Neuer Luftreiniger: Aerobuster fängt circa 100 % Coronaviren
Ein neuer Luftreiniger könnte zu einem zentralen Beitrag im Kampf gegen die Corona-Pandemie werden. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat den sogenannten „Aerobuster“ entwickelt. Die Wirkung gegen Viren ist erstaunlich.
Luftreiniger filtern seit Monaten die Raumluft in zahlreichen Gebäuden, um Ansteckungen mit dem Coronavirus einzudämmen. Zwar können die Geräte das Lüften mit Durchzug nicht ersetzen, dennoch unterstützt die Technologie bei einer virenfreien Raumluft. Nun hat das Karlsruher Institut für Technologie ein neues Gerät entwickelt, das alle anderen Luftreiniger zuvor in den Schatten stellen könnte: der Aerobuster saugt förmlich alle schädlichen Viren aus Klassenräumen, Büros oder Hallen.
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Aerosole spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Covid-19. Beim Atmen, Sprechen, Lachen oder Husten verbreiten sich die winzigen mit Corona-Viren beladenen Tröpfchen in Innenräumen. Schulen, Kindergärten, Uni-Hörsäle, Arztpraxen oder Restaurants sind davon besonders betroffen.
Raumluftsystem: Ist Fensterlüftung das beste Mittel gegen Corona-Viren?
Wie bekommt man Aerosole mit Coronaviren am besten aus solchen Räumen? Wie oft und lange sollte gelüftet werden? Bringt das überhaupt etwas, oder sind Raumluftsysteme die bessere Lösung? Darüber sprechen wir im Podcast mit Uwe Franzke, Geschäftsführer des Instituts für Luft- und Kältetechnik aus Dresden. Hier reinhören.
Aerobuster entfernt fast 100 % aller Viren
Viren würden zu fast 100 % entfernt, teilt das KIT mit. Der Aerobuster sei zudem kompakt und effektiv. Der Luftdurchsatz sei hoch und die Anschaffungskosten gering. Klingt nach einem Wundergerät.
„Erste Ergebnisse zeigen, dass mit unserem Aerobuster luftgetragene Modell-Viren zu fast 100 Prozent inaktiviert werden können. Dabei ist der Aerobuster mit einem hohen Luftdurchsatz extrem leistungsstark und hat deutlich niedrigere Anschaffungskosten als handelsübliche Luftreinigungsgeräte“, sagt Professor Horst Hahn, Leiter des Instituts für Nanotechnologie des KIT und einer der Erfinder des Aerobusters.
Simulationen der Aerosolbewegungen in einem durchschnittlichen Klassenzimmer mit 20 Schülern hätten gezeigt, dass die Konzentration aktiver Viren drastisch gesenkt und die Ansteckungsgefahr erheblich gemindert werden könne, teilt Horst Hahn mit. Der Aerobuster könne in allen Bereichen mit viel Personenaufkommen wie Krankenhäusern, Pflege- und Altersheimen, Restaurants, Büros, Werkshallen oder öffentlichen Verkehrsmitteln eingesetzt werden.
Der Luftreiniger ist so groß wie eine Stehlampe; nimmt im Raum also nicht viel Platz weg. Über ein Metallrohr, wird die Luft eingesaugt. Ein Heizmodul trocknet die Aerosole, anschließend werden die Viren mit UV-C-Strahlung inaktiviert. Besonders praktisch: Mit der Abwärme lassen sich Räume heizen.
Hahn und die weiteren Erfinder kommen aus verschiedenen Instituten des KIT. Sie wollen jetzt 100 Prototypen bauen, erproben und weiter optimieren.
„Mit einem geeigneten Partner aus der Industrie könnten binnen weniger Wochen 10.000 Stück verfügbar sein“, so Hahn.
Bei den Beschaffungskosten für die Materialien, aus denen der Aerobuster zusammengesetzt wird, rechnen die Experten mit rund 50 Euro. Der fixe Preis auf dem Markt steht noch nicht fest und obliegt auch dem jeweiligen Hersteller, heißt es auf Nachfrage beim KIT.
Um die Aerosolbelastung der Luft und damit das Risiko von Infektionen mit dem Coronavirus zu verringern, müssen zum Beispiel Klassenräume derzeit häufig gelüftet werden, was zu Unterbrechungen des Unterrichts und zu niedrigen Temperaturen in den Räumen führt. Durch den neuen Luftreiniger würden Schulkinder weniger frieren und bleiben geschützt.
Zur Innenraumluftverunreinigungen gibt es im Verein Deutscher Ingenieure (VDI) auch eine Richtlinie, die DIN ISO 16000-36. Mehr dazu, erfahren Sie hier.
Der VDI empfiehlt den Einsatz dezentraler Geräte, wie Fassaden- und Brüstungsgeräte sowie mobile Luftreiniger. Optimaler Schutz ist allerdings nur mit einer maschinellen Lüftung mit 100 Prozent frischer Außenluft zu erreichen.
Thomas Wollstein von der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik: „Schulen bieten hervorragende Bedingungen zur Verbreitung des Virus. Es müssen schnell gut überlegte Maßnahmen ergriffen werden. Mit Fensterlüftung allein werden wir da nicht zum Ziel kommen.“ Wie hoch das Risiko an Schulen ist, haben wir hier berichtet.
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