Japan setzt auf iPS-Stammzellen
Japan erlaubt die weltweit ersten Klinikversuche mit Netzhautzellen, die aus induzierten pluripotenten Stammzellen (IPS) gewonnen wurden. Die körpereigenen Stammzellen könnten sehbehinderten Menschen eines Tages ihr Augenlicht zurückgeben.
Die Testreihen zur Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) werden vom naturwissenschaftlichen Forschungsinstitut Riken organisiert. Allein in Japan leiden rund 700 000 vor allem ältere Menschen unter diesem bisher unheilbaren Rückgang der Sehschärfe durch absterbendes Netzhautgewebe. Bei den Versuchen sollen sechs AMD-Patienten Hautzellen entnommen werden. Diese sollen dann in induzierte pluripotente Stammzellen zurückverwandelt und dann genetisch auf Netzhautzellen umprogrammiert werden. Nach einer zehnmonatigen Züchtung werden die neuen Zellen in die Netzhaut der Patienten transplantiert.
Die Versuchsreihe ist auf vier Jahre angelegt
Das Riken Institut will die Patienten vier Jahre lang beobachten und untersuchen, ob die neuen Netzhautzellen vom Körper angenommen werden und ob es etwa zu einer Tumorbildung kommt. Bei der „Umprogrammierung“ im Labor werden Stoffe benutzt, die auch zu einer unkontrollierten Zellvermehrung und damit zu Krebs führen könnten. Bei den ersten Versuchen wird auch nur mit einer kleinen Verbesserung der Sehkraft gerechnet. Verlaufen die Tests erfolgreich, soll eine weitere Versuchsreihe eingeleitet werden. Ziel ist die Entwicklung einer kommerzialisierten Behandlungsmethode.
Japan fördert die iPS-Forschung
In den Vereinigten Staaten werden bereits Retina-Zellen, allerdings aus embryonalen Stammzellen, die von Advances Cell Technology geliefert werden, in menschliche Augen eingepflanzt. Die Japaner konzentrieren sich auf iPS-Zellen, da diese neue Stammzellenart an der Universität Kyoto von dem japanischen Wissenschaftler Shinya Yamanaka entdeckt wurde. Dafür erhielt Yamanaka im zurückliegenden Jahr den Nobelpreis für Medizin. Der japanische Staat will in den nächsten zehn Jahren die iPS-Forschung mit insgesamt 110 Milliarden Yen (860 Millionen Euro) fördern.
Zunächst vorklinische Studien
Bei den ersten Versuchen handelt es sich zunächst nur um vorklinische Studien. Der Grund dafür ist, dass die Genehmigung einer klinischen Studie in Japan angesichts scharfer Bestimmungen bis zu zehn Jahre dauern kann. Um den Prozess aber zu beschleunigen beschränkt sich das Riken-Institut zunächst auf eine Vorstudie. Derartige Studien sind nach den japanischen Bestimmungen erlaubt und können auf sehr kleinem Niveau stattfinden. So werden anfangs auch nur sechs Patienten an den Versuchen teilnehmen. Das japanische Parlament will noch im Laufe dieses Jahres ein weiteres Gesetz verabschieden, um den Genehmigungsprozess zu beschleunigen.
Hohe Kosten der iPS-Technologie
Die iPS-Stammzellentechnologie ist alles andere als billig. Die Kosten für eine derartige Behandlung sind nach Aussagen von Experten sogar ausgesprochen hoch. Laut Masayuki Yamato, zuständig für regenerative Medizin an der Tokyo Women’s Medical University, liegen die Kosten für die Vorstudie je Patient immerhin bei rund 50 Millionen Yen oder umgerechnet etwa 390 000 Euro.
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