2500 Kilometer 12.12.2014, 08:33 Uhr

Niederländerin schlägt sich auf Traktor zum Südpol durch

Beim zweiten Anlauf hat sich Manon Ossevoort ihren Lebenstraum erfüllt: Die Niederländerin ist auf einem Traktor bis ans Ende der Welt gefahren – zum Südpol. Der Traktor wurde kräftig aufgepäppelt, um Eiseskälte, Schnee und Eiswellen trotzen zu können.

Bei bis zu minus 56 Grad Celsius schlug sich die Niederländerin durch die Antarktis – teilweise kam sie nur mit 0,5 km/h voran. Ihr umgebauter Traktor von Massey Ferguson stand ihr dennoch treu zur Seite. 

Bei bis zu minus 56 Grad Celsius schlug sich die Niederländerin durch die Antarktis – teilweise kam sie nur mit 0,5 km/h voran. Ihr umgebauter Traktor von Massey Ferguson stand ihr dennoch treu zur Seite. 

Foto: Massey Ferguson

Siebzehn Tage hat Manon Ossevoort zum Ziel ihrer Träume gebraucht: Am südlichsten Punkt der Erde, im Hinterhof der Amundsen-Scott-Südpolarstation, hat sie am Dienstag die verchromte Kugel umarmt – überwältigt vor Glück. Die 38-jährige Mutter einer zehn Monate alten Tochter war am 22. November mit einem siebenköpfigen Team in Europa gestartet. Den Traktor hatte das Unternehmen Massey Ferguson bereitgestellt.

Die gelernte Schauspielerin fuhr mit dem 5,5-Tonner nach Afrika und von dort aus zum Südpol. 2500 Kilometer legte sie zurück. Ossevoort hatte die Südpolreise schon einmal versucht – ganz alleine. Mit einem Deutz-Traktor erreichte sie 2009 zwar Kapstadt, verpasste dort aber den Eisbrecher, mit dem sie weiter wollte in die Antarktis. In ihrer Heimat wird sie seitdem Tractor-Girl genannt.

Minus-Temperaturen bis zu 56 Grad Celsius

Eines kann man definitiv sagen: Die Antarktis-Tour der Niederländerin war alles andere als ein Spaziergang. In der weißen Wüste herrschen extreme Temperaturen von bis zu minus 56 Grad Celsius. Zeitweise kam die Expedition nur mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h voran. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bezeichnete die Niederländerin den Tag als den schlimmsten, an dem es nur im Schneckentempo von 0,5 km/h vorwärtsging.

Es ist geschafft: Manon Ossevoort hat mit ihrem Traktor MF 5610 den südlichsten Punkt der Erde erreicht. Weihnachten will sie wieder bei ihrer Familie sein. 

Es ist geschafft: Manon Ossevoort hat mit ihrem Traktor MF 5610 den südlichsten Punkt der Erde erreicht. Weihnachten will sie wieder bei ihrer Familie sein. 

Quelle: Massey Ferguson

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Schwer zu durchkreuzen mit dem MF 5610 war der tiefe und weiche Schnee. Riesenherausforderungen waren außerdem die bis zu ein Meter hohen festen Eiswellen, tückische Gletscherspalten sowie ein 3400 Meter hohes Gebirge.

Traktor vorher in Militäreinrichtung getestet

Vor der Polarreise haben Ingenieure den Traktor richtig fit gemacht für das ewige Eis. Unter anderem wurde er in der Kältekammer einer französischen Militäreinrichtung getestet. Das bullige Gefährt kann mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h über verschneite Böden fahren. Dazu wurden mit dem Reifenspezialisten Trelleborg spezielle Reifen entwickelt. Und damit der Sprit nicht irgendwann alle ist, wurde ein spezieller Anhänger angebracht, der sechs 200-Liter-Fässer Kraftstoff tragen kann. Außerdem haben die Ingenieure auch einen 400-Liter-Zusatztank entwickelt, der mit einem Spezialrahmen über das Heckhubwerk aufgenommen wird.

Motor ist gut isoliert

Der Drei-Zylindermotor des MF 5610 muss am Südpol quasi Tag und Nacht laufen, damit die Reifen nicht am Boden einfrieren. Abgeschaltet wird er nur zur Routinewartung. Der Traktor fährt mit einem Spezialöl für sehr niedrige Temperaturen. Er hat ein Webasto Heizsystem und Glykolschläuche um Motor und Getriebe, damit die Öltemperatur hoch bleibt.

Der 3-Zylindermotor des MF 5610 musste am Südpol quasi Tag und Nacht laufen, damit die Reifen wegen der Kälte nicht am Boden einfrieren. Etwas wärmer wurde es in der Kabine unter anderem dank Thermofolie auf den Scheiben. 

Der 3-Zylindermotor des MF 5610 musste am Südpol quasi Tag und Nacht laufen, damit die Reifen wegen der Kälte nicht am Boden einfrieren. Etwas wärmer wurde es in der Kabine unter anderem dank Thermofolie auf den Scheiben. 

Quelle: Massey Ferguson

Außerdem sorgt eine Isolierung um Motor und Getriebeeinheit für Wäremekonservierung. So bleibt das Öl geschmeidig. Der Motor ließe sich deshalb auch dann wieder gut starten, wenn er in der Eiseskälte längere Zeit still stehen müsste. Auch der Kühlergrill und die Front der Motorhaube wurden umgebaut, so dass eine noch höhere Luftzufuhr zum Motorraum ermöglicht wird. Die Luftschlitze sind so gestaltet, dass sich kein Eis darin festsetzen kann.

Außerdem haben die Ingenieure eine 1,6 m lange Spezial-Abschleppvorrichtung und eine Seilwinde eingebaut. Das für den Notfall, falls jemand in eine Gletscherspalte stürzt. Was denkbar ist. Bei der Antarktis-Expedition von Sir Edmund Hillary 1958 ist das passiert. Ossevoort hat ihren Traktor übrigens Antarctica 2 getauft – in Erinnerung an den legendären Mount-Everest-Bezwinger.

Zusätzliche Heizung in der Kabine

Damit die Abenteuerin in der Kabine nicht ständig bibbern muss, wurde eine zusätzliche Heizung eingebaut. Molliger wird es auch durch die Thermoisolationsfolie, die auf den robusten Scheiben aus Polycarbonat angebracht ist. Um vorzubeugen, dass die Kälte nicht die Leistung der elektronischen Steuerungseinheiten in der Kabine mindert, hat auch der Kabinenboden eine Thermoisolierung.

Auf dem Anhänger zog die Niederländerin sechs 200-Liter-Fässer Kraftstoff hinter sich her. 

Auf dem Anhänger zog die Niederländerin sechs 200-Liter-Fässer Kraftstoff hinter sich her. 

Quelle: Massey Ferguson

Was die Niederländerin alles so erlebt, wird man später sehen können: Ein Filmteam zeichnet die Reise auf. Am Südpol will Ossevoort einen Schneemann bauen und darin die Wünsche und Hoffnungen Tausender Menschen hinterlegen, die auf einem digitalen Medium gespeichert sind. In 80 Jahren sollen die Botschaften dann von nachfolgenden Generationen gelesen werden.

Jetzt hat Manon Ossevoort aber ein ganz kurzfristiges Ziel vor Augen: Weihnachten wieder bei ihrer Familie in Holland sein. Wenn die Rückkehr so verläuft wie die Tour hin, dürfte das kein Problem werden.

Ein Beitrag von:

  • Lisa von Prondzinski

    Die Journalistin und freie Redakteurin bedient die Fachbereiche Gesundheit, Wissenschaft und Soziales.

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