Neopren-Anzug schützt vor Hai-Attacken
Spezielle Muster auf Neopren-Anzügen sollen künftig Taucher und Surfer vor Hai-Angriffen bewahren. Ein Unternehmen für Biotechnologie hat sich die Forschungen australischer Wissenschaftler zum Sehvermögen von Haien zunutze gemacht.
Die für Surfer, Taucher und Schwimmer besonders attraktive australische Westküste hat für die Wassersportler den entscheidenden Nachteil, dass auch Haie diesen Teil des Ozeans als Lebensraum für sich beanspruchen. Haie wurden hier vermehrt gesichtet und auch die Zahl der Angriffe ist gestiegen. Fünf Menschen starben in den letzten beiden Jahren durch Hai-Attacken, was dem Gebiet rund um die Großstadt Perth den traurigen Ruf als tödlichste Küste der Welt eingebracht hat.
Haie verlassen sich kurz vor dem Angriff auf ihr Sehvermögen
Da liegt es nahe, dass über Strategien nachgedacht wird, wie der Mensch sich wirkungsvoll vor Angriffen von Haien schützen kann. Das Biotechnologieunternehmen SAMS (Shark Attack Mitigation System) mit Sitz in Perth entwickelt Lösungen für das Problem und greift dafür auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse zurück. Hamish Jolly und Craig Anderson, beides passionierte Surfer und Gründer von SAMS, arbeiten mit der Regierung von West-Australien und dem Ozean-Institut der Universität von West-Australien zusammen.
Gemeinsam haben sie nun Neopren-Anzüge und Zubehör für Wassersportgeräte entwickelt und auf den Markt gebracht, die wirkungsvoll vor Hai-Attacken schützen sollen. Spezielle Muster, die auf herkömmliche Anzüge gedruckt werden, irritieren die Angreifer oder machen den Träger des Anzugs nahezu unsichtbar für den Hai. Die beiden auf das Sehvermögen von Tieren spezialisierten Neurobiologen Shaun Collin und Nathan Hart vom Ozean-Institut lieferten mit ihren Forschungen die Grundlagen für das Spezial-Design.
Obwohl Haie, insbesondere über weitere Entfernungen, verstärkt ihren Geruchssinn einsetzen, um ihre Beute auszumachen und zu verfolgen, spielt das Sehvermögen ebenfalls eine besondere Rolle. Auf ihre ausgezeichnete Sicht verlassen sie sich im entscheidenden Moment vor dem Angriff. Kommt es in dieser Phase zu einer Störung der visuellen Wahrnehmung, kann die Attacke entweder abgewendet oder zumindest verzögert werden.
Unterschiedliche Muster zur Tarnung oder Warnung
Die Tatsache, dass Haie in Schwarz-Weiß sehen, bestimmt die Designs der beiden unterschiedlichen Abwehr-Muster. Beim „Warnanzug“ verstärken kontrastreiche schwarz-weiße Streifen die Sichtbarkeit des Anzugträgers derart, dass er keiner gewöhnlichen Beute mehr ähnelt oder sogar als ungenießbares und gefährliches Objekt erscheint. Der „Tarnanzug“ hat genau die gegenteilige Wirkung. Die farbigen Muster reflektieren das Licht im Wasser auf besondere Weise, so dass der Anzugträger mit den Hintergrundfarben verschmilzt. Der Hai kann seine Beute kaum noch erkennen oder fokussieren.
Surfer, die eher an der Wasseroberfläche unterwegs sind, würden sich demzufolge für einen Warnanzug entscheiden, während Taucher sich im Tarnanzug relativ sicher fühlen können. Entsprechende Sticker können die Wassersportler auch unter ihre Surfboards oder Boote kleben. Zwar seien die Tests mit den neuen Neoprenanzügen und wilden Haien außerordentlich gut gelaufen, sagen die Hersteller, eine hundertprozentige Sicherheit können und wollen sie aber sicher nicht geben. „Wir glauben, dass die Anzüge eine Hilfe sind, ohne dabei zusätzliche Kosten für die Ausrüstung zu verursachen, die ohnehin genutzt wird“, betonte Hamish Jolly.
Während die Tests mit den Anzügen fortgeführt werden, hat SAMS eine Lizenz für die patentierte Technologie an die Wetsuite-Firma „Radiator“ vergeben, und erwartet, dass die Technologie weltweit in eine Vielzahl von Wassersportprodukten integriert werden wird.
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