstoff aufzubereiten, wenn es auch möglich wäre, sie zu Biogas zu vergären.“
Schließlich würden die Anlagenhersteller die Biologie stetig verbessern, um das Substratspektrum zu vergrößern, so der Experte. Projektleiter Schlederer weist dagegen darauf hin, dass der Energieertrag aus Frischgas bei der Verarbeitung zu Brennstoffen um 15 % höher liegt als bei der Vergärung in einer Biogasanlage.
Die Projektpartner sind zurzeit im Gespräch mit Entsorgungsunternehmen, um gemeinsam eine erste Anlage in industrieller Größe zu errichten und das Verfahren weiter zu verbessern.
Zudem wollen die Hochschule und Florafuel zusammen mit dem Deutschen Biomasse-Forschungszentrum das Verfahren auch auf die Produktion von Pellets für private Öfen auslegen. Für diese Brennstoffe gelten höhere emissionsrechtliche Auflagen. Anschließend soll Geld damit verdient werden: „Wir wollen Lizenzen für die Anlagentechnik verkaufen“, sagt Schlederer.
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