Myonen-Tomographie 16.06.2017, 08:55 Uhr

Mit kosmischen Teilchen den Eigergletscher durchleuchten

Viele Gletscher leiden heutzutage an „Fieber“ und schmelzen. Schweizer Forschern ist es jetzt erstmals mit einer speziellen Technik gelungen, einen Gletscher zu „röntgen“. Sie schauten nach, wie es unter dem Eigergletscher am Jungfraujoch aussieht. Indem sie ihn durchleuchten, können sie genauer als bisher rekonstruieren, wie der Fels unter dem Gletscher beschaffen ist. Und künftige Veränderungen abschätzen.

Das Sphinx-Observatorium mit vermessenem Gletscher unterhalb des Aletschausgangs (re.). Im Hintergrund ist der 4158,2 m hohe Jungfraugipfel zu sehen. 

Das Sphinx-Observatorium mit vermessenem Gletscher unterhalb des Aletschausgangs (re.). Im Hintergrund ist der 4158,2 m hohe Jungfraugipfel zu sehen. 

Foto: Alessandro Lechmann/Institut für Geologie, Universität Bern

Dafür haben Physiker und Geologen der Universität Bern unterhalb des Schweizer Gletschers im Tunnel der dort entlang fahrenden Jungfraubahn spezielle Detektoren angebracht. Diese sind mit Silberbromidgel beschichtet, auf denen Myonen mikroskopisch feine Spuren hinterlassen.

Ein mit Emulsionsfilmen bestückter Detektor im Tunnel.

Ein mit Emulsionsfilmen bestückter Detektor im Tunnel.

Quelle: Alessandro Lechmann/Institut für Geologie, Universität Bern

Myonen sind elektronenähnliche kosmische Elementarteilchen. Sie durchdringen Eis und Fels und werden dabei abgebremst sowie umgelenkt. Treffen sie dann auf einen Film, der mit einem Silberbromidgel beschichtet ist, hinterlassen sie feine Spuren, die unter dem Mikroskop ausgelesen werden können.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
Max-Planck-Institut für Astronomie-Firmenlogo
Astronom*in / Physiker*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Adaptive Optik Max-Planck-Institut für Astronomie
Heidelberg Zum Job 
Karlsruher Institut für Technologie-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur (w/m/d) im Bereich mechanische Entwicklung und Projektleitung Karlsruher Institut für Technologie
Eggenstein-Leopoldshafen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Fachingenieur (w/m/d) BIM Die Autobahn GmbH des Bundes
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH-Firmenlogo
Ingenieur-Trainee in der Pharmazeutischen Produktion - all genders Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY-Firmenlogo
Feinwerkmechanikerin (w/m/d) für Vakuumsysteme von Beschleunigern Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
Hamburg Zum Job 
Max-Planck-Institut für Kernphysik-Firmenlogo
Bauingenieur oder Architekt (w/m/d) Max-Planck-Institut für Kernphysik
Heidelberg Zum Job 
Solventum Germany GmbH-Firmenlogo
Process Engineer Automation (m/w/*) Solventum Germany GmbH
Seefeld Zum Job 
HERRENKNECHT AG-Firmenlogo
Leiter Mechanische Bearbeitung (m/w/d) HERRENKNECHT AG
Schwanau Zum Job 
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Elektronenstrahl Schweißtechnik pro-beam GmbH & Co. KGaA
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Wirtschaftsingenieur als Industrial Engineer / Fertigungsplaner (m/w/d) pro-beam GmbH & Co. KGaA
Celonic Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Technical Team Manager (w/m/d) Qualification & Asset Change Control Celonic Deutschland GmbH & Co. KG
Heidelberg Zum Job 
BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) der Fachrichtung Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaft, Produktionstechnik, Werkstoffwissenschaft oder vergleichbar BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) der Fachrichtung Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaft, Produktionstechnik, Werkstoffwissenschaft oder vergleichbar BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in für das Lehrgebiet Carl-Zeiss-Stiftungsprofessur für Produktions- und Herstellverfahren von Wasserstoffsystemen Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Göppingen Zum Job 
aedifion-Firmenlogo
(Junior) Engineer - Smart Building (w/m/d) aedifion
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
MICON Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) MICON Gruppe
Nienhagen Zum Job 
Steinmeyer Mechatronik GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steinmeyer Mechatronik GmbH
Dresden Zum Job 

