Dorsch in der Ostsee 14.10.2016, 10:23 Uhr

Nachhaltig fischen: Neues Schleppnetz hat Schlupflöcher und Fluchtfenster

Der Ostsee gehen die Dorsche aus. Doch nicht nur die Existenz der Tiere ist bedroht. Auch die der Fischer. Rostocker Wissenschaftler haben ein neues Schleppnetz entwickelt, das Mensch und Tier weiterhelfen würde. Was es von den üblichen Netzen unterscheidet? Wir verraten es Ihnen auf der nächsten Seite. 

Dorsche im Netz. Im Hintergrund sind die Gitterstäbe zu sehen, die große Tiere zum Fluchfenster leiten.

Dorsche im Netz. Im Hintergrund sind die Gitterstäbe zu sehen, die große Tiere zum Fluchfenster leiten.

Foto: Annemarie Schütz/Thünen-Institut

Freuten sich Berufsfischer früher über dicke Dorsche im Netz ohne schlechtes Gewissen, haben sie heutzutage eher gemischte Gefühle bei deren Anblick. Warum? Weil sie wissen, dass gerade die großen, alten Fische besonders wichtig für die Reproduktion der Bestände sind: Ein zehnjähriges Dorsch-Weibchen legt bis zu 40 Mal so viele Eier wie ein junges, gerade geschlechtsreif gewordenes Tier. Und dann sind die Eier der älteren Fische auch noch von besserer Qualität.

Eine Lösung, die älteren und großen Fische zu schützen, haben jetzt Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock ausbaldowert. Ihre Idealvorstellung: Der Fang sollte, mathematisch gesehen, gemäß einer Glockenkurve verteilt sein – vor allem die mittleren Größenklassen sollen gefangen werden, während von den kleinen wie von den großen Tieren nur wenige ins Netz gehen.

Schlupflöcher für kleine Fische

Kleinen Fischen die Flucht zu ermöglichen, lässt sich relativ einfach umsetzen durch die passende Maschengröße und -form im Endbereich des Schleppnetzes, dem Steert. Anders sieht es bei großen Fischen aus. Da mussten sich die Fangtechniker des Thünen-Instituts schon ein paar Gedanken mehr zu machen.

Heraus gekommen ist ein am Ende des Netzes eingebautes Gitter aus schräg nach oben führenden, parallel angeordneten Stäben, das die großen Dorsche zu einem Fluchtfenster leitet. Sind Fische so groß, dass sie nicht durch das Gitter passen, sind sie quasi gezwungen, das Netz durch das oben liegende Fenster wieder zu verlassen.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) für die Entwicklung von medizinischen Kunststoffeinmalartikeln B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) der Fachrichtung Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaft, Produktionstechnik, Werkstoffwissenschaft oder vergleichbar Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Key Account in der Elektronikbranche Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
JACOBS DOUWE EGBERTS DE GmbH-Firmenlogo
Project Engineer (w|m|d) JACOBS DOUWE EGBERTS DE GmbH
Elmshorn Zum Job 
Johns Manville Europe GmbH-Firmenlogo
Technology Leader (m/w/d) Nonwovens Europe Johns Manville Europe GmbH
Wertheim Zum Job 
Funkwerk Systems GmbH-Firmenlogo
Leiter Entwicklungsabteilung (m/w/d) Funkwerk Systems GmbH
Kölleda Zum Job 
Graz University of Technology, Faculty of Technical Chemistry, Chemical and Process Engineering and Biotechnology, Institute of Process and Particle Engineering-Firmenlogo
Professorship for Particle Engineering and Solids Processing Graz University of Technology, Faculty of Technical Chemistry, Chemical and Process Engineering and Biotechnology, Institute of Process and Particle Engineering
Graz, Austria Zum Job 
HygroMatik GmbH-Firmenlogo
Junior Entwicklungsingenieur für Hard- und Softwarelösungen (m/w/d) HygroMatik GmbH
Henstedt-Ulzburg Zum Job 
RENOLIT SE-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Kunststoff- / Verfahrenstechnik / Chemie RENOLIT SE
Frankenthal Zum Job 
FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH
Gronau (Leine) Zum Job 
PARI Pharma GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Medizintechnik PARI Pharma GmbH
Gräfelfing bei München Zum Job 
EuropTec GmbH-Firmenlogo
Mitarbeiter Prozessentwicklung (m/w/d) EuropTec GmbH
Rimowa GmbH-Firmenlogo
Senior Project Manager R&D (m/f/d) Rimowa GmbH
ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Rohrwerkzeuge und Rohrbearbeitungsmaschinen ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH
Kelkheim Zum Job 
Nash - Zweigniederlassung der Gardner Denver Deutschland GmbH-Firmenlogo
Teamleiter Development Engineering / Entwicklungsingenieur (m/w/d) Nash - Zweigniederlassung der Gardner Denver Deutschland GmbH
Nürnberg, Homeoffice möglich Zum Job 
August Storck KG-Firmenlogo
Leiter (m/w/d) Prozess- und Methodenmanagement August Storck KG
Ohrdruf Zum Job 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Promovierte*r wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) einer natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtung Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Adlershof Zum Job 
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften-Firmenlogo
HF-Ingenieur*in (m/w/d) als technische*r oder wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Leipzig Zum Job 
maxon motor GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur (w/m/d) für Qualität in Entwicklungsprojekten | Antriebstechnik maxon motor GmbH
Sexau bei Freiburg im Breisgau Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) Process Design B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Grafik zum selektiv nach Größen fangenden Netz.

