In wenigen Jahren soll Polizei Autos ferngesteuert stoppen können
Mit neuen Techniken, die die Arbeit der Polizei stark erleichtern sollen, beschäftigt sich die EU-Arbeitsgruppe ENLETS. Das „Europäische Netz technischer Dienste für die Strafverfolgung” verfolgt unter anderem das Ziel, Kraftfahrzeuge per Fernsteuerung stoppen zu können.
Wenn es nach ENLETS geht, werden in einigen Jahren die Vorkehrungen dafür in alle in der EU zugelassenen Autos eingebaut. Derzeit geht es bei den ENLETS-Arbeiten vor allem um die Entwicklung gemeinsamer Standards für solche und andere Techniken.
Zunächst Automatisierung der Kennzeichen-Erkennung
In den nächsten zwei Jahren konzentriert sich ENLETS zunächst vor allem auf die Automatisierung der Kennzeichen-Erkennung von Kraftfahrzeugen. In ENLETS arbeiten 26 Länder zusammen. Die Koordinierung der Arbeiten liegt derzeit bei dem Niederländer Patrick Padding. Die automatisierte Kennzeichen-Erfassung und Kontrolle ist bisher in vielen Ländern noch nicht üblich, in Deutschland äußerst umstritten – aber in Großbritannien gang und gäbe.
Auf vielen britischen Autobahnen wird nicht die einmalige Überschreitung der höchstzulässigen Fahrgeschwindigkeit sondern vielmehr eine überhöhte durchschnittliche Geschwindigkeit bestraft. Dazu ist es aber unumgänglich, die Kennzeichen frühzeitig zu erfassen und nach einem längeren Streckenabschnitt zur Berechnung der Durchschnittsgeschwindigkeit erneut zu erfassen.
Auf britischen großen Parkplätzen, etwa an Flughäfen, aber auch an vielen Bahnhöfen, ist die automatische Kennzeichen-Erfassung seit vielen Jahren üblich. Zugleich wird dabei häufig der Fahrer beim Entnehmen des Parkscheins fotografiert – manches Mal mit mehreren Kameras aus mehreren Winkeln. Dass das keine nennenswerten Widerstände mehr in der Bevölkerung auslöst, hat mehrere Gründe.
Zum einen gibt es in Großbritannien eine nun schon seit Jahrzehnten anhaltende Terrorismusbekämpfung, die ursprünglich durch irische Freiheitskämpfer ausgelöst worden war. Zum anderen gibt es eine Reihe von Vorschriften, die deutlich publikumsfreundlicher als in den meisten anderen Ländern sind. Dazu gehört, dass auf jede Radarkamera im Verkehr großflächig und frühzeitig hingewiesen werden muss. Die Kameras müssen ausserdem auffallend farbig lackiert sein, um auch so ins Auge zu fallen.
Ganze Liste von Zielvorhaben
Nach der automatisierten Erkennung von Kraftfahrzeug-Kennzeichen umfasst das weitere Arbeitsprogramm von ENLETS eine ganze Reihe von Vorhaben. Das reicht von der Beobachtung und Überwachung von Menschenansammlungen bei den verschiedensten Gelegenheiten und reicht zunächst bis zu neuen Verfahren, um Beweismittel aufzuspüren. Dazu gehört auch die so genannte Funkaufklärung.
Desweiteren geht es um die die so genannte Signalerkennung, um aus Sensor-Signalen den bestmöglichen Nutzen zu ziehen. Schließlich geht es um die Überwachung mittels Videokameras. Dabei gibt es heute schon hoch entwickelte Systeme, bei denen beispielsweise eine Kamera die nächste informiert und alle zusammen die Polizei informieren. Das hat zur Folge, das ein Gesuchter, wenn er sein Fahrzeug schließlich geparkt hat, sofort von der Polizei festgenommen wird.
Das derzeit letzte größere Entwicklungsprogramm ist schließlich das Anhalten von Kraftfahrzeugen aus der Ferne. Wenn das kommt, wird es Tätern sehr schwer werden, nach ihrer Tat mit einem Fluchtfahrzeug zu entkommen.
ENLETS benötigt mehr Geld für Entwicklungen
Wenn es bei ENLETS allein nach den Niederländern gegangen wäre, dann gehört zu den Arbeitsgebieten auch die Überwachung aus der Luft mittels Drohnen. Die Niederländer wollten hier eigene Entwickungen des Militärs den ENLETS-Arbeiten zugrundlegen. Mit dieser Idee konnten sie sich aber nicht durchsetzen.
Die 2008 gegründete ENLETS-Arbeitsgruppe verfügt bislang nur über recht bescheidene Mittel. Das waren 587 000 Euro im vergangenen Jahr. Daneben erhielt die Arbeitsgruppe allerdings auch Mittel aus dem britischen und aus dem niederländischen Staatshaushalt. ENLETS möchte in Zukunft 915.00 Euro im Jahr zur Verfügung haben. Diese Erhöhung sei notwendig, um den vereinbarten Sechs-Jahres-Plan finanzieren zu können. Ein solcher Langfristplan sei angesichts der Entwicklungsdauer bei vielen Vorhaben unumgänglich.
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