Plastik der Zukunft: Studie kritisiert deutsche Forscher
Deutschland forscht zu wenig rund um das Plastik der Zukunft. Eine Studie zeigt die eklatanten Auswirkungen.
Nur wenige Patente für chemische und biologische Recyclingverfahren kommen aus Deutschland, so eine Studie des Europäischen Patentamts (EPA).
“Hier könnte mehr getan werden”, sagt EPA-Chefvolkswirt Yann Ménière. “Andere Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Belgien sind hier deutlich fokussierter.”
Stärken zeigen wir hingegen bei Technologien, mit denen bereits bei der Herstellung und noch in der Fabrik wiederverwertet werde, sagt Ménière. Die Sortierung von Kunststoffabfall mit Hilfe optischer Erkennung und künstlicher Intelligenz laufe in Deutschland ebenfalls gut.
Die meisten Patente zum Thema Plastik kommen aus Europa und den USA. Circa ein Drittel der zwischen 2010 und 2019 angemeldeten Patentfamilien in den Bereichen Kunststoff-Recycling und alternative Kunststoffe gehen auf ihr Konto. Japan kommt auf 18 Prozent, Korea und China liegen bei je rund 5 Prozent. Deutschland alleine verbucht acht Prozent der Anmeldungen.
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Plastik der Zukunft: Es mangelt an der Umsetzung
Bei der EPA werden noch andere Schwierigkeiten gesehen: „Europa ist beispielsweise bei alternativen Kunststoffen gut bei der Forschung. Wo es fehlt, ist die Umsetzung – das Ganze aus dem Labor in die Praxis zu bringen.“
An der Umsetzung feilen beispielsweise Wissenschaftler aus Merseburg – allerdings schon seit 20 Jahren. Kunststoffe sollen aus nicht schädlichem Erdöl bestehen. Um nachhaltig zu produzieren, müssen Schadstoffe und der Gebrauch von Material bei der Herstellung minimiert werden. Abfälle, Kunststoffe, Papier und vieles mehr entstehen nicht nur in der Industrie, sondern auch in Privathaushalten. Lautet das Lösungswort Kreislaufwirtschaft?
Kreislaufwirtschaft bei Plastik erklärtes Ziel
Eine Kreislaufwirtschaft läuft möglichst effizient und vollständig ab. Sie muss nicht nur bei Plastik, sondern bei allen Rohstoffen das Ziel sein, so die Hochschule Merseburg. Das gelingt aber nur, wenn Produkte langlebig und reparierbar gestaltet werden.
Können Lebewesen eines Tages unseren Plastikmüll eliminieren?
Erste Beschlüsse gibt es schon: In Deutschland sieht das Verpackungsgesetz eine Recyclingquote von 58,5 Prozent bei Kunststoffverpackungen vor. Ab 2022 werden 63 Prozent vorgeschrieben. Aktuell wird immer noch mehr als die Hälfte aller gesammelten Kunststoffabfälle verbrannt. Die niedrige Recyclingquote geht auf viele Verunreinigungen und die Komplexität der Kunststoffprodukte zurück.
Was ist überhaupt Plastik?
Unter Plastik fallen alle möglichen Kunststoffe, die aus Erdöl mit einigen Zusatzstoffen hergestellt werden. Polyethylen kommt als Kunststoff am häufigsten vor. Zu finden ist das Material in Müllsäcken, Kabel oder Rohren.
Plastik ist leicht, bruchfest, günstig und langlebig – daher wird Kunststoff so oft verwendet. Es kann nach Wunsch gestaltet werden.
Was ist Mikroplastik?
Winzige Kunststoffteilchen bilden Mikroplastik, das kleiner als fünf Millimeter ist. Zersetzen sich größere Plastikteile entsteht Mikroplastik. Zu finden sind die Teilchen aber auch in Pflegeprodukten, zum Beispiel in Duschgel oder Sonnencreme. Mikroplastik macht Gels cremiger.
Wer erfand Plastik?
Der belgisch-amerikanische Chemiker Leo Hendrik Baekeland erzielte im Jahr 1907 einen Durchbruch. Er entwickelte den ersten synthetisch in Massen produzierten Kunststoff.
Wie viel Plastikmüll entsteht im Jahr?
2019 wurden laut dem Erhebungsportal Statista weltweit fast 370 Millionen Tonnen Kunststoff produziert. 18 Millionen Tonnen Plastik davon in Deutschland. 2020 lag der Export von Plastik in Deutschland bei 13 Millionen Tonnen. Parallel wurden neun Millionen Tonnen importiert. 2018 entstanden mehr als 29 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle. In den EU-Ländern werden pro Jahr rund 33 Kilogramm Verpackungsabfall aus Plastik pro Einwohner generiert. In Deutschland liegt der Anteil bei 39 Kilogramm Pro-Kopf.
Kann man Plastik ohne Erdöl herstellen?
Schon heute gibt es Alternativen, die zum Beispiel im Automobilbau zum Einsatz kommen. Neue Prototypen von BMW enthalten beispielsweise keine Kunststoffverkleidung am Armaturenbrett. Darunter liegen Platten aus stark gepresstem Hanf.
Bei Stiften oder Spielzeug wird schon oft Kunststoff aus Maisstärke verwendet. Der Spielzeughersteller Lego forscht an einer erdölfreien Lösung für seine Bauklötzchen. Bis 2030 sollen Lego-Bausteine aus einem umweltfreundlichen Material bestehen.
Über biotechnologische Verfahren können Bakterien Polyhydroybuttersäure entstehen lassen. Hier spricht man von Biopol. Für eine Massennutzung ist das Verfahren aber zu teuer.
Hinzu kommt: Kaum ein Bio-Kunststoffe ist biologisch abbaubar. Bio-Plastik darf außerdem nicht im gelben Sack oder in der Bio-Tonne entsorgt werden. Industrielle Kompostieranlagen sind nötig.
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