Forschungsprojekt Theseus: Das Internet wird klug
Das mit 200 Mio. € geförderte Forschungsprogramm Theseus sollte neue Technologien entwickeln, um das im Internet verfügbare Wissen einfacher nutzen und neue Anwendungen erschließen zu können. 60 Partner aus Industrie und Forschung arbeiteten fünf Jahre daran. Herausgekommen sind u. a. der Radiologiearbeitsplatz und die Mediathek der Zukunft. Doch auch die Aufgaben für Eltern nach der Geburt eines Babys werden durch Theseus drastisch vereinfacht.
Glaubt man der griechischen Mythologie, so erschlug Theseus einst auf seinen Wegen so manchen Wegelagerer und Straßenräuber – das gleichnamige Forschungsprogramm dürfte wohl weniger blutrünstig daherkommen, soll vielmehr den Zugang zum Wissen der Welt erleichtern. Eines der Beispiele, die aus Theseus hervorgegangen sind, ist Medico.
Theseus-Projekt Medico: Radiologiearbeitsplatz der Zukunft
Bei Medico geht es um den Radiologiearbeitsplatz der Zukunft. „Wir müssen in der Befundung noch sicherer werden. So wird es mit Medico möglich, die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren mit Zusatzdaten aus dem Labor sowie mit Informationen aus dem Internet zu verknüpfen und mit Befunden anderer Patienten zu vergleichen. Für Leute aus dem IT-Bereich klingt das trivial, aber im Krankenhaus handelt es sich um Welten, die meilenweit voneinander entfernt sind“, so Prof. Alexander Cavallaro vom Radiologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen zu den VDI nachrichten.
Noch aber darf dieses wissensverstärkende Instrumentarium, das vor allem von Siemens und dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD entwickelt wurde, nur parallel zu den bisherigen Techniken genutzt werden. Mindestens fünf Jahre dürften noch vergehen, ehe Ärzte und Patienten davon wirklich profitieren können.
Überhaupt ging es bei Theseus um das, was hinter den Dingen steckt. Es sollten Techniken entwickelt werden, um Sinn und Bedeutung von Wörtern und Bildern erfassen und verarbeiten zu können. Zunächst wurden sechs Basistechnologien und technische Standards entwickelt, so für die Verarbeitung multimedialer Inhalte, zu Ontologien-Management und maschinellem Lernen sowie zur Dialogverarbeitung. Darauf basierend entstanden sechs Anwendungsszenarien, zum Beispiel die Wissensplattform Alexandria, bei der Anfragen in natürlicher Sprache möglich werden.
Theseus-Projekt Contentus: Multimediathek mit Anlaufschwierigkeiten
Mit Contentus könnte die Mediathek der Zukunft aufgebaut werden, um – zumindest theoretisch – einen einfachen Zugang zum kulturellen Erbe zu ermöglichen und in die Jahre gekommene Bestände zu restaurieren. Die Verknüpfung mit der von der Bundesregierung angestrebten „Deutschen Digitalen Bibliothek“ ist vorgesehen, doch gibt es noch viele praktische und finanzielle Fragen zu lösen, ehe von einer funktionierenden Multimediathek die Rede sein kann. Wenn sich die jedoch noch weiter verzögert, dürfte es für viele Kulturschätze zu spät sein – es könnte sie dann schlichtweg nicht mehr geben. Aus dem Contentus-Prototyp muss daher ein Regelbetrieb werden, keine leichte Aufgabe, meinen die Experten. Das gilt auch für Processus, einer geplanten Business-Plattform, mit der Unternehmen mittels semantischer Technologien Recherche- und Entwicklungskosten einsparen können.
Selbst bei der Geburt eines Babys könnte Theseus Hilfestellung geben – von der behördlichen Anmeldung, dem Kontakt zum Kinderarzt, der Beantragung von Kindergeld, dem Abschluss von Versicherungen bis hin zum Verschicken von Fotos per E-Mail sowie zum Sammeln und Aufbereiten von Empfehlungen und Kommentaren anderer Eltern aus dem Internet.
Die Zukunft von Theseus ist noch offen
Für den Wissenschaftsbetrieb war das Forschungsprogramm mit 20 Standardisierungsprojekten, 50 Patentanmeldungen, 130 Prototypen und 800 Publikationen durchaus erfolgreich. Ob es eine Fortsetzung geben wird, ist noch nicht geklärt. Wie die jetzt vorgestellten Ergebnisse in die Praxis umgesetzt werden oder ob es doch nur eine „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“ für Wissenschaftler und Entwickler war, bleibt abzuwarten.
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