Weltweiter Asteroiden-Tag 30.06.2017, 13:54 Uhr

Gefahr aus dem All: Erde auf Kometeneinschläge nicht vorbereitet

Mehr als eine Million erdnahe Asteroiden und Kometen besitzen das Potential auf der Erde einzuschlagen. Entdeckt haben Wissenschaftler mit allen auf der Erde verfügbaren Teleskopen bisher nur rund ein Prozent davon. Darauf vorbereitet, dass uns „der Himmel auf den Kopf fällt“ sind wir nicht. Der weltweite „Asteroid Day“ am 30. Juni soll helfen, die Forschung voranzutreiben. 

Simulierte Begegnung von Asteroiden mit der Erde: Am 30. Juni ist "Asteroid Day". Die Forschung zur Abwehr von Asteroiden-Einschlägen steckt noch in den Anfängen.

Foto: ESA Science Office/dpa

Dr. Brian May (li.), Astrophysiker und Lead-Gitarrist der Rockband Queen, und Asteroid-Day-Mitgründer Grig Richter bei einer Asteroid-Day-Veranstaltung im Londoner Science Museum.

Foto: Max Alexander/Asteroid Day

Die Aida-Mission soll im Oktober 2020 beginnen. Als Ziel wurde der rund elf Millionen km entfernte Doppel-Asteroid Didymos ausgewählt. Er besteht aus dem 750 m großen Asteroiden Didymos und seinem etwa 160 m großen, eiförmigen natürlichen Satelliten Didymoon (Abbildung), der in gut einem Kilometer Höhe alle zwölf Stunden seine Runde dreht. Hat die Raumsonde ihr Ziel erreicht, soll das Asteroiden-Doppelsystem zunächst erkundet werden.

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Foto: ESA/ScienceOffice.org

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„Die rechtzeitige Warnung ist ein lebenswichtiger Bestandteil zum Schutz vor erdnahen Asteroiden und Kometen”, sagt Rusty Schweikart, Apollo 9 Astronaut und Vorsitzender des Asteroid Day Expertenrats. „Bei der aktuellen Entdeckungsrate von 20 Meter großen und größeren erdnahen Objekten (NEO), von ungefähr 1.000 Asteroiden pro Jahr, dauert es mehr als 1.000 Jahre, um die eine Million NEOs zu finden, welche die Erde möglicherweise bedrohen könnten.“

Wesentlicher Bestandteil des Asteroiden-Tages ist deshalb die 100X Deklaration“. Sie ruft zur Steigerung der Entdeckungsrate innerhalb der nächsten 10 Jahre auf 100.000 Asteroiden pro Jahr auf – das sind 100 Mal mehr als bisher. Unterzeichnet haben die Liste Hunderte von Wissenschaftlern, darunter Physiker, Astronauten und Nobelpreisträger. Aber auch zahlreiche Geschäftsleute und mehr als 22.000 Bürger.

Weltweit gibt es heute Veranstaltungen zum Asteroid Day und dieses Jahr zählen auch die europäische Weltraumorganisation ESA, die japanische Weltraumforschungsbehörde Jaxa und die Nasa zu den Teilnehmern. Der Asteroid Day – 2014 unter anderem von Dr. Brian May, Astrophysiker und Lead-Gitarrist der Rockband Queen gegründet – ist also eine von Wissenschaft und Forschung durchaus anerkannte Initiative.

Aktuelle Asteroidenforschung

Und es bewegt sich auch etwas in der Asteroidenforschung. So machte sich im September 2016 die Nasa-Raumsonde Osiris-Rex auf den Weg zum als potenziell gefährlich eingestuften 500 Meter großen Asteroiden Benno. Alle sechs Jahre kommt er bis auf weniger als 300.000 Kilometer an die Erde heran.

Ebenfalls bereits unterwegs ist die japanische Sonde Hayabusa-2. Sie wird Mitte 2018 den erdnahen Asteroiden 1999 JU3 erreichen und den Lander Mascot auf ihm deponieren, um ihn zu erforschen. Die Analysetechnik stellen Deutschland und Frankreich.

