Mysteriöser Stern weckt Spekulationen über außerirdische Zivilisation
Es wäre natürlich die Sensation schlechthin, wenn das Weltraum-Teleskop Kepler eine außerirdische Zivilisation entdeckt hätte. Wahrscheinlich gibt es jedoch eine weniger spektakuläre Erklärung für die bizarren Helligkeitsschwankungen auf dem 1500 Lichtjahre entfernten Stern. Aber selbst Astronomen sind bislang ratlos.
Wir werden uns wohl bis Januar 2016 gedulden müssen, bis starke Radioantennen KIC 8462852 und seine mysteriösen Strukturen genauer ins Visier nehmen werden. Bis dahin darf spekuliert werden, worin dessen Helligkeitsschwankungen begründet sind.
Das Weltraumteleskop Kepler hatte den Stern als einen von über 150.000 über vier Jahre lang beobachtet. Bei der Auswertung der Daten machten Hobby-Astronomen dann eine ungewöhnliche Entdeckung, die sich auch die Wissenschaftler bislang nicht erklären können.
Programm Planet-Hunter: Hobby-Astronomen beobachten Lichtmuster von Sternen
Nicht zum ersten Mal hat das US-Weltraumteleskop Kepler eine spannende Entdeckung gemacht. Kepler war 2009 gestartet und beobachtete einen festen Ausschnitt von mehr als 150.000 Sternen. Im August 2013 wurde zwar die Hauptmission eingestellt, aber die enorme Datenmenge werten die Astronomen immer noch aus.
Als wichtigste Entdeckungen galt bislang, dass zuerst mehrere erdähnliche Planeten ins Visier der Forscher geraten waren. Dann wurde es im Sommer dieses Jahres noch spektakulärer, als „Kepler 452-b“ gefunden wurde, der sogar in der theoretisch bewohnbaren Zone zur nächsten Sonne liegt.
Jetzt könnte es allerdings richtig spannend werden, denn der knapp 1500 Lichtjahre entfernte KIC 8462852, der heißer und größer ist als unsere Sonne, wirft ganz andere Fragen als nach der Bewohnbarkeit für Menschen auf. 2011 fanden Hobby-Astronomen, die im Programm Planet-Hunter aktiv waren, erste Hinweise auf die ungewöhnlichen Helligkeitsschwankungen des Sterns.
Planet-Hunter war von den Kepler-Astronomen gegründet worden, weil sie sich von privaten Astronomen, die häufig sehr viel Sachverstand mitbringen, Unterstützung bei der Bewältigung der Datenflut erhofften. Insbesondere die von den Sternen ausgesandten Lichtmuster waren interessant.
Erklärungen wie Exoplaneten oder Asteroidengürtel scheiden aus
Das ungewöhnliche Lichtmuster von KIC 8462852 legt nahe, dass eine große Menge an Materie den Stern umkreist. Ein Exoplanet wird es nicht sein, denn die Helligkeit des Sterns schwankt nicht in periodischen Abständen, wie zu vermuten wäre, wenn ein Exoplanet im regelmäßigen Orbit den Stern umkreisen würde. Auch ändert sich die Helligkeit sehr unterschiedlich, zwischen 15 und 22 %, was ebenfalls gegen einen Exoplaneten spricht.
Die andere Erklärung, dass es sich um Reste von Kollisionen mit anderen Planeten oder einem Asteroidengürtel handeln könnte, scheidet ebenfalls aus. Dafür müsste der Stern noch jung sein, was bei KIC 8462852 nicht der Fall ist. Bei seinem Alter hätte die Gravitation längst andere Himmelskörper aus dem Material, das ihn umkreist geformt. Außerdem wäre durch die starke Erhitzung des Staubs eine zusätzliche Infrarotstrahlung zu erwarten gewesen, die aber nicht gefunden wurde.
„Außerirdische sollten immer die letzte Hypothese sein“
Tabetha Boyaijan, die das Programm Planet Hunter wissenschaftlich begleitet, hat nun die gesammelten Erklärungsversuche für die ungelösten Fragen rund um die Helligkeitsschwankungen veröffentlicht. Messfehler schließt die Astronomin aus und schlägt als wahrscheinlichste Erklärung eine Störung im System durch einen zu nahe gekommenen Stern vor. Sicher ist die Wissenschaftlerin sich aber nicht, denn sie würde nun auch andere Szenarien prüfen.
Ihr Kollege Jason Wright von der Penn State University ist da weniger vorsichtig. Er könne sich vorstellen, dass die Helligkeitsschwankungen zu einem Schwarm von riesigen Megastrukturen passen, die zum Beispiel als Sonnenkollektoren die ferne Sonne umkreisen und deren Energie für eine außerirdische Zivilisation nutzen. „Außerirdische sollten immer die letzte Hypothese sein, die man ausprobiert, aber das hier sieht aus wie etwas, das man von einer außerirdischen Zivilisation erwarten würde“, sagte Wright dem Magazin Atlantic.
Beobachtung mit gigantischem Radioteleskop geplant
Nun wollen Boyaijan und Wright versuchen, Radioantennen auf den Stern auszurichten, um ihm sein Geheimnis entlocken zu können. Falls sie dabei Radiowellen in einem Frequenzbereich finden, der mit technologischen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden kann, käme der nächste Schritt.
Der würde im Januar 2016 folgen und eine Beobachtung mit dem gigantischen Radioteleskop Very Large Array (VLA) in New Mexico, USA bedeuten. „Falls wir vorher etwas richtig Aufregendes finden, würden wir aber den Direktor von VLA fragen, ob er uns eine Möglichkeit für eine Beobachtung außer der Reihe gibt“, sagte Boyaijan.
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