Marder legt weltgrößten Teilchenbeschleuniger LHC am Cern lahm
Wieselflink: Im größten Teilchenbeschleuniger der Welt wird für gewöhnlich Jagd auf den Urknall gemacht. Doch seit Freitag steht die unterirdische Riesenmaschine am Europäischen Kernforschungszentrums Cern still. Warum? Weil ein Steinmarder einen Kurzschluss ausgelöst hat. Es wird noch Tage dauern, bis die Anlage wieder läuft.
Wie konnte das geschehen? Schließlich unterliegt die 27 km lange Beschleunigeranlage strengen Sicherheitsvorschriften, wird genauestens überwacht. Ist das Tier womöglich in ein Schwarzes Loch gefallen und konnte so unbemerkt eindringen?
Spaß beiseite. Schließlich musste das Tier seinen Ausflug in die Forschung mit dem Leben bezahlen. Und der Ausfall der Maschine kostet die Wissenschaft Zeit und viel Geld. Geklärt ist noch nicht, wie der Marder in die bewachte Beschleunigeranlage gelangen konnte.
Offenbar war er aber wieselflink. Und die Tatsache an sich sei nicht unbedingt verwunderlich, erklärte Cern-Sprecher Arnaud Marsollier. Die Forschungseinrichtung nördlich von Genf liege halt in einer eher ländlich geprägten Gegend. Dorthin zieht es also nicht nur Gottesteilchen (Higgs Bossom), sondern auch Marder.
Marder bezahlt Cern-Ausflug mit dem Leben
Und eines der kleinen Tiere hat nun eben den größten Teilchenbeschleuniger der Welt lahm gelegt: Das Raubtier sei in die unterirdische Riesenmaschine eingedrungen und habe einen Kurzschluss ausgelöst. Es habe eine „schwere elektrische Störung“ gegeben, heißt es im Arbeitsprotokoll des Europäischen Kernforschungszentrums (Cern) für Freitag. Der Marder überlebte den Stromschlag nicht.
Die Anlage musste den Betrieb einstellen, wie Marsollier gegenüber dem britischen Sender BBC sagte. Laut Marsollier können noch einige Tage vergehen, bis die Folgen des Kurzschlusses behoben sind und der Beschleuniger Large Hadron Collider (LHC) wieder hochgefahren werden kann.
Schon einmal hatte der LHC 2009 nach der Begegnung mit einem Vogel schlapp gemacht, der ebenfalls einen Kurzschluss verursacht hatte. Das Federvieh überlebte damals aber.
LHC sollte drei Jahre lang durchlaufen
Der weltgrößte Teilchenbeschleuniger LHC war im Juni 2015 nach zweijähriger Modernisierung wieder in Betrieb genommen worden. Seitdem läuft eine spannende Suche am europäischen Atomforschungszentrum Cern: Forscher wollen der Dunklen Materie auf die Schliche kommen. Dafür prallen die Protonen seit dem Neustart mit 13 statt vorher acht Teraelektronenvolt (TeV) in der unterirdischen 27 km langen Ringbahn des Teilchenbeschleunigers aufeinander. In ihren Zerfallsprodukten hoffen die Forscher Hinweise auf Dunkle Materie zu finden.
Der noch stärkere LHC sollte eigentlich drei Jahre lang ununterbrochen Tag und Nacht laufen. Dass die Forscher nun durch den Marder ausgebremst wurden, wird im LHC-Protokoll so kommentiert: „Not the best week for LHC!“
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