Richtig spannend wird es ab Oktober 2020. Dann startet die Mission Aida (Asteroid Impact & Deflection Assessment), die von der amerikanischen und europäischen Raumfahrtagentur zunächst gemeinschaftlich geplant wurde. Mangels Forschungsgeldern seitens der ESA will die Nasa jetzt im Alleingang 2022 mit dem gezielten Einschlag eines Raumfahrzeuges einen Asteroiden von seiner Bahn abbringen.

Tsunamis, Schockwellen, Erdbeben…

Mit dem Thema beschäftigt haben sich auch Forscher um Clemens Rumpf von der Universität Southampton in Großbritannien. Im April veröffentlichten sie im Journal „Geophysical Research Letters“ ihre Studie zu den Folgen eines Meteoriteneinschlags auf der Erde. In ihrem Computermodell ließen die Forscher 50.000 Asteroiden mit 15 bis 400 Metern Durchmesser – die am wahrscheinlichsten auftretenden Größen – auf die Erde treffen. Was passiert dann? Und wie können sich Menschen gegen Tsunamis, fliegende Trümmer, Schockwellen, Hitze, Erdbeben, Winde und Kraterbildung schützen?

Der Asteroid Bennu wurde 1999 entdeckt. Der Einschlag des 500 m großen Gesteinsbrockens auf der Erde wäre eine Katastrophe.

Der Asteroid Bennu wurde 1999 entdeckt. Der Einschlag des 500 m großen Gesteinsbrockens auf der Erde wäre eine Katastrophe.

Quelle: Nasa

Das Ergebnis: Die größte Gefahr bei Einschlägen ins Meer sind naturgemäß Tsunamis, weil sie die meisten Opfer fordern. Von Einschlägen auf der Erde gehen in der Summe der Folgen aber noch größere Gefahren aus: So breiten sich atmosphärische Druckwellen mit Überschallgeschwindigkeit aus und dabei entstehende starke Winde. Sie sind laut Studie für über 60 Prozent der Todesopfer bei Einschlägen von Asteroiden bis 400 Metern Durchmesser verantwortlich. Die Wellen, die durch den steigenden Druck in der Atmosphäre entstehen, und Windstöße, die die Druckunterschiede ausgleichen, können Menschen durch die Luft schleudern und Gebäude einstürzen lassen. Der Wind kann die Geschwindigkeit von Orkanen überschreiten.

Diese Erkenntnisse könnten Krisenmanagern bei der Vorbereitung auf einen drohenden kosmischen Einschlag helfen, schreibt Rumpf in seiner Studie. Bei kleineren Einschlägen reiche es aus, wenn die Bevölkerung Schutz in Kellern sucht, bei größeren Kollisionen seien Evakuierungen nötig.

Jüngste Einschläge

Auf den 30. Juni wurde der Welt-Asteroiden-Tag gelegt, weil das Datum den Jahrestag des größten Asteroideneinschlags der jüngeren Geschichte markiert: Am 30. Juni 1908 hatte ein Treffer in der Tunguska-Region in Sibirien rund 2.000 Quadratkilometer unbewohntes Gebiet verwüstet. Der Asteroid hatte nach Forscherschätzung einen Durchmesser von 30 bis 40 Metern.

2013 explodierte ein etwa 20 Meter großer Meteorit über der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk. Tausende Gebäude wurden beschädigt, mehr als 1.000 Menschen verletzt. Genau vorhersagen, wann der nächste Körper dieser Größe Kurs auf die Erde nimmt, kann man heute noch nicht. Experten schließen aber nicht aus, dass sich innerhalb der nächsten zehn Jahre ein solches Ereignis wiederholt. Und vielleicht ist die Erde bis dahin besser vorbereitet als heute.

 

Ein Beitrag von:

  • Martina Kefer

    Diplom-Medienpädagogin und Ausbildung zur Journalistin beim Bonner General-Anzeiger

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