Radioaktive Verseuchung 16.10.2013, 14:15 Uhr

Mit Brokkoli und Kohl gegen Strahlenschäden

Ein Inhaltsstoff von Brokkoli und Kohl wirkt gegen Strahlenschäden. Das sogenannte DIM schützte Mäuse und Ratten in Versuchen amerikanischer Forscher effektiv gegen Strahlung. Und das nicht nur, wenn es vor der radioaktiven Verseuchung verabreicht wurde, sondern auch im Nachgang. 

In Versuchen mit Ratten und Mäusen haben US-Forscher herausgefunden, dass der in Kohlgemüse enthaltene Pflanzeninhaltsstoff DIM vor Strahlenschäden schützt. 

In Versuchen mit Ratten und Mäusen haben US-Forscher herausgefunden, dass der in Kohlgemüse enthaltene Pflanzeninhaltsstoff DIM vor Strahlenschäden schützt. 

Foto: dpa

DIM (3,3-Diindolylmethan) entsteht im Körper bei der Verdauung von Kohlgewächsen. Der Wirkstoff lässt sich aber auch synthetisch herstellen. Biomediziner forschen schon länger an der chemischen Verbindung DIM, weil sie vermuten, dass sie vor Krebs schützt. Die neuen Ergebnisse sind vielversprechend: Danach könnte DIM möglicherweise nicht nur Rettungskräfte und Helfer nach Atomkatastrophen vor den Folgen der Strahlenkrankheit schützen, sondern auch die Opfer der Katastrophe selbst. Sinnvoll wäre der Einsatz des Pflanzenstoffs auch bei Krebspatienten, die bestrahlt werden, da er nach den jüngsten Forschungen nur gesunde Zellen schützt, die Krebszellen aber weiter von den Strahlen zerstört werden.

Ratten überlebten tödliche Dosis Gammastrahlung

Die Wissenschaftler des Georgetown University Medical Centers in Washington setzten für ihre Forschungen Ratten einer Gammastrahlung von 13 Gray aus. Bevor die US-Forscher die tödliche Dosis verabreichten, hatten sie den Tieren DIM in verschieden hohen Konzentrationen gegeben. Insgesamt zwei Wochen lang erhielten die Ratten täglich eine DIM-Injektion. „Alle unbehandelten Tiere starben, aber mehr als die Hälfte der mit DIM behandelten Ratten waren selbst 30 Tage nach der Bestrahlung noch am Leben“, sagt Eliot Rosen vom Krebszentrum der Georgetown University. „Das ist der erste Beleg dafür, dass DIM auch gegen radioaktive Strahlung schützen kann.“

Geschützt wurden in weiteren Versuchen aber auch Tiere, die erst nach der tödlichen Strahlendosis mit DIM behandelt wurden. Hier galt: Je eher, desto besser. Wurde das DIM zwei Stunden nach der Bestrahlung zum ersten Mal verabreicht, überlebten auch dabei mehr als die Hälfte der Tiere. Bei einem Behandlungsbeginn erst 24 Stunden nach der Kontamination bewahrte DIM noch ein Drittel der Tiere vor dem sicheren Tod. Für die Forscher ist das ein Hinweis darauf, dass DIM auch nachträglich gegen Strahlenschäden wirken kann. Das ist wichtig bei Atomunfällen. „Denn dann können die Betroffenen oft nicht früher geborgen und behandelt werden“, so die Forscher.

