In diesen Regionen gibt es die meisten Blitze
Wer weiß denn sowas? Die Frage, wie viele Blitze es 2017 in Deutschland gab, dürfte wohl bald in der gleichnamigen TV-Sendung gestellt werden. Wir haben schon die Antwort: Es waren 443.000 Blitze, 11.000 mehr als im Vorjahr. Dabei gab es erstaunliche regionale Unterschiede.
Die meisten Blitze gab es in der Nähe der Zugspitze. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen zählte der Blitz-Informationsdienst von Siemens 3,51 Blitzeinschläge pro Quadratkilometer. Mit der Vermutung, dass es am Alpenrand besonders heftig stürmt und donnert und deshalb Regionen wie Garmisch und Berchtesgaden die Hitlisten der Gewitter anführen, liegt man richtig.
Allerdings: Auch andere Regionen weit weg von den Alpen können sich in einzelnen Jahren in die Spitze schieben. Im vergangenen Jahr lag Aschaffenburg noch vor Garmisch. Und in diesem Jahr liegen zwei hessische Landkreise fast gleichauf mit Garmisch: Die Regionen Main-Taunus und Gießen kommen auf jeweils 3,4 Erdblitze pro Quadratkilometer.
Ruhiger Himmel über Pirmasens, Oldenburg und Bonn
Wer Blitze überhaupt nicht mag, der könnte umziehen und sollte sich eine Bleibe in Pirmasens suchen, mit einer Blitzdichte von 0,16 pro Quadratkilometer das Schlusslicht der Tabelle, knapp hinter den Städten Oldenburg und Bonn mit jeweils 0,18 Erdblitzen.
Wer mit Blick auf den heißen Sommer und den Klimawandel damit rechnet, dass sich die Zahl der Gewitter erhöht, der liegt übrigens falsch. Seit dem Beginn der Gewitter-Aufzeichnungen 1999 hat sich die Zahl der Erdblitze mehr als halbiert. 2008 zählten die Statistiker fast eine Million Blitze. Nicht allein Wärme, sondern Kaltwetterfronten sind eine Voraussetzung für heftige Gewitter.
Und woher weiß Siemens, wie viele Blitze die Erde erreichen? Die Daten liefern 155 Messstationen in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern. Die Informationen stehen Wetterdiensten, Energieversorgern, der Industrie und vor allem Versicherungsunternehmen zur Verfügung. Letztere nutzen die Daten, um Versicherungsbetrüger zu entlarven, die einen „warmen Abriss“ einem Blitz in die Schuhe schieben wollen. Oder die Zerstörung eines Fernsehers auf Grund von angeblicher Überspannung, die ein Blitz verursacht haben soll.
Und das ist auch der Grund, warum Siemens nur die Blitze auswertet, die auch die Erde erreichen und dort Schäden anrichten können. Blitze in der Erdatmosphäre, die nicht bis zum Boden reichen, werden deshalb nicht erfasst. Laut Siemens gibt es jährlich einige 100.000 Anfragen von Versicherungen. Die Abonnenten des Siemens-Warndienstes werden schon wenige Sekunden nach einem Einschlag informiert.
Wie die Blitzerkennung funktioniert
Und so funktioniert die Erfassung der Daten: Ein Blitzeinschlag erzeugt im Boden ein elektromagnetisches Feld, das sich wie die Wasserwellen nach einem Steinwurf ausbreitet. Registriert wird es von den nächstgelegenen Messstationen. Mindestens drei sind nötig, um den Einschlagsort auf bis zu 100 Meter genau zu bestimmen. Das gelingt mit dem Vergleich der Laufzeiten des Feldes. Diese Mess- und Berechnungsmethode ermöglicht nicht nur jeden Blitz mit höchster Genauigkeit zu lokalisieren, sondern auch seine Polarität und Stromstärke zu erkennen. Damit lassen sich Gefahren abschätzen, etwa für Freiluftveranstaltungen wie Konzerte. Notfalls wird dann eine Veranstaltung abgesagt, wenn sich eine schwere Gewitterfront nähert.
Blitzinformationen sind nicht zuletzt für Wetterdienste wichtig. Nichts erführen sie so schnell wie die Orte, an denen Gewitter niedergehen, so Stephan Thern, Leiter des Blitzinformationsdienstes von Siemens.
Blitzortung sollte ursprünglich gegen Waldbrände helfen
Die Idee, Blitze zu orten, wurde in den USA geboren. Blitzeinschläge in trockenen Wäldern verursachen oft verheerende Feuer. Die Ortung sollte ein Frühwarnsystem werden. „Die wollten wissen, wo sind Gewitter, wo muss ich hinschauen“, sagt Thern. 1999 wurde das System in Europa installiert, zwölf Jahre nach den Anfängen in den USA.
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