Technikgeschichte 25.02.2025, 14:00 Uhr

Friedrich Eisenlohr: Der Architekt hinter der Kuckucksuhr

Die Kuckucksuhr ist ein Kulturgut des Schwarzwaldes und weltweit bekannt. Sie wurde von einem badischen Architekten entworfen, der als Professor für Konstruktionslehre am Polytechnikum in Karlsruhe, dem Vorläufer des KIT, tätig war.

Bahnhäusleuhr

Links die Originalzeichnung von Friedrich Eisenlohr für die Bahnhäusleuhr, rechts die umgesetzte Uhr von Kreuzer, Glatz & Co.

Foto: Deutsches Uhrenmuseum Furtwangen

Friedrich Eisenlohr war hauptberuflich Professor an der technischen Hochschule in Karlsruhe und als Architekt Schöpfer zahlreicher Gebäude in Baden. Nebenbei hat er aber auch die Kuckucksuhr erfunden.  Sein Entwurf eines Bahnwärterhäuschens mit Zifferblatt beeinflusste das ikonische Design dieser Schwarzwälder Uhr. Die Kuckucksuhr entwickelte sich zu einem Exportschlager, obwohl sie im Laufe ihrer Geschichte verschiedenste Herausforderungen meistern musste. Heute erlebt die traditionelle Kuckucksuhr ein modernes Comeback – inspiriert von Eisenlohrs ursprünglicher Idee.

Die Geburt der Kuckucksuhr

Im Jahr 1850 stand die Uhrenindustrie im Schwarzwald vor großen Herausforderungen. Robert Gerwig, Ingenieur und Direktor der neu gegründeten Uhrenmacherschule in Furtwangen, initiierte einen Wettbewerb, der Künstlerinnen, Künstler, Architektinnen und Architekten dazu aufrief, neue Designs für Uhrengehäuse zu entwickeln.

Eisenlohr nahm an diesem Wettbewerb teil – und sein Entwurf wurde zum Wendepunkt in der Geschichte der Kuckucksuhr. Er kombinierte das schlichte, funktionale Design der Bahnwärterhäuschen mit einem kunstvoll verzierten Zifferblatt, das mit Efeu- und Laubmotiven geschmückt war. Dieses Design, das später als „Bahnhäusleuhr“ bekannt wurde, legte den Grundstein für die weltberühmte Kuckucksuhr.

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Sein Entwurf war nicht nur eine ästhetische Innovation, sondern spiegelte auch den technischen Fortschritt der Eisenbahn wider – ein Symbol für Geschwindigkeit, Präzision und industrielle Revolution. Die erste Uhr nach Eisenlohrs Entwurf wurde ohne Kuckucksfigur gebaut, aber bereits ab Mitte der 1850er-Jahre wurde der Vogelruf zum unverzichtbaren Bestandteil dieser Uhrenform.

Friedrich Eisenlohr: Der Architekt mit visionärem Blick

Friedrich Eisenlohr wurde am 23. November 1805 in Lörrach geboren. Als Sohn eines evangelischen Pfarrers wuchs er in einem intellektuellen Umfeld auf, das von Bildung und kultureller Förderung geprägt war. Schon früh zeigte sich sein Interesse an Architektur, das er durch ein Studium an der Bauschule von Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe weiter vertiefte.

Zwischen 1826 und 1828 unternahm Eisenlohr eine ausgedehnte Bildungsreise durch Italien – eine Zeit, die seinen architektonischen Stil nachhaltig prägte. Die Eindrücke aus der klassischen Architektur Roms und der Renaissance beeinflussten seine spätere Arbeit maßgeblich. Nach seiner Rückkehr begann er seine Karriere als Baueleve, bevor er 1830 Baupraktikant wurde. Bereits zwei Jahre später übernahm er eine Lehrtätigkeit an der Polytechnischen Oberschule in Karlsruhe, wo er 1839 zum Professor für Konstruktionslehre ernannt wurde.

Eisenlohrs Karriere war eng mit dem Ausbau der badischen Eisenbahn verbunden. Als verantwortlicher Architekt für zahlreiche Hochbauten entlang der Strecke entwarf er mehrere Bahnhöfe, darunter in Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe und Baden-Baden. Diese Bauwerke waren nicht nur funktional, sondern spiegelten auch den Zeitgeist einer Ära wider, die von technologischem Fortschritt und industrieller Expansion geprägt war.

Die Geburt der Bahnhäusleuhr

Eisenlohrs Entwurf war mehr als eine ästhetische Neuerung – er spiegelte die technologische Entwicklung seiner Zeit wider. Die Eisenbahn war damals Symbol für Fortschritt, und Eisenlohrs Uhrendesign griff diese Dynamik auf.

Die erste „Bahnhäusleuhr“ verzichtete jedoch noch auf das typische Kuckuckselement. Erst später – um 1858 – wurde die Kuckucksfigur zum festen Bestandteil dieser Uhrenform. Die Kombination aus funktionaler Architektur und verspieltem Kuckucksruf traf den Nerv der Zeit und machte die Uhr zu einem beliebten Exportprodukt.

Die Entwicklung der Kuckucksuhr

Mit der zunehmenden Popularität der Bahnhäusleuhr wandelte sich auch ihr Erscheinungsbild. Ab den 1860er-Jahren wurden die Gehäuse kunstvoller gestaltet. Die anfängliche Strenge des Designs wich detailreichen Schnitzereien, die Tiere, Pflanzen und symbolische Elemente aus der Schwarzwaldlandschaft darstellten. Tannenzapfengewichte, geschnitzte Zeiger aus Bein und naturgetreue Darstellungen von Hirschen und Eichenlaub verliehen den Uhren ihren unverwechselbaren Charakter.

Die Herstellung der Kuckucksuhr war ein Gemeinschaftswerk. Zahlreiche spezialisierte Handwerksbetriebe arbeiteten zusammen: Gehäusebauer, Schnitzerinnen, Uhrmacher und Pfeifenhersteller trugen jeweils ihren Teil bei. Diese Arbeitsteilung machte die Produktion effizient und wirtschaftlich, sodass auch komplexe Modelle erschwinglich blieben.

Die industrielle Blütezeit und globale Erfolge

Bereits bei der Wiener Weltausstellung 1873 wurden Kuckucksuhren weltweit gehandelt. Zu den wichtigsten Exportländern gehörten neben der Schweiz auch England, Russland und die USA. Die Nachfrage stieg kontinuierlich, was die Kuckucksuhr zu einem der erfolgreichsten Produkte aus dem Schwarzwald machte.

Unternehmen wie Junghans, damals die größte Uhrenfabrik der Welt, stiegen in die Massenproduktion ein. Trotz dieser Erfolge geriet die Kuckucksuhr jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter Druck. Der technische Fortschritt und neue Uhrenformen ließen das Interesse sinken.

Der Niedergang und das Comeback

Anfang des 20. Jahrhunderts galt die Kuckucksuhr als altmodisch. Die Nachfrage sank, viele traditionsreiche Betriebe mussten schließen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Renaissance – vor allem durch die Beliebtheit bei amerikanischen Touristen.

Die Produktion wurde modernisiert. Besonders das Unternehmen SBS Feintechnik aus Schonach prägte die technische Entwicklung mit dem Rechenschlagwerk, das sicherstellte, dass die Kuckucksrufe immer der aktuellen Zeit entsprachen.

Die moderne Kuckucksuhr: Zwischen Tradition und Trend

Heute ist die klassische Schwarzwälder Kuckucksuhr durch die EU als regionale Spezialität geschützt. Obwohl die jährliche Produktion deutlich geringer ist als zu ihren Hochzeiten, erlebt die Uhr ein kreatives Revival. Moderne Interpretationen setzen auf farbenfrohe Designs und minimalistische Ästhetik – und bleiben dabei ihren Wurzeln treu.

Eisenlohrs Entwurf lebt weiter, sei es in traditionellen Schnitzereien oder in poppigen Neuinterpretationen. Die Kuckucksuhr bleibt ein Symbol deutscher Handwerkskunst und verkörpert eine spannende Verbindung von Geschichte, Design und Technik.

Friedrich Eisenlohrs bleibendes architektonisches Erbe

Neben seinem Beitrag zur Kuckucksuhr schuf Eisenlohr auch bedeutende Bauwerke, die noch heute bestehen. Das Preußen-Denkmal am Alten Friedhof in Karlsruhe, das er zusammen mit dem Berliner Bildhauer August Kiß entwarf, zeugt von seinem Einfluss auf die Denkmalkultur des 19. Jahrhunderts.

Ein weiteres bedeutendes Werk war die evangelische Stiftskirche in Lahr, die er von 1848 bis 1851 restaurierte und erweiterte. Auch die Stadtkirchen in Baden-Baden und Offenburg basierten auf seinen Entwürfen. Obwohl diese Projekte nach seinem Tod verändert wurden, blieb sein architektonischer Einfluss spürbar.

Eisenlohrs Stil zeichnete sich durch eine Verbindung aus Funktionalität und historischer Ästhetik aus. Seine Bauten verbanden die klaren Linien des Klassizismus mit dekorativen Elementen der Romantik, was ihnen eine zeitlose Eleganz verlieh. Inspiriert wurde er von seinem Lehrmeister Friedrich Weinbrenner, der in Karlsruhe bleibende Spuren hinterlassen hat. So war er unter anderem Schöpfer des Rathauses, des Ettlinger Tors oder der Karlsruher Pyramide.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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