DIM kurbelt die Zellreparatur an

Versuche mit Zellkulturen zeigten die Wirkungsweise des Pflanzenstoffs: DIM aktiviert in normalen Körperzellen einen Signalstoff, der die Reparatur beschädigter DNA ankurbelt. Die Zellen können die Strahlenschäden so schnell und effektiv beseitigen, dass die Zelle weiter funktionieren kann. Bei Krebszellen allerdings funktionierte die Ankurbelung der DNA-Reparatur in den Tierversuchen nicht, berichten die Forscher. Das eröffnet neue Möglichkeiten, Krebspatienten vor den Nebenwirkungen der Strahlentherapie zu bewahren. „Das DIM könnte bei der Strahlenbehandlung das gesunde Gewebe der Patienten schützen“, sagt Rosen.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) Process Design B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
JACOBS DOUWE EGBERTS DE GmbH-Firmenlogo
Project Engineer (w|m|d) JACOBS DOUWE EGBERTS DE GmbH
Elmshorn Zum Job 
Johns Manville Europe GmbH-Firmenlogo
Technology Leader (m/w/d) Nonwovens Europe Johns Manville Europe GmbH
Wertheim Zum Job 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Promovierte*r wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) einer natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtung Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Adlershof Zum Job 
Rimowa GmbH-Firmenlogo
Senior Project Manager R&D (m/f/d) Rimowa GmbH
ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Rohrwerkzeuge und Rohrbearbeitungsmaschinen ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH
Kelkheim Zum Job 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) der Fachrichtung Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaft, Produktionstechnik, Werkstoffwissenschaft oder vergleichbar Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Key Account in der Elektronikbranche Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Funkwerk Systems GmbH-Firmenlogo
Leiter Entwicklungsabteilung (m/w/d) Funkwerk Systems GmbH
Kölleda Zum Job 
Graz University of Technology, Faculty of Technical Chemistry, Chemical and Process Engineering and Biotechnology, Institute of Process and Particle Engineering-Firmenlogo
Professorship for Particle Engineering and Solids Processing Graz University of Technology, Faculty of Technical Chemistry, Chemical and Process Engineering and Biotechnology, Institute of Process and Particle Engineering
Graz, Austria Zum Job 
HygroMatik GmbH-Firmenlogo
Junior Entwicklungsingenieur für Hard- und Softwarelösungen (m/w/d) HygroMatik GmbH
Henstedt-Ulzburg Zum Job 
RENOLIT SE-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Kunststoff- / Verfahrenstechnik / Chemie RENOLIT SE
Frankenthal Zum Job 
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften-Firmenlogo
HF-Ingenieur*in (m/w/d) als technische*r oder wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Leipzig Zum Job 
maxon motor GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur (w/m/d) für Qualität in Entwicklungsprojekten | Antriebstechnik maxon motor GmbH
Sexau bei Freiburg im Breisgau Zum Job 
PARI Pharma GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Medizintechnik PARI Pharma GmbH
Gräfelfing bei München Zum Job 
EuropTec GmbH-Firmenlogo
Mitarbeiter Prozessentwicklung (m/w/d) EuropTec GmbH
Nash - Zweigniederlassung der Gardner Denver Deutschland GmbH-Firmenlogo
Teamleiter Development Engineering / Entwicklungsingenieur (m/w/d) Nash - Zweigniederlassung der Gardner Denver Deutschland GmbH
Nürnberg, Homeoffice möglich Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) für die Entwicklung von medizinischen Kunststoffeinmalartikeln B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Neoperl GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Meister / Techniker (m/w/d) Prozess-, Automatisierungs- und Elektrotechnik Neoperl GmbH
Müllheim Zum Job 
August Storck KG-Firmenlogo
Leiter (m/w/d) Prozess- und Methodenmanagement August Storck KG
Ohrdruf Zum Job 

Mit der Umstellung des Speiseplans auf Brokkoli und Kohl lässt sich allerdings kein natürlicher Schutz vor Atomkatastrophen erreichen – die Dosis wäre viel zu gering. Die Forscher halten es aber in seiner synthetischen Form für gut verträglich und effektiv. „Es ist bei oraler Gabe selbst in hoher Dosierung nicht giftig und wird vom Körper gut aufgenommen“, so Rosen. Es könne aber auch injiziert werden, sollten beispielsweise Speiseröhre und Verdauungsorgane von akuter Verstrahlung betroffen sein.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher jetzt im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

 

Ein Beitrag von:

  • Andrea Ziech

    Redakteurin Andrea Ziech schreibt über Rekorde und Techniknews. Darüber hinaus ist sie als Kommunikationsexpertin tätig.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.