Im Gasometer kann jeder wie ein Astronaut auf die Erde blicken
Der Faszination der Erde widmet der Gasometer Oberhausen eine ganz außergewöhnliche Ausstellung. Höhepunkt ist eine kugelförmige Projektionsfläche, auf der die Erde zu sehen ist, als sei sie 36.000 Kilometer entfernt. Es ist der Blick, der sich Astronauten aus dem Weltall bietet. Für diese Illusion sorgen zwölf Projektoren, die 1,5 Millionen echte Satellitenbilder zu einem Ganzen formen.
Auch wenn private Raketenbauer wie Richard Branson mit seinem Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic und Amazon-Gründer Jeff Bezos mit seinem Unternehmen Blue Origin versprechen, dass über kurz oder lang Touristen ins All fliegen können:
Kaum jemand wird es sich leisten können. Branson hat gerade erst seine neueste Raumfähre für Touristenflüge vorgestellt hat und den Eintrittspreis genannt: Virgin Galactic will pro Passagier 250.000 $ berechnen. Diejenigen, die sich das nicht leisten können und deshalb auf der Erde bleiben müssen, können jetzt dennoch einen Blick auf die Erde aus der Perspektive eines Raumfahrers werfen, der 36.000 Kilometer von der Erde entfernt ist. Im Gasometer wurde am Wochenende die Ausstellung „Wunder der Natur“ eröffnet.
Kugelförmige Projektionsfläche für Blicke auf die Erde
Nichts Besonderes, könnte man sagen. Man muss ja nur einen Globus anschauen. Falsch gedacht. Die Erdkugel, die im Gasometer in Oberhausen zu sehen ist, verändert ihr Erscheinungsbild. Mal ist es Tag, mal Nacht. Zuweilen ziehen Wolkenbänder über den blauen Planeten, der einen Durchmesser von 20 Metern hat.
Illuminiert wird die kugelförmige Projektionsfläche von zwölf Projektoren, die aus 1,5 Millionen Bildern auswählen, die aus der in Oberhausen simulierten Entfernung von der Erde aufgenommen wurden. Die Kugel hängt im 118 Meter hohen einstigen Erdgasspeicher, in dem seit 1994 besondere Ausstellungen gezeigt werden.
Computer rechneten 115 Tage durch
„Unser Ziel ist es, zum einen die Schönheit der Erde zu zeigen und zum anderen den Blick wie aus dem All zurück zur Erde zu ermöglichen“, sagt Nils Sparwasser vom Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), das die einzigartige Schau organisiert hat. Die Bilder lieferten Satelliten. „Die Herausforderung war es, diese Daten zusammenzubringen und daraus die bestmögliche Animation zu erstellen“, so Sparwasser.
Die Rechenarbeit leisteten Computer am DLR-Standort Oberpfaffenhofen. 115 Tage brauchten sie, um die gigantische Datenmenge von 11.264 Gigabyte in den Griff zu bekommen. Weil auch Bilder von Radarsatelliten genutzt werden, sehen die Gasometer-Besucher auch Bilder von der Erde, die echten Raumfahrern verborgen bleiben. Selbst Regentropfen über tropischen Wäldern sind als schwarze Flecken zu beobachten.
150 großformatige Bilder aus der Natur
Peter Pachnicke, Kurator der Ausstellungen im Gasometer, formuliert es blumiger: „Es ist die Begegnung von wissenschaftlicher Bilderwelt und poetischer Sicht.“ Diese Bilderwelt wird alle 15 Minuten unterbrochen. Innerhalb von wenigen Sekunden werden die Projektoren dann neu ausgerichtet, um Verformungen auf der kugelförmigen Projektionsfläche, die an kaum sichtbaren Seilen hängt, auszugleichen. Diese Verformungen werden beispielsweise durch leichte Temperaturschwankungen hervorgerufen.
Die Ausstellung „Wunder der Natur“, die bis zum 30. Dezember 2016 zu sehen ist, zeigt das DLR aber nicht nur die Erde aus der Perspektive der Raumfahrer. Zudem zeigt der Gasometer 150 großformatige Fotos von Tieren und Pflanzen namhafter Fotografen wie Frans Lanting, Rob Kesseler, Tim Flach oder Anup Shah. Sie zeigen uns die faszinierenden schöpferischen Kräfte des Lebens, beschreiben die Ausstellungsmacher.
Ein Beitrag von: