Macht dicke Luft dick?
Extrem verschmutzte Luft kann nicht nur Lungen- und Herzkrankheiten, sondern sogar Fettleibigkeit auslösen. Das haben US-Forscher in Tests mit Ratten nachgewiesen. Die Tiere, die dem Smog ausgesetzt waren, wurden innerhalb weniger Wochen deutlich dicker als die in einer Vergleichsgruppe. Und das Genom der Ratte gleicht zu 90 % dem Erbgut des Menschen.
Wer fettleibig ist, erkrankt häufiger an Diabetes als schlanke Menschen. Dieser Zusammenhang zwischen Übergewicht und einer Reihe von Zivilisationskrankheiten ist längst bekannt. Und dass beispielsweise Bewegungsmangel das Übergewicht begünstigt, ist eine Binsenweisheit. Aber Fettleibigkeit durch dreckige Luft? Wenn sich die Ergebnisse amerikanischer Forscher von der Duke University in Durham auf den Menschen übertragen lassen, muss man sagen: Ja, und zwar sehr deutlich.
Männchen wurden noch fetter als Weibchen
Die Wissenschaftler sperrten Ratten wochenlang in eine mit dreckiger Luft gefüllte Kammer, vergleichbar mit einer Smog-Situation in einer Großstadt. Eine Vergleichsgruppe lebte derweil in einer Kammer mit sauberer Luft. Nach acht Wochen zeigte sich: Die weiblichen Ratten in der Smog-Kammer waren um zehn Prozent, die männlichen sogar um 18 % fetter als die in der anderen.
Haben die Ratten im Smog vielleicht mehr gefressen oder sich weniger bewegt und wurden deshalb dicker? Nein, sagt Projektleiter Junfeng Zhang, der vielmehr von einer direkten Einwirkung der Luftverschmutzung auf den Stoffwechsel im Rattenkörper ausgeht. Außerdem erhielten beide Gruppen während der Testphase genau dieselbe Ernährung.
„Unsere Ergebnisse weisen eindeutig nach, dass dauerhafte Belastung mit verschmutzter Luft das Risiko von Fettleibigkeit steigert“, sagt Zhang, Professor für Umweltgesundheitsforschung. Und wenn sich diese Resultate auf den Menschen übertragen ließen, hieße das, die Reduktion der Luftverschmutzung in der Welt sei „noch dringender“ als bisher gedacht.
Thema Smog erlebt Renaissance
Bei Menschen wurde ein derartiger Zusammenhang bislang nicht nachgewiesen. In der jüngeren Vergangenheit ist das Thema Smog aber wieder stärker ins Bewusstsein gerückt, vor allem durch die teils dramatischen Luftwerte in Städten wie Peking. Aber auch in vielen deutschen Städten ist Luftverschmutzung immer noch ein Problem, vor allem durch Feinstaub.
Die US-Forscher entdeckten nun auch, dass Blutwerte der Ratten in der Smog-Kammer sich deutlich verschlechterten. So hatten sich innerhalb von acht Wochen die Cholesterin-Werte nahezu verdoppelt, außerdem war die Insulin-Resistenz schon nach drei Wochen erhöht – ein Frühwarnzeichen für Typ-2-Diabetes. Hinzu kamen messbare Entzündungen in Leber und Lunge.
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