2018 ab ins All 30.11.2015, 14:37 Uhr

Ingenieure montieren ersten Spiegel des Nachfolgers von Hubble

Das neue riesige Weltraumteleskop, das die Nachfolge des Hubble-Teleskops antreten soll, wird derzeit von der NASA zusammengebaut. Insgesamt 18 sechseckige Spiegel werden sich im All entfalten und als ein Teleskop mit 6,5 m Durchmesser zusammenarbeiten. Der Start ist für 2018 geplant.

Ein Ingenieur des Nasa Goddard Space Flight Centers installiert den ersten Spiegel des James Webb Space Telescopes auf der Trägerstruktur.

Ein Ingenieur des Nasa Goddard Space Flight Centers installiert den ersten Spiegel des James Webb Space Telescopes auf der Trägerstruktur.

Foto: Chris Gunn/Nasa

Eigentlich sollte die Trägerrakete Ariane 5 das James Webb Space Telescope (JWST) bereits 2014 ins All befördert haben. Es soll das erfolgreiche Weltraumteleskop Hubble ersetzen, das im April 2015 seinen 25. Geburtstag gefeiert hat und in die Jahre gekommen ist. Doch der Start des JWSt wurde verschoben: Der Wirtschaftsausschuss des US-Repräsentantenhauses hatte 2011 kalte Füße bekommen und aufgrund von enorm gestiegenen Kosten einen Baustopp empfohlen.

Damals waren aber bereits die meisten Komponenten und wissenschaftlichen Instrumente angeschafft worden und inzwischen gelten die Finanzierung und der Betrieb des Teleskops als gesichert.

Zwei Nasa-Ingenieure bei der Arbeit am ersten Spiegel des James Webb Space Telescopes. Die Anlage soll später des berühmte Weltraumteleskop Hubble ersetzen.

Zwei Nasa-Ingenieure bei der Arbeit am ersten Spiegel des James Webb Space Telescopes. Die Anlage soll später des berühmte Weltraumteleskop Hubble ersetzen.

Quelle: Chris Gunn/Nasa

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Jetzt folgte der nächste wichtige Schritt: Im Goddard Space Flight Center der NASA in Maryland wird das Präzisionsteleskop, das den Namen des 2002 verstorbenen Leiters der NASA James Edwin Webb trägt, derzeit zusammengebaut.

Webb Teleskop soll führendes astronomisches Observatorium werden

Im Reinraum haben die Ingenieure letzte Woche mit Hilfe eines Roboterarms das erste von 18 sechseckigen Segmenten angehoben und eingesetzt. Jedes der 1,3 m großen Segmente aus Beryllium wiegt etwa 40 kg. Zusammengesetzt ergeben sie einen Spiegel von etwa 6,5 m Durchmesser, der bis zum Frühjahr 2016 fertiggestellt werden soll. „Das James Webb Space Telescope wird das führende astronomische Observatorium der kommenden Dekade werden“, hofft John Grunsfield von der Nasa-Zentrale in Washington.

Ein Nasa-Ingenieur platziert zwei Test-Spiegel auf der Teleskop-Halterung des James Webb Space Telescopes.

Ein Nasa-Ingenieur platziert zwei Test-Spiegel auf der Teleskop-Halterung des James Webb Space Telescopes.

Quelle: Chris Gunn/Nasa

Die Spiegelinstallation sei ein Symbol für die neue Technik, die entwickelt wurde, um ein Observatorium zu ermöglichen, mit dem die ersten Sterne und Galaxien studiert, die Bildung von Sternensystemen und Planeten untersucht, Antworten zur Entwicklung unseres Sonnensystems gefunden und die nächsten Schritte auf der Suche nach außerirdischem Leben gemacht werden könnten, sagte Grunsfield.

Großer Sonnenschild schützt das Teleskop vor Wärmestrahlung

Nach dem Start ins All, der für 2018 geplant ist, werden sich die 18 separaten Segmente entfalten und gemeinsam den Hauptspiegel bilden. Die gesamte Beobachtung wird bei extremer Kälte von etwa -220 °C ablaufen. Damit wollen die Wissenschaftler sicherstellen, dass die Beobachtungen nicht von der Wärmestrahlung des Teleskops und der Instrumente selbst verfälscht werden.

Geschafft: Der erste Spiegel des James Webb Space Telescopes ist an der richtigen Stelle auf der Trägerkonstruktion platziert.

Geschafft: Der erste Spiegel des James Webb Space Telescopes ist an der richtigen Stelle auf der Trägerkonstruktion platziert.

Quelle: Chris Gunn/Nasa

Deshalb sind die einzelnen Spiegel aus dem ultraleichten Beryllium noch einmal mit Gold überzogen, um Infrarotstrahlung zu reflektieren. Außerdem wird das Teleskop durch einen etwa 12 x 20 m großen fünflagigen Sonnenschild vor den Wärmestrahlen der Sonne geschützt.

Das Teleskop wird am Lagrange-Punkt L2 stationiert

Stationiert werden soll das Webb Space Teleskop in einer Umlaufbahn etwa 1,5 Mio. km von der Erde entfernt auf der sonnenangewandten Seite. Dort befindet sich der Lagrange-Punkt L2 im Erde-Sonne-System, einer von mehreren sogenannten Librationspunkten, an dem echte Schwerelosigkeit herrscht.

Zwei Nasa-Ingenieure bei der Arbeit am ersten Spiegel des Hubble-Nachfolgeteleskops.

Zwei Nasa-Ingenieure bei der Arbeit am ersten Spiegel des Hubble-Nachfolgeteleskops.

Quelle: Chris Gunn

Hier heben sich die Anziehungskräfte zweier Körper und die Zentripetalkräfte ihrer Bewegungen gegenseitig auf. Um diesen Orbit auf Dauer zu halten, wird der Kurs des Teleskops in regelmäßigen Abständen durch Raketentriebwerke korrigiert. Die angesetzte Mindestlebensdauer ist auf fünf Jahre angesetzt, aber die Wissenschaftler spekulieren auf eine längere Beobachtungszeit. Der mitgeführte Treibstoff soll für etwa zehn Jahre reichen.

Das James Webb Space Telescope ist ein internationales Projekt, das von der Nasa angeführt wird und an dem sich die europäische und die kanadische Raumfahrtagentur ESA und CSA beteiligen.

Die Spiegel des künftigen Weltraumteleskops werden in einer riesigen Vakuumkammer im Johnson Space Center der Nasa in Houston installiert. Gut zu erkennen ist im Hintergrund die 6,5 m lange Trägerkonstruktion des Teleskops.

Die Spiegel des künftigen Weltraumteleskops werden in einer riesigen Vakuumkammer im Johnson Space Center der Nasa in Houston installiert. Gut zu erkennen ist im Hintergrund die 6,5 m lange Trägerkonstruktion des Teleskops.

Quelle: Chris Gunn/Nasa

Wer sich intensiv mit dem James Webb Space Telescope beschäftigen will, dem sei der Internetauftritt empfohlen, den die Nasa dem Teleskop spendiert hat.

 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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