Liegt Nofretete hinter Tutanchamuns Grabkammer?
Irgendetwas ist hinter den reich verzierten Wänden der Grabkammer des Kindskönigs Tutanchamuns im Tal der Könige in Ägypten nahe der Stadt Luxor. Darauf deuten Radaranalysen hin. Und dieses irgendetwas scheint nicht völlig leer zu sein. Forscher wollen organisches und metallisches Material hinter den Wänden entdeckt haben. Möglicherweise steht die Welt vor einer „Entdeckung des Jahrhunderts“.
So kündigen sich archäologische Sensationen an: „Wir haben zwei zusätzliche Räume hinter der Grabkammer“, sagte der ägyptische Altertumsminister Mamdouh el-Damati gestern auf einer Pressekonferenz in Kairo. El-Damati spricht nicht von irgendeiner Grabkammer. Es ist die Grabkammer des Kindskönigs Tutanchamun im ägyptischen Tal der Könige in der Nähe von Luxor.
Auf Nachfrage sagte der Minister, es gebe eine „90-prozentige Chance“, dass die beiden Kammern existieren. Es sind Radaranalysen des japanischen Experten Hirokatsu Watanabe, die auf die Existenz der beiden Räume hinweisen. Im vergangenen November hatte Watanabe zwei Tage lang mit hochleistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras die Nordwand der Grabkammer untersucht.
Organisches und metallisches Material hinter den Wänden aufgespürt
Das Ergebnis überrascht: Diese Hohlräume hinter den Mauern der Grabanlage Tutanchamuns sind nicht leer. Sie enthalten nach Auskunft el-Damatis organisches und metallisches Material. Die Frage, ob es sich bei dem organischen Material um eine Mumie handeln könne, blockte der Minister mit den Worten ab: „Das kann ich nicht sagen.“ Die Aufnahmen der Radaranalysen sind nicht völlig eindeutig, weitere Messungen sind daher erforderlich, um Gewissheit zu erlangen.
„Entdeckung des Jahrhunderts“
Trotz der Restunsicherheit sprach el-Damati gestern von einer möglichen „Entdeckung des Jahrhunderts“. Das wäre die Entdeckung von Nofretete, der Ehefrau von Echnaton, dem Vater von Tutanchamun.
Den ersten Verdacht auf eine weitere Grabkammer hinter Tutanchamuns Grab äußerte im vergangenen Sommer der Brite Nicholas Reeves, Ägyptologe an der University of Arizona. Der Direktor des Amarna Royal Tombs Projects hatte die weltberühmte Grabkammer mit Hilfe hochauflösender Fotos akribisch untersucht.
Linien deuten auf Grab für eine Frau hin
Dabei stieß er an der Nord- und an der Westwand der Kammer auf feinste Linienstrukturen. Und diese Strukturen befinden sich genau an jenen Stellen, an denen sich nach den bekannten Bauplänen für Gräber im Tal der Könige weitere Kammern befinden müssten. Allerdings, und das machte die Linienfunde spannend: Die Lage der Linien deutet auf ein Grab für eine Frau hin.
Reeves war auch die treibende Kraft hinter den Radaranalysen
Der renommierte Ägyptologe war jetzt auch die treibende Kraft hinter den Radaranalysen der Wände vom Grab des Kindskönigs Tutanchamun. Nach seiner These war der 19-jährige Tutanchamun im Jahr 1324 vor Christus nach nur neun Jahren auf dem Pharaonenthron unerwartet gestorben. Eine eigene Grabstätte für den so jungen Pharao existierte daher noch gar nicht.
Möglicherweise haben daher die mit der Bestattung betrauten Priester einfach Nofretetes Grabmal zehn Jahre nach deren Tod geöffnet, um dort auch Tutanchamun beizusetzen. Schließlich, so Reeves, war Nofretete Tutanchamuns Stiefmutter und seine direkte Vorgängerin als Pharaonin.
Ergebnisse neuer Radarmessungen werden am 1. April veröffentlicht
Noch ist das alles reine Theorie. Fakt ist: Die Gebeine der für ihre Schönheit gerühmten Königin Nofretete wurden trotz aller Grabungen im Tal der Könige nie gefunden. Nun ist die Suche nach der ägyptischen Schönheit möglicherweise bald vorbei. El-Eldamati kündigte gestern für den 31. März weitere Untersuchungen in der Grabkammer mit einem verbesserten Radargerät an. Bekanntgegeben werden die Ergebnisse dieser Messung einen Tag später in Luxor. Das ist – ausgerechnet – der 1. April. Aber hoffentlich kein Aprilscherz.
Ende 2013 hatten britische Forscher als Ursache für den mysteriösen Tod des ägyptischen Pharaos Tutanchamuns einen Wagenunfall ausgemacht. Sie hatten dafür eine „virtuelle Autopsie“ der sterblichen Überreste vorgenommen.
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