Grafik zum selektiv nach Größen fangenden Netz.

Quelle: Annemarie Schütz/Thünen-Institut

Mit dem Forschungsschiff Solea stachen die Wissenschaftler in See und testeten den neuen Netztyp. Dafür umhüllten sie den Steert mit einem anderen Netz, dort sammelten sich die kleinen Fische, die durch die Maschen geschlüpft waren. Auch an das oben liegende Fluchtfenster im vorderen Bereich des Netzes wurde ein Auffangnetz angebracht. Und dann haben die Forscher gezählt: wie viele Fische flüchten konnten und wie viele im Netz als Fang landeten.

Anschließend wurden die Daten anhand verschiedener statistischer Modelle analysiert. Das Ergebnis: Es ist prinzipiell möglich, den Dorschfang selektiv nach gewünschten Größenklassen auszurichten. Die entscheidenden Steuergrößen für die Form der Glockenkurve, die den Anteil von kleinen, mittleren und großen Fischen im Fang beschreibt, sind zum einen die Abstände der Stäbe im Gitter und zum anderen die Maschengrößen im Steert.

Das Forschungsschiff Solea befährt die Nordsee und die Ostsee.

Das Forschungsschiff Solea befährt die Nordsee und die Ostsee.

Quelle: C. Zimmermann/Thünen-Institut

Dr. Daniel Stepputtis, Leiter der Arbeitsgruppe Fischerei- und Surveytechnik im Thünen-Institut: „Die bislang erzielten Ergebnisse sind vielversprechend.“ Den Forschern sei besonders wichtig gewesen zu zeigen, dass „die Möglichkeiten, Netze zu entwerfen, die eine nachhaltige Nutzung der Fischbestände ermöglichen, noch lange nicht ausgereizt sind“. Was die Ostsee anbelangt drängt die Zeit. Denn schon jetzt hat die EU die Fangquote für Dorsch aus der Ostsee neu geregelt: Im Westen sinkt die Fangmenge um 56 % gegenüber 2016, in der östlichen Ostsee um 25 %. Ein harter Einschnitt für die Berufsfischer.

Ein weiteres Problem in der Ostsee: 10.000 Fischernetze gehen jedes Jahr allein dort verloren, reißen sich los im Sturm und werden am Meeresgrund zur tödlichen Falle für Wale und Fische. Umweltschützer wollen diese so genannten Geisternetze jetzt bergen. Und zwar mit Schiffen, die Eggen hinter sich herziehen. Erste Erfahrungen gibt es schon. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.

 

Ein Beitrag von:

  • Martina Kefer

    Diplom-Medienpädagogin und Ausbildung zur Journalistin beim Bonner General-Anzeiger

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.