Myonen-Spuren unter dem Mikroskop auslesen

Die Berner Forscher erstellten aus diesen Daten mit komplexen numerischen Algorithmen ein hochauflösendes, dreidimensionales Bild von der Grenzfläche zwischen Eis und Fels. Mit der sogenannten Myonen-Tomographie wurde die Basis des Jungfraufirns bis in eine Tiefe von 80 Metern gescannt. Und dieser Röntgenblick erlaubt Rückschlüsse, wie steile Gletscher den Fels durch Erosion formen.

Mikroskope, die zum Scannen der Filme am Laboratorium für Hochenergiephysik (LHEP) in Bern eingesetzt werden.

Mikroskope, die zum Scannen der Filme am Laboratorium für Hochenergiephysik (LHEP) in Bern eingesetzt werden.

Quelle: Laboratorium für Hochenergiephysik/Universität Bern

So gibt es Bilder, die zeigen, wie die Sphinx genannte Felskuppe auf dem Jungfraujoch steil unter das Eis abtaucht. Diese steile Felsflanke müsse, so die Forscher, durch seitliche Erosion entstanden sein, weil sich der Gletscher parallel zum Felsen bewegt. „Damit konnte man zum ersten Mal bei einem aktiven Gletscher zeigen, wie Eis an seiner Seite den Fels abschmirgelt“, sagt Projektleiter Professor Fritz Schlunegger.

Schematischer Schnitt durch eine Lage eines Emulsionsfilmes (li.) und Ansicht eines Filmausschnitts unter dem Mikroskop (re.).

Schematischer Schnitt durch eine Lage eines Emulsionsfilmes (li.) und Ansicht eines Filmausschnitts unter dem Mikroskop (re.).

Quelle: Laboratorium für Hochenergiephysik/Universität Bern

Im Vergleich mit Bohrungen oder seismischen Messungen liefert die Myonen-Tomographie, mit der auch schon Vulkane und Höhlen geröngt wurden, genauere Daten. Man kann mit dieser Technik quasi dem Eis beim „Fließen“ zuschauen.

Myonen dringen durch Fels und Eis und werden auf Detektoren im Jungfrau-Bahntunnel registriert.

Myonen dringen durch Fels und Eis und werden auf Detektoren im Jungfrau-Bahntunnel registriert.

Quelle: Bundesamt für Landestopographie swisstopo

Häufigkeit von Steinlawinen wird zunehmen

Die Wissenschaftler prognostizieren, dass im untersuchten Gebiet die Häufigkeit von Steinlawinen zunehmen wird, wenn sich das Eis zurückzieht. Da es sich um eine touristisch rege besuchte Region handelt und Besucherzentren sowie eine Forschungsstation, das Sphinx-Observatorium, auf den angrenzenden Felsen stehen, müssen solche Veränderungen genau beobachtet werden.

Das Projekt unter Leitung des Geologen Schlunegger und des Teilchenphysikers Antonio Ereditato wurde vom Schweizerischen Nationalfonds, der Internationalen Stiftung Hochalpine Forschungsstationen Jungfraujoch und Gornergrat sowie den Jungfraubahnen unterstützt.

Auf dem Mars befinden sich, verborgen und geschützt durch Staub, Gletscher aus Wassereis.

Auf dem Mars befinden sich, verborgen und geschützt durch Staub, Gletscher aus Wassereis.

Quelle: ESA/DLR/FU Berlin

Nicht nur auf der Erde gibt es Gletscher – auch auf dem Mars. Dänische Wissenschaftler haben Tausende davon entdeckt. Das Gletscher-Eis würde reichen, um den ganzen Planeten mit einer ein Meter dicken Schicht zu bedecken.

Und Nasa-Wissenschaftler glauben, fließende Gletscher aus gefrorenem Stickstoff, Methan und Kohlenmonoxid auf dem Pluto entdeckt zu haben.

 

Ein Beitrag von:

  • Martina Kefer

    Diplom-Medienpädagogin und Ausbildung zur Journalistin beim Bonner General-Anzeiger

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.